Essen. RWE-Kolumnist blickt zurück auf DFB-Pokalsensation gegen Leverkusen und deren Folgen für RWE. Absage des Liga-Gipfels alternativlos.

Wäre Rot-Weiss Essen ein Politiker, so würde man aktuell in allen „Sonntagsfragen" die höchsten Sympathiewerte zu verzeichnen haben. Die Anwesenheit bei allen gängigen Talkshows wäre gesichert, und wenn es auch nur einmal ein Gast schaffen könnte, dass Lanz bei „Lanz" nicht ständig seinen Gästen in das Wort fällt, sondern diese ausreden ließe, dann wäre das unser aller RWE!

Bundesweit schwappt spätestens nach dem epischen Pokalspiel gegen Bayer 04 Leverkusen eine Welle der Zuneigung und des medialen Interesses über die Kicker der Hafenstraße hinweg. Es war ja auch eine Achterbahn der Gefühle, dieser Pokalabend. Und er hinterließ unter anderem dieses eine Foto: Mit nacktem Oberkörper sitzt Felix Herzenbruch vor einer Traube seiner Mitspieler und greift sich fassungslos vor Freude an den Kopf.

Moment prägt Bild für die Ewigkeit

Dieser Moment kurz nach Abpfiff war für mich das Bild des Abends, denn es umschreibt die Leistung unserer Mannschaft auf das Trefflichste: Völlig platt, das Trikot den Emotionen geschuldet und dann dieser Blick. Dieses Foto gehört von einem großen Künstler auf Leinwand gemalt, anschließend gerahmt und in den Katakomben der Hafenstraße aufgehängt.

Oder als ständig sichtbares Poster an die Wände jener Redaktionsräume gepinnt, in welchen der Begriff „Freilos" als Synonym für Rot-Weiss Essen in der vergangenen Pokalrunde erfunden wurde. Das ging ja mal so richtig nach hinten los. Diese Mannschaft hätte möglicherweise im Februar 1836 selbst Fort Alamo für Texas gegen die mexikanische Übermacht gehalten, und die Geschichte hätte umgeschrieben werden müssen.

Zweiter sportlicher Höhepunkt ausgefallen

Die Pokalgeschichte heutzutage geht also weiter, während der geplante Ligabetrieb aufgrund der Platzverhältnisse im Stadion Essen leider aussetzen musste. Somit also kein zweiter sportlicher Höhepunkt innerhalb weniger Tage für die Mannen um Christian Neidhart und die immer größer werdende Fanschar vor den Empfangsgeräten. Die Rückeroberung der für uns alle so wichtigen Tabellenführung also vertagt.

Diesen Spielausfall einzuordnen, fällt gar nicht einmal so leicht: Bremste er die vorhandene Euphorie und das Selbstbewusstsein aus der Pokalschlacht aus oder war er gar förderlich für die Regeneration der geschundenen Knochen unserer Kicker? Spekulationen darüber sind müßig, denn die einzige Antwort des „formerly known as Rasen" bekannten Untergrund war: Nein! Spätestens zu dem Zeitpunkt, als es einfach nicht mehr aufhören wollte zu regnen, gab es keine Alternative mehr zu dieser Spielabsage, die direkt auch die Damen der SGS betraf.

Spielabsage stößt nicht überall auf Verständnis

Die Absage stieß mit Blick auf den Platz eigentlich überall auf Verständnis. Überall? Nein: Eine BVB-nahe Zeitung positionierte sich inmitten der medialen Jubelgesänge nun als kleines gallisches Dorf und prangerte die Spielabsage an, indem es Vergleiche zu unseren Reaktionen seinerseits auf Spielverlegungen eines anderen Vereins hervorkramte.

Die Reaktionen darauf blieben weitestgehend aus und der Versuch, irgendeine künstliche Brisanz zwischen der Erstvertretung aus Essen und der Zweitvertretung aus Dortmund zu konstruieren, ging für mich daneben.

Kieler Sportvereinigung vor schwerem Gang zur Hafenstraße

Nicht daneben ging übrigens die Auslosung für das Viertelfinale im DFB-Pokal: Glücklicherweise blieb uns der kreischende Steppmantel aus Leipzig nebst Mannschaft erspart. Den schweren Gang an die Hafenstraße antreten darf dafür die Kieler Sportvereinigung Holstein.

Die Störche überzeugen seit Jahren mit konstanter Arbeit auf und neben dem Platz und wie auch bei uns ist dort die Mannschaft der Star. Aber egal, wir wollten immer schon mal #bayernrauswerferrauswerfer werden!

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