Bottrop. Fußballprofi, Erfolgstrainer, Weltenbummler: Diethelm Ferner ist tot. Bottrops größter Fußballer starb am 7. November im Alter von 82 Jahren.

Bottrops größter Fußballer ist tot. Diethelm Ferner, der einzige A-Nationalspieler, der hier aufwuchs, starb im Alter von 82 Jahren. Sein Name ist auch mit einem der großartigsten deutschen Pokalspiele verknüpft – dem 6:6 zwischen Schalke 04 und Bayern München 1984. Schalke war damals wie heute Zweitligist, der junge Olaf Thon schoss drei Tore und Ferner saß als Trainer auf der Bank.

Begonnen hat Ferners Karriere auf dem Sportplatz an der Horster Straße in Bottrop, gegenüber der Zeche Arenberg-Fortsetzung. „Ein schöner schwarzer Aschenplatz“, sagte der Mann, der dort 1953 als 12-Jähriger im Training auftauchte. Der Junge, der „Didi“ gerufen wurde, war noch einigermaßen neu in der Ruhrgebietsstadt, geboren 1941 in Kragau in Ostpreußen und von dort mit Ende des Zweiten Weltkrieges geflohen. Sein Vater war im Krieg gefallen, mit der Mutter kam er nach einigen Jahren in Dänemark und der Pfalz 1951 nach Bottrop. Ferner fing bei Rhenania an, schaffte es mit Willi Kubela, Hans Link und Horst Bystrich bis in die Bezirksklasse.

Von Rhenania über den VfB Bottrop in den hohen Norden

Dann wechselte der defensive Mittelfeldspieler zum Stadtrivalen VfB Bottrop, der in diesen Jahren zweitklassig spielte, also schon so etwas wie Profifußball repräsentierte. Es war die beste Zeit im Jahnstadion, mit manchmal sogar 20.000 Besuchern und der Meisterschaft in der zweiten Liga für den VfB im Frühjahr 1963. Einen Aufstieg gab es wegen Gründung der Bundesliga nicht und die stärksten Spieler waren nicht zu halten. Angreifer Klaus Matischak hatte sich schon im Jahr vorher verändert, jetzt lockte die neugeschaffene Bundesliga neben Werner Kubek auch Didi Ferner.

Kubek ging zum Meidericher Spielverein nach Duisburg und Ferner hatte von dort ebenfalls ein Angebot. Dann aber beendete der renommierte Fußballlehrer Willy Multhaup, der in den 50er-Jahren auch mal beim VfB Bottrop gewirkt hatte, seine Tätigkeit beim MSV und ging nach Bremen. „Lieber bin ich mit dem angesehenen Trainer, der mich haben wollte, mitgegangen, als es unter dem neuen in Duisburg zu versuchen“, erklärte Ferner. Eine sinnvolle Entscheidung!

Um Neujahr 1964 trug er auf einer Reise der deutschen Auswahl in Casablanca und Algier sogar das Nationaltrikot – neben Leuten wie Hans Tilkowski, Wolfgang Overrath, Willi Schulz und Reinhard „Stan“ Libuda. In den Spielen gegen Marokko (4:1) und Algerien (0:2) wurde Ferner jeweils eingewechselt. „Sepp Herberger hat mich eingeladen und so durfte ich auch einmal schnuppern“, sagte er bescheiden: „Es waren Kurzeinsätze.“

Deutscher Meister 1965 mit dem SV Werder Bremen

1965 wurde er mit Werder Bremen Deutscher Meister, gemeinsam mit dem Bottroper Klaus Matischak, der sich wegen einer Wette bei der Meisterfeier eine Glatze rasieren ließ. An den Empfang im Bremer Rathaus hatte Ferner, der sein Leben lang die gleiche Frisur mit akkuratem Seitenscheitel trug, eine besondere Erinnerung: „Mit so vielen Menschen hatte ich gar nicht gerechnet. Es war so voll dort, dass unsere Frauen, die wir erst dort trafen, durch die Fenster ins Rathaus klettern mussten.“

239 Bundesligaspiele absolvierte er von 1963 bis 1973 für Werder Bremen und Rot-Weiss Essen. Dort wurde er auch zum Trainer. Ferner: „Das ging übergangslos. Samstags habe ich noch gespielt, am Dienstag war ich Trainer.“ Der Aufsteiger lag auf dem letzten Platz, Präsident Naunheim entließ Trainer Witzler und fragte Diethelm Ferner: „Hören Sie mal: Wollen Sie nicht? Sie haben doch gerade A-Schein gemacht.“ Erst nach Rücksprache mit der Mannschaft sagte er zu und schaffte mit Rot-Weiss als 13. den Klassenerhalt.

Es war der Beginn einer vielfältigen Trainerkarriere, in Deutschland, aber auch international. In Griechenland und auf Zypern hat er gearbeitet, in Ägypten und im Libanon, im Sudan und in Lybien. „Die Lebensverhältnisse sind für die Einheimischen mitunter ganz schwierig; es gab da viel Armut“, beobachtete der Fußballtrainer: „Es hat mir nicht so schlecht gefallen.“ So zurückhaltend formulierte Diethelm Ferner praktisch immer, er war ein ganz seriöser, verlässlicher Mann ohne große Sprüche oder theatralische Auftritte. Doch er überzeugte mit seinen Inhalten.

Erste Trainerstation bei Rot-Weiss Essen

Seine erste Trainerstation bei Rot-Weiss an der Hafenstraße dauerte zwei Jahre, es folgten weitere beim Wuppertaler SV, beim FC St. Pauli in Hamburg, wieder in Essen, drei Jahre für Hannover 96 und ebenfalls drei auf Schalke. 1,71 Tore pro Begegnung schossen seine Spieler in Gelsenkirchen, ein hervorragender Wert, den in den Schalker Bundesligajahren sonst nur Ivica Horvath, Friedel Rausch und Jens Keller erreichten.

Auch im Ausland sammelte Ferner Erfolge. Mit Apollon Limassol wurde er zweimal Meister auf Zypern und spielte mit der Mannschaft oft im Europapokal. Außerdem arbeitete der preußische Fußballtrainer bei Iraklis Thessaloniki, AEL Limassol, Zamalek Kairo, Al-Jahra in Kuwait, