Oberhausen. Legendäre Zebra-Elf: Beim MSV Duisburg gehörte Patrick Notthoff in den 80er und 90er Jahren zum Bundesliga-Stammpersonal.
Unter den zwei Dutzend Bottroper Bundesligaprofis, die seit 1963 im deutschen Spitzenfußball mitspielten, belegt er mit 56 Erstliga-Einsätzen Platz neun. Und Patrick Notthoff denkt gerne zurück: „Es war schon eine extrem positive Zeit, gerade der erste Aufstieg in die in die Bundesliga.“ 1991 gelang der dem heute 58 Jahre alten Fuhlenbrocker mit dem MSV Duisburg und Mitstreitern wie Ewald Lienen, Michael Tarnat, Rachid Azzouzi, Lothar Woelk und Michael Tönnies.
„Es war damals wie eine große Familie und Patrick war ein Teil davon,“ erinnert sich Lienen – und auch er urteilt: „Eine wundervolle Zeit.“ Eine inzwischen fast schon märchenhafte Skurrilität war dabei das Catering im Mannschaftsbus, von der Frau des damaligen Präsidenten Dieter Fischdick mit besonderem Engagement zubereitet. Patrick Notthoff erzählt: „Auf der Rückfahrt von den Auswärtsspielen hat Frau Fischdick gekocht und richtig Essen aufgefahren. Das gab’s nirgends sonst und wird auch nicht mehr geben.“ Auf kleinen Kochplatten zauberte sie und servierte einmal sogar Rinderbraten.
Ex-Fußballprofi Patrick Notthoff musste mit 32 nochmal „richtigen“ Beruf erlernen
Wie großartig der Beruf des Fußballprofis war, wurde Notthoff bewusst, als er im nicht mehr ganz zarten Alter von 32 Jahren einen ganz konventionellen Beruf erlernte. In der Ausbildung habe der Abwehrspieler nämlich richtig hart malochen müssen – im Vergleich damit gewinnt die Beschäftigung auf dem grünen Rasen noch an Charme: „Als Fußballer hast du ja ein schönes Leben.“
Maximal zweimal am Tag zu trainieren sei wirklich „etwas Anderes“ als die Ausbildung zum Physiotherapeuten, die er in Angriff nahm. „Drei Jahre lang von acht bis fünf im Krankenhaus, und nach acht Stunden noch Anatomie lernen“ habe ihn an seine Grenzen gebracht, besonders die Beschäftigung mit den lateinischen Ausdrücken so lange nach der Schulzeit. Dass er außerdem noch immer Fußball spielte und bei Schwarz-Weiß Essen viermal in der Woche trainierte, führte zur Verknappung der Freizeit, was das Ganze nicht einfacher machte.
Doch damals sah der für einen Defensivmann vergleichsweise filigrane Fußarbeiter zu diesem Schritt keine Alternative. „Wir hatten finanziell ja nicht das, was die Jungs heute haben“, berichtet Patrick Notthoff, der heute mit großen gesundheitlichen Einschränkungen zurückgezogen in Oberhausen-Königshardt lebt.
MSV-Legende Patrick Notthoff: Fußballkarriere begann in Bottrop-Fuhlenbrock
Im benachbarten Bottroper Stadtteil Fuhlenbrock entzündete sich seine Leidenschaft für das Spiel mit dem Ball, denn der alte Sportplatz der Blau-Weißen lag direkt neben seinem Elternhaus. Sein vor wenigen Jahren verstorbener Vater Johannes war sein Trainer und es habe ihm sehr viel Spaß gemacht. „Wir hatten eine sehr kompakte und intakte Mannschaft und haben auch den Kreispokal gewonnen. Ich habe an die Jugendzeit nur positive Erinnerungen.“
Bottroper in der Bundesliga:
Diethelm Ferner (239 Spiele/21 Tore), Fred-Werner Bockholt (220 Spiele/0), Paul Holz (201/21), Manfred Dubski (190/11), Werner Biskup (140/11), Dirk Bakalorz (65/8), Klaus Matischak (64/38), Felix Passlack (62/4, Stand: 25.11.2024), Patrick Notthoff (56/5), Werner Kubek (16/2) u.a.
Vor seiner Erkrankung war Patrick Notthof gelegentlich auf dem modernen Fuhlenbrocker Sportgelände („ein Traum“) mit Rasen- und Kunstrasenplatz auf dem Grundstück der früheren Zeche Jacobi, sonst aber habe er schon seit mehr als zehn Jahren kein Stadion mehr besucht. Sich auf den Tribünen und in den VIP-Räumen „feiern zu lassen wie manche“ sei seine Sache nicht, Fußball verfolge er nur noch im Fernsehen.
Aus dem Fuhlenbrocker Nachwuchs wechselte er 1982 in die Jugend des MSV Duisburg, wo schon sein drei Jahre älterer Bruder Pascal spielte. „Da ich dort alles schon ein bisschen kannte, lag es nahe, den Schritt zu gehen,“ sagt Patrick Notthoff, der auch der Talentiertere der Familie war.
Lienen, Tönnies, Strunz – Notthoff hatte viele prominente Mitspieler
Der schlaksige Bottroper Junge wurde über zehn Jahre eine feste Größe beim Meidericher Spielverein. „Mit Patrick bin ich super zurechtgekommen,“ berichtet Ewald Lienen, erst Mitspieler, zuletzt Trainer dort. „Er war hinten in der Abwehr ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft, ein Organisator, ein spielstarker Libero, der auch immer mal mit nach vorne gegangen ist.“ 33 Tore in 17 Jahren im mehr oder weniger professionellen Fußball legen davon Zeugnis ab.
In 38 seiner 56 Bundesligaspiele für Duisburg war Notthoff der Kapitän. „Der hat sich für die Mannschaft eingesetzt. Patty war ein eleganter Spieler,“ sagt Ex-Kollege Uwe Weidemann, der inzwischen übrigens in Bottrop wohnt. Zunächst aber agierte Patrick Notthoff im Mittelfeld – der Traditionsklub mit den Zebra-Trikots war damals Zweitligist und stieg 1986 in die drittklassige Oberliga ab, feierte ein Jahr später allerdings auch einen großen Erfolg. Der MSV gewann durch ein 4:1 im Finale gegen das zweite Team des FC Bayern München die Deutsche Amateurmeisterschaft. Torwart Macheray, Puszamszies, Struckmann und Thomas Strunz standen damals mit in der Mannschaft.
Mit nur wenigen Veränderungen im Team gelang 1989 der Wiederaufstieg in die Zweite und 1991 dann der in die Bundesliga. In diesem Frühjahr standen die Zebras auch im Halbfinale des DFB-Pokals. „Das war ein Zusammenhalt, den man später nicht mehr so hatte,“ meint Notthoff.
Bottroper Ex-Profi Notthoff: Mit dem MSV Duisburg kurioser Bundesliga-Tabellenführer
Doch die Meidericher hielten sich nicht in der höchsten Klasse. Im Heimspiel im März 1992 gegen Fortuna Düsseldorf allerdings gelang dem Libero sein schönster von fünf Bundesligatreffern: ein Weitschuss in den Winkel gegen Torwart Jörg Schmadtke. Patrick Notthoff sagt selbstironisch zu dem Traumtor: „Der Ball ist mir aber abgerutscht.“
Nach einem Jahr im Unterhaus kehrten die Duisburger 1993 in die Bundesliga zurück und kamen dort sehr viel besser zurecht. Die Mannschaft mit Torhüter Rollmann, Hopp, Wohlert, Azzouzi, Közle, Preetz und Weidemann wurde Neunter, stand im Februar 1994 mit der negativen Tordifferenz von 29 zu 30 sogar mal an der Tabellenspitze der Bundesliga.
Da gastierten die Zebras sehr optimistisch im Münchener Olympiastadion. Notthoff: „Ich dachte, wir werden dort was reißen, aber nach einer halben Stunde stand es schon 4:0 für die Bayern.“ Da ist die Erinnerung nicht mehr ganz präzise, denn die Tore fielen alle zwar in der ersten Halbzeit, nach 30 Minuten stand es noch 1:0. Wer bei den Bayern damals spielte? Mehmet Scholl, Lothar Matthäus, Trainer war Franz Beckenbauer.
Im Sommer 1994 zollte Patrick Notthoff mit 28 aber seinen Verletzungen Tribut, spielte unterklassig noch in Wattenscheid, Verl und bei Schwarz-Weiß Essen, wo er bis 2011 auch als Trainer arbeitete. Seitdem aber setzt er andere Prioritäten. Dem MSV Duisburg ist er weiterhin verbunden: „Ich gucke nach dem Wochenende immer als erstes, wie die gespielt haben.“ Dass Blau-Weiß Fuhlenbrock in der Kreisliga A so eine gute Rolle spielt, verfolgt Patrick Notthoff dagegen weniger.
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