Bottrop. Samstags Regionalliga mit Fortuna Düsseldorf, sonntags Kreisliga mit BW Fuhlenbrock: Nico Petritt fehlt nur noch ein Schritt zum Profigeschäft.

Über 30 Stunden Fußball pro Woche! Für Nico Petritt ist das keine Ausnahme. Der 20-jährige Verteidiger will hoch hinaus und tut alles dafür. Das vielleicht fußballverrückteste Talent des Ruhrgebiets arbeitet bei Fortuna Düsseldorf an seiner Profikarriere und zeitgleich an Plan B: Der Bottroper gehört seit Saisonbeginn auch zum Trainerteam des Bottroper A-Kreisligisten BW Fuhlenbrock.

Seine Leidenschaft zum Sport und im Speziellen zum Fußball hat Nico Petritt schon sehr früh entdeckt. Er startete als „Ebeler Jung“ beim VfR Bottrop-Ebel, durchlief nach Stationen bei Rhenania Bottrop und dem VfR 08 Oberhausen fast die komplette Jugendabteilung des VfL Bochum. In seinem ersten Seniorenjahr stand er im Kader von Rot-Weiß Oberhausen, dann wechselte er zu Fortuna Düsseldorf. Mit der U23 geht er in seine zweite Regionalliga-Saison.

Nico Petritt verfolgt bei Fortuna Düsseldorf einen klaren Plan

Eine steile Karriere. Und der nächste Schritt nach vorne würde vielleicht schon den Eintritt ins Profigeschäft bedeuten: „Natürlich ist das mein großes Ziel, dafür tue ich alles“, sagt Nico Petritt. Der 20-Jährige gehört zum Kader von Fortuna Düsseldorfs U23. In der laufenden Saison kommt er auf sechs Einsätze, zweimal stand der Rechtsverteidiger in der Startelf von Trainer Jens Langeneke.

Die höchste Amateurspielklasse im deutschen Fußball fordert Nico Petritt viel ab. Montags, dienstags, donnerstags und freitags wird trainiert. Am Samstag geht es in der Regionalliga um Meisterschaftspunkte und am Sonntag steht für ihn in der Landeshauptstadt entweder aktive Erholung oder Spielersatztraining auf dem Plan.

Nico Petritt (l.) im Zweikampf mit Levin Müller vom WSV Wuppertal.
Nico Petritt (l.) im Zweikampf mit Levin Müller vom WSV Wuppertal. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

„Ich will mich in Düsseldorf sportlich und persönlich weiterentwickeln. Ich bin hungrig und lernwillig, ich will noch noch viel mehr erreichen“, sagt Nico Petritt und macht damit klar, dass er den hohen Aufwand mit Fortuna Düsseldorf nicht als Belastung, sondern als Herausforderung und Chance begreift.

Ein ehemaliger Lehrer führte zum Co-Trainerjob bei BW Fuhlenbrock

Aber warum dann noch eine zweite Aufgabe als Co-Trainer einer Kreisliga A-Mannschaft? Um eine Antwort verlegen ist der Bottroper nicht: „Mir war schon vor einigen Jahren klar, dass ich das unbedingt mal ausprobieren möchte. Der Trainerjob reizt mich. Ich möchte den Fußball auch aus dieser Perspektive kennenlernen.“ Konkret wurde der „Nebenjob“ für ihn beim Jahrestreffen seiner Schule.

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Petritt, der 2022 am Bottroper Berufskolleg das Fachabitur mit dem Schwerpunkt „Gesundheit und Ernährung“ ablegte, traf bei der Schulfeierlichkeit auf seinen ehemaligen Sportlehrer Rolf Briele. „Wir haben uns gut unterhalten. Er hat mich dann irgendwann konkret gefragt, ob die Co-Trainerstelle bei BW Fuhlenbrock nicht genau das richtige für mich wäre.“

Briele coacht Fuhlenbrocks Reserve in der Kreisliga B, vermittelte schon wenige Tage später ein Gespräch mit dem Vorstand und dem hauptverantwortlichen Trainer Adrian Reiß. „Das hat eigentlich sofort gepasst“, so Petritt, „es war eine bewusste Entscheidung, nicht gleich in einer hohen Liga einzusteigen.“

Drei Doppeleinsätze für Fortuna Düsseldorf und BW Fuhlenbrock

Für seinen Wochenplan bedeutet das Co-Traineramt bei BW Fuhlenbrock drei zusätzliche Termine. Dienstags und donnerstags wird er innerhalb weniger Stunden vom Spieler zum Trainer, pendelt dafür zwischen Merkur Spiel-Arena und Jacobi. Am Sonntag folgt der Vormittagseinheit mit Fortuna am Nachmittag das Meisterschaftsspiel mit den Blau-Weißen.

