Duisburg. . Fußball-Drittligist MSV Duisburg will den Bundesligisten 1. FC Köln aus dem DFB-Pokal werfen. Bei den Zebras sind vier ehemalige Kölner an Bord, die sich viel vorgenommen haben. Verteidiger Christopher Schorch bangt allerdings noch um seinen Einsatz.
Für Christopher Schorch geht es am Dienstagabend um viel Geld. „Ich habe so viele Wetten laufen, wir müssen das Ding einfach gewinnen“, sagt der Verteidiger des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, der vier Jahre lang beim 1. FC Köln unter Vertrag stand. Um 20.30 Uhr (im Live-Ticker) steigt in der zum ersten Mal seit März 2011 ausverkauften Schauinslandreisen-Arena für die Zebras das Spiel des Jahres. In der 2. DFB-Pokalrunde treffen die Zebras auf den Bundesliga-Aufsteiger aus der Domstadt. Und sie wollen den Großen aus dem Pokal werfen.
Auch im italienischen Restaurant „Claudio“ unweit des Kölner Stadions schauen sie heute am Fernseher das Spiel. Das italienische Restaurant gehört Schorchs Schwiegervater, und der ist natürlich FC-Fan. Doch seit kurzem hängt in dem Lokal nicht nur ein Kölner Trikot. „Ich habe ihm ein Duisburger mitgebracht“, lacht Schorch. Allerdings muss er noch um seinen Einsatz bangen. Die Knieblessur aus dem Dresden-Spiel macht ihm noch zu schaffen. Erst am Dienstag-Vormittag wird die Entscheidung fallen. Schorch: „Ich habe Schmerzen. Aber ich will unbedingt spielen.“
Gleich vier Zebras haben eine Kölner Vergangenheit. Neben Schorch sind das Michael Gardawski, Fabian Schnellhardt und Sportdirektor Ivica Grlic, der in der Saison 2000/01 allerdings nur zwei Punktspiele für die Domstädter bestritt. „Ich habe nach all den Jahren keine Verbindungen mehr zum 1. FC Köln“, sagt Grlic, der seinen Vertrag bei den Domstädtern unterschrieb, als er Mitte 20 war.
Grlic ging von Bord
„Die falsche Entscheidung war es nicht, zum FC zu gehen“, blickt der Zebra-Manager zurück, „es gab einige Gründe, warum ich damals nicht gespielt habe. Ich war angeblicher Wunschspieler, kam aber unter dem damaligen Trainer Ewald Lienen kaum zum Zug.“ So entschied sich „Grille“ zum ersten und einzigen Mal in seiner Laufbahn, eine Zusammenarbeit vorzeitig zu beenden. „Ich habe den Vertrag in Köln nach einer Saison aufgelöst. Ursprünglich lief der Kontrakt über drei Spielzeiten. Ich habe beim FC viel gelernt, bin dann über Alemannia Aachen zum MSV gekommen.“
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In Aachen verhandelte Grlic mit Manager Jörg Schmadtke, der mittlerweile über Hannover 96 beim 1. FC Köln gelandet ist. „Schmadti macht in Köln einen prima Job. Seine Handschrift ist erkennbar. Ich freue mich für ihn. Vor ein paar Monaten habe ich mit ihm den Transfer von unserem Talent Andre Hoffmann zu Hannover 96 eingefädelt. Es ist schon lustig, wenn du als ehemaliger Spieler plötzlich mit deinem alten Manager am Tisch sitzt“, lacht Grlic. Wer heute nach dem Spiel etwas zu lachen hat, wird sich zeigen.
Fabian Schnellhardt, der im Sommer von den Geißböcken zu den Zebras gewechselt ist, hat sich für den Fall der Fälle noch keine Gedanken gemacht. „Wie ich jubele, falls ich auflaufe und mir ein Tor gelingt, entscheide ich spontan. Dem 1. FC Köln habe ich sicherlich viel zu verdanken, ich bin mit 15 Jahren dorthin gewechselt. Aber jetzt ist der MSV mein Arbeitgeber. Und für den gebe ich alles.“
Der Kopf entscheidet
Schnellhardt kennt noch etwa 90 Prozent der Kölner Mannschaft, dazu Trainer- und Funktionsteam. „Ich freue mich, die alten Jungs wiederzusehen. Natürlich hoffe ich, von Beginn an dabei zu sein, aber unser Trainer Gino Lettieri wird die Mannschaft nicht danach aufstellen, wer von uns schon mal beim Gegner unter Vertrag gestanden hat“, weiß „Schnelli“, dass er vor allem durch Leistung überzeugen muss.
Dass der Bundesligist, der zuletzt sechs Punkte aus den Spielen gegen Borussia Dortmund (2:1) und Werder Bremen (1:0) einsammelte, als glasklarer Favorit an die Wedau reist, ist Schnellhardt bewusst. „Der FC spielt zwei Ligen über uns, aber wir wollen sie ärgern. Unser letzter Drittligagegner Dynamo Dresden hat in der ersten Runde Bundesligist Schalke 04 bezwungen. Daran sieht man: Es kann funktionieren.“ Schnellhardt schiebt nach: „In so einer Partie entscheidet der Kopf. Es geht nur über den absoluten Willen.“
Michael Gardawski will am Dienstag keine Kölner Zeitung in die Hand nehmen und in der Domstadt auch mit niemandem reden, um sich auf das Spiel zu konzentrieren. Mit 18 stand er beim FC unter Vertrag, aber den Sprung ins Profigeschäft schaffte er nicht. Deswegen hegt Gardawski keinen Groll, sondern freut sich auf das Spiel. Auch er hat gewettet, aber offenbar nicht um Geld. Gardawski: „Es besteht weniger die Gefahr, dass ich arm werde, sondern eher, dass ich dick werde.“