Bottrop. Willi Tenbusch feierte den 85. Geburtstag. Sein Lebenswerk steht in Bottrop auf Jacobi. Wie ein „Quälgeist“ den Klub bis heute prägt.

Auch wenn im Viertelfinale Schluss war. Diese Fußball-Europameisterschaft in Deutschland sorgte für eine ganz besondere Stimmung. Auf den Straßen, wie auch bei Blau-Weiß Fuhlenbrock. Der Bottroper Klub bot im eigenen Vereinsheim Rudelgucken an - und der Service wurde bestens angenommen.

Der erste Vorsitzende genoss diese Abende, an denen sich die Vereinsfamilie versammelte. „Beim Eröffnungsspiel war die E-Jugend da, die waren so angezündet von dem Spiel, dass sie nicht mal mehr zu Ende geschaut haben, sondern raus sind und selbst gezockt haben“, verrät Winfried Junker gutgelaunt. „Beim Spiel gegen Ungarn hat die G-Jugend für La-Ola-Wellen gesorgt. Sie hatten bei unserem Vereinswirt Farudin Kovac Pommes und Currywurst bestellt. Unfassbar, welche Mengen da über den Tisch gegangen sind.

Junker selbst war mit einem Freund zugegen. Im Laufe des Abends stellte er fest: „Ohne Willi Tenbusch säßen wir schon draußen!“ Am Vormittag hatte er noch die Laudatio auf den verdienten Funktionär gehalten. Tenbusch hatte zu dem Treffen für Partner, Freunde und Unterstützer des Vereins, das er selbst vor Jahren ins Leben gerufen hatte, eingeladen. Diesmal zu einem besonderen Anlass: Der Fuhlenbrocker war am 12. Juni 85 Jahre alt geworden.

BW Fuhlenbrock steckte selbst viel Geld in das Vereinsheim

In Junkers Rede waren auch die verschiedenen Projekte Tenbuschs zur Sprache gekommen, unter anderen das Vereinsheim. „Geplant waren nur 60 Quadratmeter.“ Durch die Beteiligung des Vereins in Höhe von 20000 Euro wurde das Gebäude auf 85 Quadratmeter erweitert. „Statt einer überdachten Theke haben wir jetzt einen Ort, wo wir mit über 70 Leuten wunderbar feiern können.“

Es gibt auf der Anlage auf Jacobi keinen Zentimeter, auf denen die Spuren von Tenbuschs Wirken nicht zu finden sind. Seit 72 Jahren ist er Mitglied im Traditionsklub, hat dort als 13-Jähriger bei den Schülern mit dem Fußballspielen angefangen. Sein sportlich wichtigstes Ereignis war wohl der Gewinn der Stadtmeisterschaft 1957 über die seinerzeit favorisierte Rhenania, als er zum Fuhlenbrocker 2:1-Erfolg einen Treffer beisteuerte. Doch der sportlichen Karriere folgte eine Laufbahn im Ehrenamt, die ihresgleichen sucht.

Ein BIld aus dem Jahre 2011: Willi Tenbusch hat bei Blau-Weiß Fuhlenbrock zahlreiche Spuren hinterlassen.
Ein BIld aus dem Jahre 2011: Willi Tenbusch hat bei Blau-Weiß Fuhlenbrock zahlreiche Spuren hinterlassen. © WAZ FotoPool | Birgit Schweizer

„Würde ich alles aufzählen, wäre es ein abendfüllendes Programm. Allein bei den Auszeichnungen, die er erhalten hat, verliere ich schon mal den Überblick. Da sind zum einen die Stadtplakette und die Ehrungen durch Kreis und Verband, zum anderen hat er alle Nadeln unseres Vereins“, erläutert Junker. „Welch ein Mensch er ist, und das hat mich immer besonders berührt, zeigt seine Reaktion auf die Ernennung zum Ehrenmitglied. Für ihn war klar: Ich zahle weiterhin meine Beiträge, schließlich ist Blau-Weiß Fuhlenbrock mein Verein!“

Der Sportplatz auf Jacobi war zunächst nicht nur Segen

Schon mit 25 Jahren ging er in den Vorstand, war zweiter Kassierer, dann zweiter Geschäftsführer. Junker: „Da war er für die Spielansetzungen und die Platzbelegungen verantwortlich. Als wir ein kleiner Verein waren, war das noch lösbar, aber wir sind bald aus allen Nähten geplatzt, denn wir pflegten - wie noch heute - den Breitensportgedanken.“ Zur Anlage auf der Ludgeristraße kam der Rasenplatz auf Jacobi. Zwar war der ein Segen, aber er generierte auch ein neues Problem.

