Essen. Mittelfeldspieler Benjamin Baier sagt im Interview, warum RWE trotz der letzten Niederlagen selbstbewusst im Derby gegen den FC Kray auftreten soll.
Es ist wieder Derby-Zeit. Rot-Weiss Essen empfängt an diesem Freitag (19.30 Uhr, Hafenstraße) den FC Kray. Natürlich ist RWE Favorit gegen den Abstiegskandidaten. Wie im Vorjahr, doch da blamierten die "kleinen" Krayer den großen Nachbarn und gewannen im Stadion Essen beide Spiele. RWE-Mittelfeldmotor Benjamin Baier (27) war damals dabei, doch mulmig ist ihm nicht vor dem Duell.
Hallo Benjamin Baier. Schon in Derby-Stimmung?
Benjamin Baier: Wir hatten zuletzt ja ein paar Derbys, aber jetzt ist es noch einmal etwas Besonderes, weil es ein Stadtderby ist. Wir freuen uns drauf.
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Kein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, dass Sie in der Vorsaison beide Spiele verloren haben?
Baier: Nee, letzte Saison war letzte Saison. Wir haben jetzt eine ganz andere Mannschaft, einen neuen Trainer. Und Kray genauso. Wir haben das im Rückspiel (0:1) damals ja auch gar nicht so schlecht gemacht. Kray schoss einmal aufs Tor und der Ball landete im Winkel. Wir sind gewarnt, aber ich habe aber kein mulmiges Gefühl. Wir gehen da rein und wollen gewinnen, ist doch klar. Kray wird mit allen Mitteln versuchen, uns ein Bein zu stellen. Und viele Leute hoffen vielleicht auch wieder auf eine Überraschung. Aber da müssen wir ganz selbstbewusst dran gehen, gerade zu Hause.
Einen Dreier hätte RWE auch bitter nötig, oder? Die Tabellensituation ist nicht so rosig.
Baier: Da brauchen wir auch gar nicht herum zu reden. Die Tabellensituation ist nicht gut und nicht so, wie wir uns das gewünscht haben. Es sind nur zwei Punkte bis zum Abstiegsplatz, das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren und es macht dieses Derby noch ein bisschen brisanter.
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Warum läuft es nicht so, wie Ihr Euch das vorgestellt habt?
Baier: Da gibt es viele Gründe. Wir sind eine neue Truppe, das braucht seine Zeit. Das Trainerteam ist neu und hat eine Idee, wie wir Fußball spielen sollen. Wir haben es teilweise schon ganz gut verinnerlicht, aber die Leistungen sind oft noch zu schwankend. Eine Woche gut, eine Woche so lala. Das müssen wir ändern. Aber dass es nicht von heute auf morgen geht, ist auch verständlich. Wir wissen, was die Stunde geschlagen hat und versuchen, es besser zu machen. Man sieht auch Fortschritte, nur wir sind noch nicht so weit, wie wir es uns alle erhofft haben.
Was war in der vergangenen Saison schief gelaufen? Ihr wart zum Winter Spitzenreiter und habt dann in der Rückrunde krass abgebaut.
Das Derby kommt dem FC Kray gerade recht
Der Sieg im Viertelfinale des Niederrhein-Pokals über Meerbusch hat Mut gemacht. Mit Selbstvertrauen fährt Regionalligist FC Kray zum Derby an die Hafenstraße, um 19.30 Uhr ist Anstoß gegen RWE. „Wir waren nach dem Spiel in Meerbusch glücklich, das Pokalhalbfinale erreicht zu haben“, so Trainer Stefan Blank. „Speziell die Art und Weise, wie wir dort, aber auch schon gegen Velbert aufgetreten sind, hat mir sehr gut gefallen.“ Blank sieht das als logische Folge der Arbeit in den vergangenen Wochen – daran soll unbedingt angeknüpft werden. Das Derby kommt ihm aufgrund der aktuellen Situation „gerade recht“: „Es ist einfach das Essener Stadtderby, da muss man nicht mehr viel sagen. RWE wird, auch aufgrund der beiden Niederlagen in der Vorsaison, wissen, was sie erwartet. Wer mehr Willen zeigt, wird bestehen. Wir werden alles investieren.“ Stefan Blank muss gegen Rot-Weiss auf den an der Schulter verletzten Christian Mengert verzichten, auch der Einsatz von Stürmer Romas Dressler ist fraglich. Philipp Meißner ist gesperrt. akim
Baier: Ja, gute Frage. Am Anfang hatte es auch ein bisschen gedauert, bis wir reingekommen sind. Dann haben wir diese Superserie gemacht. Da waren wir auf einmal Herbstmeister. Und das verdient. Wir haben vielleicht nicht den besten Fußball gespielt, aber wir waren effektiv. Im Winter kam dann einiges zusammen. Die Niederlage in Aachen, Cebio Soukou war nicht mehr da. Das haben wir schon gemerkt. Es sind weitere Neuzugänge gekommen. Auch das war erst einmal eine Umstellung. Wir haben dann das Tor nicht mehr getroffen und uns zu viele Gedanken darüber gemacht.
