Duisburg. Rhein Fire wurde in Duisburg Meister der ELF. Titel zwei kann in Gelsenkirchen folgen. Immer dabei: die Fire-Freunde Ruhrgebiet.
Nur ein einziges Mal rümpft Madeleine Schneider etwas die Nase. „Ich gebe zu, dass ich beim ersten Spiel zwischen Rhein Fire und Frankfurt Galaxy noch lila getragen haben“, sagt Max Schneider. Doch längst ist das Herz ihres Vaters für Rhein Fire entflammt – und leuchtet lichterloh. Ansonsten aber schaut sie mit viel Liebe zu ihm herüber. „Ich bin meinem Papa sehr dankbar, dass er mich damals zum Football mitgenommen hat.“ Ähnlich sieht es auch Lea Fee Weidemann, die Tochter von Oliver Weidemann. „Wir haben mal die nächste Generation von Rhein-Fire-Fans mitgebracht“, sagen Max und Olli.
Und jetzt wird es kurios: Als Rhein Fire vor einem Jahr erstmals die Meisterschaft in der European League of Football gewann, taten sie es in ihrer aktuellen Heimat, der Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg. Am Sonntag können sie ihren Titel verteidigen – und das in ihrer früheren Heimat, der Veltins-Arena auf Schalke, wo Fire in den Jahren 2003 und 2004 während des Neubaus der Düsseldorfer Arena beheimatet war. Und damals waren Max und Olli schon dabei. Sie gehören damit natürlich zu den Gesichtern der „Fire-Freunde Ruhrgebiet“. „Das ist kein Fanclub“, betont Max Schneider. „Bei uns gibt es keine Mitgliedschaft, keinen Beitrag.“ Fangruppierung passt da schon viel besser. „Wir haben 50 Leute in unserer WhatsApp-Gruppe. Dort besprechen wir, wohin wir gemeinsam fahren und wo wir uns treffen.“
Eine Sache, das vorab, ist schon schräg. Weder in Dortmund noch in Gelsenkirchen haben die Fire-Freunde Mitglieder – nennen wir es der Einfachheit halber mal so. „Dafür aber im Rheinland und im Norden. Daher kommen aus unsere neue Fahne auch die Hinweise aufs Rheinland und den Norden“, so Schneider.
Wie er selbst zum Football gekommen ist? Das war zu einer Zeit, als Football-Fan zu sein, noch eine echte Nische war. Etwas Exotisches. Heute gibt es unzählige deutsche Fans hauptsächlich der nordamerikanischen Profiliga, der NFL, die inzwischen sogar Ligaspiele in Deutschland austrägt. In den Achtzigern und frühen Neunzigern spielte Max Schneider in seiner Heimatstadt für die Bochum Miners. Als er dann hörte, dass es eine World League of Football geben soll und Frankfurt ein Team bekommt, war er Feuer und Flamme – und schaute sich die Spiele der Galaxy an. Im typischen Lila. 1994 wurde die Gründung von Rhein Fire in Düsseldorf verkündet, 1995 stieg das Team in die World League ein, die ab 1998 unter NFL Europe firmierte. Fortan schlug sein Herz in Weinrot, für Fire.
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Zumindest in Europa. „Schon seit 1984 bin ich Fan der Dallas Cowboys. Damals haben man sich irgendwelche VHS-Kassetten besorgt, um Football sehen zu können“, berichtet Schneider mit dem Blick über den „Teich“. „Später haben wir mal mit 20 Personen ein Zimmer in einem Hotel gemietet, das damals den Pay-TV-Sender Premiere in seinen Räumen anbot. Dort haben wir dann gehockt, um den Super Bowl live sehen zu können.“
Die Fire-Freunde Ruhrgebiet entstanden im Jahr 1996. „Damals haben wir unser Banner gemacht“, sagt Schneider. Ebenfalls ganz am Anfang dabei: Markus Lindisch. Ein Mülheimer, der zudem Mitglied beim MSV Duisburg ist. Als Rhein Fire 2022 neu gegründet wurde und Duisburg als neue sportliche Heimat verkündete, „haben wir ihn sofort gefragt, welche Plätze die besten im Stadion sind.“ Nun sitzen die Fire-Freunde Ruhrgebiet mittig auf der Höhe der 50-Yard-Line. Etwas profaner ausgedrückt: an der Mittellinie.