„Wir hatten gewissermaßen zwei Vereine im Verein. Die erste Männer- und Frauenmannschaft und auch die jüngeren Jugendmannschaften trainierten und spielten auf Rasen, alle anderen Teams, auch die Alten Herren, auf der alten Anlage“, erinnert sich der erste Vorsitzende.

„Zwischen den Teams gab es kaum Kontakt. Der Trainer der Ersten konnte sich nicht so ohne weiteres die A-Jugendspieler ansehen, der Austausch zwischen erster und zweiter Mannschaft war ebenso schwierig. Ein einfaches Beispiel: Die Zweite machte das Vorspiel, blieb nach ihrem Abpfiff da und unterstützte die Erste. Durch die Teilung blieben sie auf dem Ascheplatz und leerten natürlich dort ihr Bier. Auch die Logistik musste für zwei Stätten ausgelegt werden.”

Die Sportanlage war so etwas wie das Baby von Willi Tenbusch

Für Tenbusch war klar: Es musste ein zweiter Platz auf Jacobi her. Er forcierte eine Machbarkeitsstudie, ließ alles genau vermessen, war in ständigem Austausch mit Verwaltung, Politik und dem Bergbau. Dabei erwarb der Fachmann für Metallurgie umfassende Kenntnisse über Kunstrasenplätze. Das Engagement des Fuhlenbrockers zahlte sich aus. Der Kunstrasenplatz wurde genehmigt und gebaut.

„Willi war unser Ansprechpartner für die Entscheidungsträger. Wir beide haben uns immer ausgetauscht, sodass er in den Gesprächen mit der Stadt konkrete Aussagen machen konnte. Und er war hartnäckig: Schickte man ihn vorne zur Tür raus, kam er hinten wieder rein. Deshalb erhielt er vom mittlerweile mit ihm befreundeten Bürgermeister Klaus Strehl den Spitznamen Quälgeist.” Der Erfolg gab Tenbusch recht, wie Junker feststellt: „Dank ihm sind wir wieder ein Verein geworden.”

Auch bei der Erhaltung des neu Geschaffenen fühlte sich Tenbusch verantwortlich. Hartnäckig setzte er sich dafür ein, dass die Sportanlage durch einen Zaun gesichert wird. „Als er bei der Stadt auf taube Ohren stieß, ging er nach Münster: Ihr habt hier so viel Geld investiert, da darf die Anlage doch nicht der Zerstörung preisgegeben werden“, verrät Junker. Immer wieder sah Tenbusch selbst nach dem Rechten, eine Aufgabe, die inzwischen sein Sohn im Auftrag der Stadt innehat.

Ein Bezirksliga-Aufstieg von BW Fuhlenbrock würde die Sache rund machen

Nicht nur auf und um die Platzanlage engagierte sich Tenbusch. Er stand der Altherrenbeteiligung vor, organisierte und moderierte das beliebte Herbstfest – 50 Jahre lang. „Bevor ich als Vorsitzender eine Einladung sicher hatte, habe ich mehr als einmal erst in letzter Minute eine Karte dafür ergattern können.“ Die Chronik der Blau-Weißen, die Tenbusch als Mitherausgeber vor zehn Jahren veröffentlichte, wurde zum „Bestseller“: „Ein tolles Buch, nicht nur für Fuhlenbrocker. Aber da hat er seinen einzigen Fehler gemacht – die Auflage war zu gering“, meint Junker lachend.

Seit November 2023 ist Tenbusch auf Jacobi im Ruhestand – quasi mit Abschluss seines jüngsten Projektes, der Eröffnung des kleinen Kunstrasenplatzes auf Jacobi. Aber auch ohne Auftrag ist Tenbusch weiterhin präsent, schaut sich Spiele seiner Blau-Weißen an. „Er hat neben seinem großen Vermächtnis auch einen Wunsch hinterlassen: Wir sind eine Bezirkssportanlage und dort sollen wir mit unserer Ersten auch hin – in die Bezirksliga. Auf die Erfüllung dieses Wunsches hoffen wir natürlich mit Willi gemeinsam.“

Junkers Dank geht nicht nur an den langjährigen Mitstreiter. „So ein Engagement ist nur möglich, wenn der Partner es mitträgt. Willis Frau Maria hat sein Wirken immer unterstützt, hat oft selbst mit angepackt. Im nächsten Jahr feiern sie ihr diamantenes Ehejubiläum – die blau-weiße Familie wünscht ihnen ein wunderbares Fest.“

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