Bottrop. Vereinsboss Gündüz Tubay reagiert nach dem Aufstieg stinksauer auf Spielerkritik. Der VfB Bottrop habe es nicht verdient, so behandelt zu werden.

Der VfB Bottrop ist Meister und Aufsteiger in die Landesliga. Doch Jubelstimmung kam am Sonntag gar nicht erst auf. Nach dem 1:0 im entscheidenden Spiel gegen den SC 20 Oberhausen dominierte vor allem Erleichterung die Gemütslage der Vereinsverantwortlichen. Von Spielerseite musste sich der Klub jedoch einiges anhören.

Kapitän Kudret Kanoglu hatte schon direkt nach dem Schlusspfiff im Kreis seiner Mannschaft Tacheles geredet: „Das war eine Scheißsaison. Wir haben viel durchgemacht, Jungs. Alles war scheiße, aber wir haben es durchgezogen, wir haben Charakter gezeigt und jedem bewiesen, dass wir aufsteigen wollen.“

Die Anstrengung des Spiels ließ Kanoglu emotional werden. Er versuchte, die vergangenen Monate in wenige Worte zu fassen. Die Trainerwechsel, die Spieler, die den Verein verließen, die nervenaufreibende Aufholjagd. Dass er sich dabei im Ton vergriff, damit auch seinen in Hörweite stehenden Vereinsvorsitzenden Gündüz Tubay kränkte, war ihm in dieser Situation offensichtlich nicht bewusst.

Tubay vergleicht den Saisonendspurt mit einem Glücksspiel

In einem Punkt wollte ihm Gündüz Tubay überhaupt nicht widersprechen. Die Mannschaft habe eine fantastische Rückrunde gespielt: „Nach der Niederlage gegen SuS 21 Oberhausen hat meine Frau gesagt, dass wir in den verbleibenden Spielen immer eine Sechs würfeln müssten. Und das ist der Mannschaft gelungen. Es ist achtmal in Folge die Sechs gekommen. Das ist außergewöhnlich.“

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An der sportlichen Leistung der Mannschaft will Tubay nichts aussetzen. Auch seinem Kapitän stellt er in diesem Punkt ein tadelloses Zeugnis aus. Kudret Kanoglu ging in der heißen Saisonphase voran, übernahm die Verantwortung. 18 Tore und 16 Vorlagen dokumentieren nur ansatzweise, wie wichtig er für die Mannschaft war. Tubay versuchte nach Spielende die Worte seines Kapitäns einzuordnen: „Da ist die ganze Anspannung von ihm abgefallen.“

VfB-Boss kündigt einen klaren Kurswechsel bei der Kaderplanung an

Viel weiter entschuldigen konnte er die Form und den Inhalt der Kritik am VfB Bottrop aber nicht. „Ich mache alles für den Verein. Ich lebe und liebe den VfB Bottrop. Die Jungs können sich nicht beschweren, ich habe immer alles für sie getan. Und ich muss an dieser Stelle klipp und klar festhalten: Der Verein hat es nicht verdient, dass man so mit ihm umgeht. Das ist undankbar.“

Samet Kanoglu (l.) war erst in der Winterpause gekommen, markierte in der Rückrunde zehn Treffer für den VfB Bottrop und schließt sich jetzt Arminia Klosterhardt an.
Samet Kanoglu (l.) war erst in der Winterpause gekommen, markierte in der Rückrunde zehn Treffer für den VfB Bottrop und schließt sich jetzt Arminia Klosterhardt an. © WAZ | Felix Hoffmann

Der Kapitän war nicht der einzige Spieler, der am Tag der Meisterfeier Kritik am Verein übte. Auch Samet Kanoglu hatte sich öffentlich über die fehlende Unterstützung beschwert. Tubay reagierte verärgert und kündigte direkt Konsequenzen an. Im Gespräch mit dem Reviersport machte er am Montag klar, dass der VfB Bottrop ab sofort einen anderen Weg einschlagen werde.

Ich hätte aus der Vergangenheit lernen müssen. Wir sind schon einige Male auf Spieler hereingefallen. Ich hätte wissen müssen, dass wir uns mit einigen Verpflichtungen Ärger einhandeln.
Gündüz Tubay - Vorsitzender des VfB Bottrop

Man wolle bei der Auswahl der Spieler noch größeren Wert auf den Charakter legen: „Wir werden keinem Spieler mehr die Taschen vollmachen. Es wird keine Söldner mehr geben. Die Jungs, die es betrifft, werden schon wissen, wen ich damit meine. Wir wollen nur noch Spieler, die zum VfB passen.“

Gündüz Tubay bereut, einen Fehler wiederholt zu haben

Tubay gesteht sich auch Fehler ein. Und zwar vor allem den, einen Fehler wiederholt zu haben: „Ich hätte aus der Vergangenheit lernen müssen. Wir sind schon einige Male auf Spieler hereingefallen. Ich hätte wissen müssen, dass wir uns mit einigen Verpflichtungen Ärger einhandeln.“

Die Kritik aus dem Kreis der Mannschaft treffe ihn, doch Tubay reagiert mit Entschlossenheit: „Ich sorge dafür, dass der VfB da bleibt, wo er jetzt ist. In der Landesliga. Wir arbeiten hart. Im Vorstand haben wir uns jetzt etwas breiter aufgestellt, alle packen mit an. Wir werden die Mannschaft mit guten Jungs verstärken. Aber von allem, was mit viel Geld zu tun hat, werden wir Abstand nehmen.“

Nicht mehr dabei sind in der neuen Saison Kudret und Samet Kanoglu. Samet hatte schon vor einigen Wochen seinen Wechsel zu Arminia Klosterhardt bekannt gegeben. Kudret folgte am Montag mit dem Entschluss zum SC Reken zurückzukehren. Ohne Namen nennen zu wollen, erklärte Philipp Drießen am Sonntag, dass es weitere Abgänge geben werde. Der Sportliche Leiter des VfB Bottrop ist mit Blick auf die Kaderplanungen trotzdem optimistisch: „Wir werden in der neuen Saison eine starke Mannschaft aufs Feld schicken.“

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