Bergisch Gladbach. Durch den in Ruhe erspielten 2:0-Arbeitssieg beim Abstiegskandidaten Bergisch Gladbach haben die Essener wieder die Tabellenführung übernommen.

Ein Spiel durch zwei Standards zu entscheiden, ist keineswegs anrüchig, es spricht aber nicht dafür, einen unterlegenen Gegner an die Wand gespielt zu haben. Das interessierte nach dem 2:0 (0:0)-Arbeitssieg von Rot-Weiss Essen beim heißen Abstiegsanwärter SV Bergisch Gladbach niemanden mehr, schon gar nicht RWE-Trainer Christian Neidhart: „2:0 gewonnen, wieder zu Null, endlich konnten wir einmal vorlegen, so dass wir den Druck auf die Anderen erhöhen, die müssen jetzt auch erst mal gewinnen.“

Die U23 des BVB muss nun nachlegen

Mit „den Anderen“ ist vornehmlich die U23 von Borussia Dortmund gemeint, die an diesem Wochenende zuschauen musste, bei zwei ausstehenden Spielen aber natürlich beste Aussichten hat, den Zwei-Punkte-Rückstand auf RWE mehr als wett zu machen.

Es war ein ganz dickes Brett, was die Essener da in Bergisch Gladbach zu durchbohren hatten. Mit Leidenschaft und Lust hatten die Gastgeber eine Halbzeit lang die Räume eng gemacht und jede noch so kleine Lücke schnell zugelaufen. Die sanfte Rotation der Gäste war auch nicht dazu angetan, diesen Riegel schnell zu knacken. Oguzhan Kefkir war gleich ganz zu Hause geblieben, auf der anderen Seite schaute Isaiah Young erst einmal zu, ob es auch ohne ihn geht.

Der Flicken-Anzug macht keine Bella Figura

Wichtigste Erkenntnis dieses sonnigen Fußballnachmittags: Wenn der erste Anzug an einigen Stellen ein paar Flicken erhält, ist es schnell vorbei mit der Bella Figura. Kefkir-Vertreter Joshua Endres zog viel zu oft in die Mitte, wodurch der linke Flügel sehr oft verwaist war. Dass ausgerechnet der schnelle Angreifer später den ersten Elfmeter mit seinem Dribbling herausholte, war schon ein Kuriosum im Spielverlauf.

Auf der anderen Seite funktionierte das Zusammenspiel des diesmal offensiveren Sandro Plechaty mit Jonas Behounek überhaupt nicht, auch wenn Trainer Neidhart hinterher um Verständnis warb: „Es ist schwierig für jemanden, der ohne Spielpraxis hineingeworfen wird, aber er hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt.“ Erschreckend allerdings war das Defizit des 22-Jährigen in der Grundschnelligkeit. Als nach 58 Minuten Young durch die Einwechselung das Defizit behob, war es, als ob jemand ein Fenster geöffnet hätte, so viel frischer Wind zog plötzlich über die rechte Angriffsseite. Der zweite Elfer durch ihn war der Lohn.

Amara Condé sieht einen Lerneffekt im Team

Was man der Mannschaft wiederum zugute halten musste, war ihre Unbeirrtheit, auch wenn es von Beginn an mal nicht in die gewünschte Richtung läuft. „Ich habe zur Pause gesagt, dass wir ruhig bleiben und das Spieltempo hochhalten müssen, der erste Elfmeter war dann der Dosenöffner, den brauchst du gegen so ein Bollwerk. Der Gegner hat es sehr gut verteidigt, solange er Kraft hatte“, analysierte der RWE-Coach.

Auch Amara Conde (weißes Trikot) suchte manchmal vergeblich nach Freiraum im Mittelfeld.
Auch Amara Conde (weißes Trikot) suchte manchmal vergeblich nach Freiraum im Mittelfeld. © FFS | Thorsten Tillmann

Auch Mittelfeldmann Amara Condé, der zusammen mit Cedric Harenbrock den offensiveren Part übernehmen durfte, sieht einen Lerneffekt im Team: „In der letzten Saison haben wir solche Spiele unentschieden gespielt oder sogar verloren. Es zeigt, dass wir erwachsener geworden sind und auch so einen Gegner erst einmal müde spielen. Nun müssen wir aber auch den nächsten Step gehen und mehr Tore schießen. Seit Wochen arbeiten wir daran, dass wir uns mehr belohnen für den Aufwand, den wir betreiben.“

Und noch etwas fällt auf zur Vorsaison, vom Auftaktspiel gegen Wiedenbrück einmal abgesehen: Die Rot-Weissen kassieren kurz vor Schluss nicht mehr den Lucky Punch, mit dem sie um ihren Lohn gebracht würden. Denn wenn Meguru Odagaki bei der einzig echten Gladbacher Chance völlig frei aus acht Metern die Kugel nur ein bisschen präziser trifft, dann nützt auch die sensationelle Parade von Daniel Davari nichts, dann sitzt man mit einem 1:1 und langen Gesichtern auf der Rückfahrt im Mannschaftsbus. „Dafür ist er ja da, um den zu halten“, meinte Trainer Neidhart in etwas gespielter Unaufgeregtheit. Wohl dem, der so einen Torhüter hinter sich weiß.

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