Auch Oliver Weidemann ist Mülheimer. Wie sich Olli und Max kennengelernt haben, ist eine typische Geschichte, wie es sie gibt, wenn sich Fans auf die Reise zu Auswärtsspielen machen. „Wir wollten nach Amsterdam, um ein Spiel bei den Admirals zu sehen“, erinnert er sich. Beide hatten ihre Autos mit Devotionalien von Rhein Fire geschmückt, man hupte sich an, grüßte – und hielt direkt an der Grenze, um Geld zu wechseln. „Das war damals noch nötig“, lacht Max. Olli ergänzt: „Und im Stadion haben wir dann zufällig auch noch nahe beieinander gesessen.“ So schnell entstehen Freundschaften. Man plant die Spielbesuche, entwirft Shirts für die „Interessengemeinschaft“ Fire-Freunde Ruhrgebiet, schaut die ELF, spricht über die NFL.
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Olli Weidemann ist übrigens Fan der Tampa Bay Buccaneers, hat auch schon das Stadion seiner Lieblingsmannschaft, das Raymond James Stadium, besucht. „Leider war das in der Off-Season.“ Doch gerade als etwas geliefert wurde, huschte er hinein. „Ich musste unbedingt das Piratenschiff sehen“, lacht er. Gedacht und gehandelt wie ein echter Freibeuter eben. Max‘ Lebensgefährtin ließ sich ebenfalls vom Football-Fieber anstecken. „Sie ist aber Fan der Miami Dolphins“, sagt er mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht. „Aber sie ist inzwischen so sehr Fan, dass es ihr größter Wunsch ist, einmal ein Spiel der Dolphins live zu sehen.“
„Mir gefällt die Harmonie so sehr. Ich habe mich sofort willkommen gefühlt.“
Was sie alle am Football fasziniert? Da kommt die „nächste Generation“ zu Wort. „Mir gefällt die Harmonie so sehr. Ich habe mich sofort willkommen gefühlt“, sagt Madeleine Schneider. Böses Blut? So etwas gibt es bei Football-Fans nicht. Man frotzelt ein wenig, aber ansonsten gilt: „Fans are Friends“. Lea Fee Weidemann nickt zustimmend. Sie hat mal eine Seifenblase-Pistole mitgebracht, um gute Stimmung zu verbreiten. Das wurde im Fanblock begeistert aufgenommen. Man hat zusammen Spaß. Madeleine freut sich auch immer auf die Pyromaniacs, die Cheerleader von Rhein Fire. „Ich war selbst einige Jahre Cheerleaderin bei einem Verein in Bochum. Was die Pyromaniacs draufhaben, ist klasse“, sagt sie. „Ich habe auch getanzt und kann das nur bestätigen“, sagt Lea Fee.
Und wer gewinnt am Sonntag das Finale 2024? „Na, Rhein Fire!“, rufen die vier. Doch der Respekt vor den Vienna Vikings ist groß. Die Vikings sind einer der ältesten Clubs Österreichs. Einen gemeinsamen Fanclub der Vikings und von Rhein Fire gibt es dort auch. So ist Football.
Rhein Fire: Über 20 Fanclubs
Es gibt zahlreiche weitere Fanclub bei Rhein Fire. Einer von ihnen ist die „RedZone ELF“. Aktuell steht der Verein bei 302 Mitgliedern. Die RedZone plant Fanbusse zu allen Auswärtsspielen in Deutschland; der Shuttle zum Finale in Gelsenkirchen ist bereits ausverkauft. Die Mitglieder kommen zum größten Teil aus ganz NRW, teilweise geht es aber auch darüber hinaus bis nach Österreich und in die Niederlande. Dazu werden Veranstaltungen für den guten Zweck durchgeführt.
Die Fire Guardians haben ihren Sitz in Ratingen, sind aber ebenfalls über die Grenzen des Ruhrgebietes hinaus vertreten.
Aktuell gibt es mehr als 20 Fanclubs und Gruppierungen, die sich auch abseits der Spiele treffen.