Essen. Nach der 0:3-Niederlage beim Fortuna-Nachwuchs wollen die Essener ihre Krone richten und gleich gegen Kiel wieder in die Spur finden.

Der pralle Vollmond über dem Paul-Janes-Stadion leuchtete die Szenerie auf dem Rasen aus, als wolle er ein Foto fürs RWE-Archiv machen: Denn er beleuchtete Historisches. Seit dem 1. Februar 2020, seit der 0:2-Niederlage gegen den SV Rödinghausen, hatte Rot-Weiss Essen in einem Pflichtspiel den Platz nicht mehr als Verlierer verlassen. Dann kam Fortuna Düsseldorfs U23-Nachwuchs und beendete Freitagabend mit dem zu hohen 3:0-Sieg eine stolze RWE-Serie.

Der Ball wollte einfach nicht ins Tor

Wie immer versammelte Essens Coach Christian Neidhart direkt nach Schlusspfiff sein Team am Mittelkreis und zog eine erste Bilanz: "Wir brauchen keine Ausreden zu suchen, sondern müssen uns über uns selbst ärgern. Nun ist auch an uns der Kelch der Niederlage nicht vorbei gegangen. Jetzt heißt es: Krone richten - dann geht es weiter!"

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Es war eines dieser Spiele, "wo wir noch drei Stunden hätten weiterspielen können, die Pille wollte einfach nicht ins Tor", resümierte anschließend Marco Kehl-Gomez, der wie alle seiner Mannschaftskameraden an dem Ergebnis schwer zu kauen hatte. Dabei war es der RWE-Kapitän selbst, der das Spiel nach 13 Minuten in eine andere Richtung hätte lenken können: Mustergültig in Szene gesetzt vom starken Isiah Young, der viele gute Abschlüsse vorbereitete, versemmelte er die Riesenchance aus rund acht Metern. "In Rücklage, dann bin ich auch noch ausgerutscht, es passte zum Spiel", so seine Erklärung.

Düsseldorf hatte den perfekten Matchplan

Die Düsseldorfer dagegen hatten den perfekten Matchplan, ließen den Aufstiegsfavoriten größtenteils gewähren, um dann bei Ballbesitz blitzschnell umzuschalten. So auch beim Führungstreffer nach 27 Minuten, als auf der rechten Außenbahn Davor Lovren seinen Kollegen Cedric Reuschen auf die Reise schickte. Da sah man den großen Schwachpunkt im RWE-Spiel: Jan Behounek, der lange auf seine Chance warten musste, hat einfach nicht die Grundschnelligkeit, um diese Seite zu schließen, das hatte die Fortuna vor der Partie wohl richtig erkannt.

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"Das war klar, dass die Frage kommen musste. Alleine Behounek die Schuld zu geben, das wäre mir zu einfach. Natürlich waren wir mit der Abwehrarbeit nicht hundertprozentig zufrieden, aber das müssen wir als Mannschaft hinkriegen", hat auch Trainer Neidhart natürlich das Loch auf der rechten Abwehrseite nach dem längerfristigen Ausfall des bislang überragenden Sandro Plechaty (Knorpelschaden) erkannt. Abhilfe tut Not, schon am Mittwoch, sonst könnte es im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Holstein Kiel über diese Seite durchaus peinlich werden.

Neidhart arbeitet an Lösung auf der rechten Seite

"Wir werden unser System beibehalten, aber einen Gedanken, wie wir die Seite verändern werden, habe ich schon, aber den werde ich hier nicht verraten", so der RWE-Coach. Was seine Spieler auch unbedingt verändern müssen, ist die wieder einmal katastrophale Chancenverwertung. "Wir haben allein in der ersten Hälfte sieben gute Möglichkeiten, der Gegner kommt dreimal vor unser Tor und es steht 3:0, das nenn ich sehr effektiv", so Neidhart.

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Zumindest beim dritten musste er seiner Mannschaft eine gewisse Naivität attestieren: "Da haben sich die Jungs dumm angestellt und ein bisschen die Ordnung verloren, weil sie nochmal alles versuchen wollten." Aber da war schon alles verloren, weil sich die Gäste schon in Halbzeit eins im Auslassen von klarsten Chancen gegenseitig überboten, allen voran "Chancentod" Jan-Lucas Dorow, der aber stets als Vorbereiter glänzt.

Das Debüt von Steven Lewerenz ging ein bisschen unter

Ein wenig untergegangen war am Freitag das Debüt des zuletzt verpflichteten Steven Lewerenz (Viktoria Köln), der nach 74 Minuten die undankbare Aufgabe hatte, noch auf sich aufmerksam machen zu wollen. "Steven hat die Zeit der zuletzt ausgefallenen Spiele dazu genutzt, um an seinem Fitnesszustand zu arbeiten, er hat momentan Luft für 50 Minuten", so sein Trainer.

Das Abschlusswort gehörte dem Kapitän: "Heute noch dürfen wir uns ärgern, vielleicht auch noch morgen - aber dann müssen wir eine neue Serie starten. Wir bleiben ruhig, weil wir wissen, was wir können", verspricht Kehl-Gomez. Eine weitere Kostprobe am Mittwoch gegen Kiel wäre wünschenswert.

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