Wenig Tore sind auch ein Manko in dieser Saison.
Baier: Chancen sind da, aber wir belohnen uns nicht. Auch daran arbeiten wir, mehr Entschlossenheit zu zeigen, das Tor machen zu wollen.
Sie sind als Mittelfeldspieler neben Stürmer Marcel Platzek der erfolgreichste Schütze mit vier Treffern.
Baier: Ich weiß, dass ich torgefährlich bin. Aber als Spieler auf der Sechs der erfolgreichste Torschütze? Das sollte so nicht sein. Es fehlt uns einfach ein weiterer treffsicherer Stürmer. Studi (Marwin Studtrucker, Anm. d. Redaktion) ist so einer, aber er fällt ja noch eine Zeit lang aus.
Benjamin Baier über seinen schwierigen Start unter Jan Siewert, seinen Bruder Daniel und die Zukunft bei RWE
Neuer Sportlicher Leiter, neuer Trainer, Sie sind nicht mehr Kapitän: Wie groß war denn die Umstellung für Sie persönlich? Wie gehen Sie mit so etwas um?
Baier: Jan Siewert ist, glaube ich, mein zwölfter oder 13. Trainer in fast zehn Jahren. Und jeder Trainer hat eine andere Idee, jeder tickt anders und hat eine andere Vorstellung. Aber die Umstellung war jetzt nicht so groß, dass ich damit nicht klar gekommen wäre.
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Aber krass war’s schon, oder? Als Leistungsträger mit Zweit- und Drittliga-Erfahrung plötzlich ins zweite Glied zu rutschen.
Baier: Ja, das erste Spiel auf der Bank zu sein war schon eine ungewohnte Situation für mich. Ich habe das nicht gekannt. Ich habe in der vergangenen Saison fast bis auf ein Spiel, glaube ich, alle Spiele mitgemacht, auch über 90 Minuten. Gegen Gladbach überhaupt nicht dabei zu sein, das hatte ich so noch nie erlebt, dass ich fit war und nicht im Kader stand. Das war keine einfache Zeit.
Gab’s Probleme mit dem Trainer?
Baier: Ach was. Natürlich ist man sauer, wenn man nicht spielt. Aber ich bin nicht der Typ, der auf andere schimpft, sondern gucke, was ich verbessern kann. Meine Familie kennt sich ja auch ganz gut aus im Fußball, da holt man sich Rat beim Bruder oder beim Vater, die das Geschäft kennen. Sie haben gesagt, ich solle einfach weiter Gas geben, dann kommt der Trainer einfach nicht an dir vorbei.
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Was ist denn in dieser Saison noch möglich für RWE?
Baier: Wir sollten jetzt keine Prognosen aufstellen. Wichtig ist, dass wir erst einmal Punkte einfahren. Es sind noch drei Spiele bis zu Winterpause und die wollen wir gewinnen, um von da hinten weg zu kommen.
Am Tabellenende hat ja Ihr Bruder Daniel in der Bundesliga beim FC Augsburg ebenfalls Probleme.
Baier: (lacht) Das hat sich unsere Familie auch anders vorgestellt. Mein Vater hat gesagt: Das kann nicht sein, dass jetzt beide da hinten herumgurken.
Gucken Sie auch schon mal ihrem Bruder in der 1.Liga zu und fahren nach Augsburg?
Baier: Eher selten. Für diesen Donnerstag zur Europa League hat er uns alle eingeladen. Nur, ich kann ja nicht.
Aber Sie sind schon ein Familienmensch?
Baier: Ja schon, ich telefoniere fast täglich mit meinem Vater und meinem Bruder. Der weiß dann auch schon immer, wie wir gespielt haben.
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Er verfolgt die Regionalliga West?
Baier: Doch, der weiß schon, was da los ist.
Und was sagt er zu Rot-Weiss Essen auf Rang 13?
Baier: Er sagt, Ihr müsst mal richtig Gas geben. Aber ich glaube, jeder will, dass dieser Verein wieder nach oben kommt. Aber es ist schwer in dieser Liga. Da muss schon viel passen. Auch andere Klubs haben Qualität.
Was rät Ihre Familie Ihnen denn bei den Vertragsverhandlungen?
Baier: RWE hat mich bereits gefragt, ob ich mir vorstellen könne, zu bleiben. Klar kann ich das. Ich bin aber in einem gewissen Alter und Familienvater, da müssen auch andere Sachen abgeklärt werden. Es gibt allerdings auch noch gar kein konkretes Angebot.
Wann fällt die Entscheidung?
Baier: Ich habe meine Verträge oft erst gegen Ende der Saison unterschrieben. Es ist aber ein gutes Zeichen, dass der Verein schon so früh auf mich zukommt. Da weiß ich, dass ich gute Arbeit geleistet habe. Warten wir ab. Weihnachten hockt die Familie zusammen und dann kommt das Thema auf den Tisch.