Mit einem Blick zurück auf die vergangenen Wochen stellt Petritt zufrieden fest: „Ich habe mich in Fuhlenbrock schnell wohl gefühlt. Adrian Reiß hat mir sehr dabei geholfen. Wir haben uns vom ersten Tag an blind verstanden. Es fühlt sich fast so an, als würde ich ihn schon seit zehn Jahren kennen.“

April 2023: RW Oberhausen verabschiedet Nico Petritt. Der Bottroper spielt seitdem für die U23 von Fortuna Düsseldorf.
April 2023: RW Oberhausen verabschiedet Nico Petritt. Der Bottroper spielt seitdem für die U23 von Fortuna Düsseldorf. © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Seine ersten Lektionen im Trainerjob hat er in Fuhlenbrock schon gelernt. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich an viele Dinge denken muss, die mir so vorher gar nicht bewusst waren.“ Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass ein guter Plan nur dann aufgeht, wenn alle Beteiligten mitspielen: „Du kannst dir die besten Übungen für das Training einfallen lassen. Aber wenn dann Spieler dann plötzlich nicht kommen, musst du das alles über den Haufen werfen und schnell eine Alternative parat haben.“

Nebenbei macht Nico Petritt noch seine Trainerlizenz

Das Eintauchen in die unteren Amateurklassen - verbunden mit allen kuriosen Kleinigkeiten - sei für ihn zu Beginn schon eine Umstellung gewesen: „Das war ungewohnt. Bei Fortuna Düsseldorf habe ich auf dem Platz ausschließlich Kontakt zu Jungs, für die der Fußball die höchste Priorität hat. Ich hatte mir aber auch schon gedacht, dass es in Fuhlenbrock anders sein würde.“

„Es macht schon richtig Spaß, da vorne in der Tabelle zu stehen. Wir wollen aus jedem Spiel das Maximale herausholen. Wozu dass dann am Ende reicht, werden wir im Sommer sehen.“

Nico Petritt
Fußballer von Fortuna Düsseldorf und Co-Trainer bei BW Fuhlenbrock

Seine persönliche Professionalität legt Petritt aber nicht ab, wenn er die Sportanlage in Fuhlenbrock betritt. Um seinem Co-Trainer-Posten gerecht zu werden, büffelt der Bottroper aktuell für seine Trainer-B-Lizenz. Der Fußballverband bietet dafür einen Sonderlehrgang für aktive Fußballer an.

Nico Petritt: „Es macht schon richtig Spaß, da vorne in der Tabelle zu stehen“

Petritt erklärt: „Der Lehrgang sieht inklusive der Prüfung 16 Präsenztage in der Sportschule Kaiserau vor. Alle zwei Montate treffen wir uns dann für drei Tage am Stück, von Montag bis Mittwoch. Den Rest kann ich mit E-Learning machen.“ Zu verstehen, wie ein Trainer arbeitet, worauf er zu achten hat und wie er Aufgaben angeht, das alles hilft Petritt auch, seinen Job als Fußballer besser zu machen: „Seitdem ich im Lehrgang bin, hinterfrage ich mich viel häufiger. Ich kann jetzt besser nachvollziehen, welche Gedanken einen Trainer leiten und welcher Sinn hinter bestimmten Regeln und Übungen steht.“

Seine persönlichen Saisonziele will Petritt nicht im Detail konkretisieren: „In der U23 steht die Entwicklung der Mannschaft und der Spieler im Vordergrund.“ In Fuhlenbrock will er den Traum vom Bezirksliga-Aufstieg nicht weiter anheizen, sagt aber lachend: „Es macht schon richtig Spaß, da vorne in der Tabelle zu stehen. Wir wollen aus jedem Spiel das Maximale herausholen. Wozu dass dann am Ende reicht, werden wir im Sommer sehen.“

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