Essen. Regionalligist Rot-Weiss Essen hat einen perfekten Start hingelegt. Die Bilanz nach dem Last-Minute-2:1 gegen Köln II: drei Spiele, neun Punkte.
Der Glaube versetzt Berge. Wie schon beim ersten Heimspiel gegen Dortmund II schlug Rot-Weiss Essen gegen den 1. FC Köln II in der Schlussminute zu und sackte nach einem Rückstand mit dem 2:1 (1:1)-Heimsieg die drei Punkte ein. “Der RWE ist wieder da”, stimmten die Essener Fans fröhlich an. Genau dort, wo sie ihr Team sehen möchten: an der Tabellenspitze. „Wir haben uns schwer getan, ins Spiel zu kommen, und sind nach einem einfachen Ballverlust in Rückstand geraten“, sagte RWE-Trainer Christian Titz. „Dann kommt das, was meine Mannschaft auszeichnet: Wir sind ruhig geblieben und haben geduldig weitergespielt. Das ist gegen Gegner, die tiefer stehen, gar nicht so einfach.“
Dritter Spieltag in der Regionalliga: Der ungeschlagene Tabellendritte empfängt den Zweiten, ebenfalls unbesiegt. Ein Topspiel also, was man jedoch zwingend zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison wegen der minimalen Aussagekraft relativieren muss.
RWE-Trainer Titz reagiert mit Doppelwechsel
Die Kölner allerdings demonstrierten von Beginn an, warum sie ihre ersten beiden Spiele gewonnen hatten. Sie machten im ersten Durchgang den wesentlich besseren Eindruck. Technisch versiert, zweikampfstark und sicher im Passspiel, so machten sie dem Gastgeber das Leben schwer. Den Essener bauten viel zu behäbig auf, ihnen fehlten zudem Präzision und die zündenden Ideen, um den Nachwuchs vom Rhein zu überrumpeln.
Und dann das alte Lied, das schon bei Heimspiel gegen Dortmund die Fans verstimmte. Daniel Heber spielte den Ball vor dem eigenen Strafraum dem Gegner in die Füße, der schaltete schnell, brachte Salih Özcan, eine Leihgabe aus dem Profikader, in Position und der verwandelte cool aus zehn Metern zur Kölner 1:0-Führung (14.). Der Torschütze und Marvin Rittmüller auf der rechten Seite waren die auffälligsten Akteure beim FC.
RWE-Trainer Christian Titz schaute es sich das wenig erbauliche Gekicke seiner Mannschaft gut eine halbe Stunde lang an und reagierte. Er scheute dabei keine unpopulären Entscheidungen. Erst musste Kapitän Marco Kehl-Gomez vom Feld, für ihn kam in Florian Bichler ein weiterer Offensivmann. Rechtsverteidiger Heber wechselte für Kehl-Gomez in die Mitte. Nach 36 Minuten musste Torjäger Marcel Platzek auf die Bank, der überhaupt nicht zu sehen war. Jan-Lucas Dorow kam und Hamdi Dahmani rückte ins offensive Zentrum. Zu Platzeks Auswechslung sagte Titz: „Wir wollten einen Spielstarken im Zentrum haben. Wir dachten, dass Dahmani gegen diese erfahrene Innenverteidigung gut aufgehoben ist.“
Zunächst passierte wenig, doch plötzlich - mit der ersten Chance des Spiels - war Rot-Weiss wieder obenauf. Dorow passte auf Joshua Endres, der nicht eng genug bewacht wurde. Der Essener drehte sich und hämmerte die Kugel aus elf Metern trocken ins kurze Eck zum 1:1-Ausgleich (41.). Eine Chance, ein Tor, die rot-weisse Welt war trotz der mäßigen Leistung wieder in Ordnung.
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Die Gastgeber steigerten sich allerdings nach der Pause vor allem spielerisch. Die Angriffe wurden flotter, bissiger und vor allem zielstrebiger vorgetragen. Endlich war Feuer im Spiel und Stimmung auf den Rängen. Taktisch setzte Titz wie schon gegen Dortmund Kefkir auf die rechte Außenbahn, um diese zu beleben, Torschütze Endres wechselte nach links.
Die Hausherren waren in Hälfte zwei nun so dominant, wie sie es sich im eigenen Stadion vorstellen. Köln geriet mächtig unter Druck und erlebte einige brenzlige Situationen im eigenen Strafraum. Ein Freistoß von Alexander Hahn klatsche an die Latte (68.), wenig später rettete Kölns Keeper Brady Scott im letzten Moment auf der Linie. So knapp war’s, dass die RWE-Fans schon gejubelt hatten.
Die Kölner wehrten sich und hatten nach einem Eckball die Chance zur Führung, doch Routinier Nottbeck köpfte knapp über den Querbalken (78.). Aber die Partie war in den letzten zehn Minuten wieder ausgeglichener. Nach einer weiteren Ecke parierte RWE-Keeper Marcel Lenz grandios bei einem Kopfball von Petermann (84.).
Doch den entscheidenden Schlusspunkt setzte wieder einmal Rot-Weiss. Der eingewechselte Adetula brachte den Ball flach vor das Kölner Tor, Dorow spritzte dazwischen und hämmerte die Kugel zum 2:1 (90.) unter die Latte. Kurz danach war Schluss. Zeit den Lohn zu kassieren, Zeit zu jubeln.
Rot-Weiss Essen - 1 FC Köln II 2:1 (1:1)
RWE: Lenz - Heber (32. Bichler), Kehl-Gomez, Hahn, Grund - Grote - Dahmani 81. (85. Selishta), Condé, Kefkir (85. Adetula) - Platzek (36. Dorow).
Schiedsrichter: Scheper.
Tore: 0:1 Özcan (14.), 1:1 Endres (41.), 2:1 Dorow (90.).