Duisburg. . Gino Lettieri, Trainer des MSV Duisburg, setzt auf Disziplin - auch im Pokal gegen den 1. FC Köln. Im Interview spricht er über die anstehende Pokalpartie, seine Spielphilosophie und das unglückliche Ende seiner Profikarriere, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

Gino Lettieri ist erst 47 Jahre alt, doch als Trainer schon ein alter Hase. Weil der gebürtige Züricher mit 17 Jahren von einem Auto überfahren wurde, musste er seine Fußballer-Karriere bereits beenden, bevor sie richtig begonnen hatte. Mit 24 wurde Lettieri Trainer und steht am Dienstag mit dem Drittligisten MSV Duisburg vor einem der größten Spiele seiner Laufbahn. Die Zebras spielen um 20.30 Uhr in der 2. Runde des DFB-Pokals zuhause gegen den Bundesligisten 1. FC Köln (im Live-Ticker).

Herr Lettieri, Sie sind mit Ihren ehemaligen Klubs Wehen, Weiden und Darmstadt im DFB-Pokal jeweils in der ersten Runde an Bundesligisten gescheitert. Was ist jetzt mit dem MSV gegen Köln drin?

Gino Lettieri: In Duisburg sind die Voraussetzungen anders als bei diesen anderen Klubs. Die 3. Liga ist für uns bestimmend. Den Pokalwettbewerb nehmen wir mit. Aber wir sind klarer Außenseiter.

MSV-Fans haben beim Vorverkauf bis zu acht Stunden in der Schlange ausgeharrt, um eine Köln-Karte zu ergattern. Bedeutet das zusätzlichen Ansporn, den Anhängern etwas Besonderes zu bieten?

Lettieri: Wir sind verpflichtet, in jedem Spiel alles zu geben – und das natürlich auch, weil die Fans so lange anstehen mussten. Wir gehen gegen Köln an die Grenze und darüber hinaus. Wir setzen natürlich auf die Unterstützung unserer Anhänger, aber wir müssen uns trotzdem im klaren darüber sein, dass wir der Underdog sind.

Wie kann der kleine MSV den großen 1. FC Köln ärgern?

Lettieri: Ziel ist es, nicht in Rückstand zu geraten. Sollte das nicht gelingen, würde alles gegen uns sprechen und Köln mehr Sicherheit bekommen. Je länger es allerdings 0:0 steht, desto mehr muss sich der Bundesligist öffnen.

Lettieri über sein Image und seine Arbeitsweise 

Welche Vision haben Sie mit dem MSV Duisburg?

Lettieri: Mein Bestreben ist es, den MSV so aufzubauen, dass wir in naher Zukunft die 2. Bundesliga ins Visier nehmen können. Ein Großteil der Duisburger Zuschauer wünscht sich den Aufstieg ja schon im Mai 2015.

Sie sind seit Juni Trainer bei den Zebras und gelten in der Branche als „harter Hund“. Wie sehen Sie sich selbst?

Lettieri: Ich habe schon oft gesagt, dass ich taktische Disziplin und Fleiß hoch bewerte, aber ob man mich deshalb als harten Hund bezeichnen kann, weiß ich natürlich nicht. Noch heute rufen mich ehemalige Spieler aus Wehen, Bayreuth oder Augsburg an und fragen mich, ob sie zu dem oder dem Klub wechseln sollen. Ich bekomme private Einladungen von Ex-Spielern.

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Von Dirk Retzlaff und Thomas Tartemann

Wären Sie selbst gerne Spieler unter Gino Lettieri?

Lettieri: Ja, weil ich taktisch viel lernen könnte und ein Trainertyp, wie ich ihn verkörpere, alles vorlebt, was er von seinen Spielern verlangt.

Wollen sie irgendwann Trainer in der Bundesliga werden?

Lettieri: Mein Ziel ist es natürlich, so weit wie möglich nach oben zu kommen. Aber ich möchte meine Ziele schrittweise erreichen, und das nächste Ziel ist zunächst einmal, den MSV in die 2. Liga zu führen.

Wie ein Autounfall eine vielversprechende Karriere verhinderte 

Ihnen fehlen die Jahre als Profi-Fußballer. Mit 17 Jahren war Ihre Perspektive bei 1860 München noch verheißungsvoll, bis es zu einem tragischen Autounfall kam. Denken Sie manchmal daran, was möglich gewesen wäre?

Lettieri: Es wird immer ein Loch da sein und die Frage: Hätte ich es gepackt oder nicht? Als mich das Auto überfahren hatte, war meine Karriere vorbei. Den Unfall habe ich noch im Kopf, er gehört zu meinem Leben. Warum sollte ich ihn also verdrängen? Ich wollte es damals nicht wahr haben, keinen Fußball mehr spielen zu können. Insgesamt wurde ich vier Mal am Knie operiert. Die letzte Operation erfolgte bei einem Spezialisten in Florenz. Er sagte mir: Hören Sie sofort mit dem Sport auf, der Knorpel ist zu stark beschädigt.

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Sie haben nicht auf den Arzt gehört.

Lettieri: Nein. Nach zwei Jahren habe ich in der 1860-Reserve wieder angefangen, bekam einen Profivertrag angeboten. Fahrudin Jusufi war gerade als neuer Löwen-Trainer aus Schalke verpflichtet worden. Ich habe in den Testspielen sogar ein paar Tore gemacht. Die Belastung war aber zu groß für mein Knie. Ich lag nach jedem Training mit einem Eisbeutel im Zimmer. Mit 23 Jahren habe ich dann kapiert: Es macht keinen Sinn mehr.

Wie sieht Ihre Fußball-Philosophie aus?

Lettieri: Ich habe immer versucht, etwas gegen den Trend zu arbeiten. Als alle im 4-4-2-System spielen ließen, habe ich mein Team im 3-4-3 rausgeschickt. Meine Philosophie ist es, aus dem Kombinationsspiel heraus den Gegner in Verlegenheit zu bringen. Das wollen wir auch gegen Köln probieren.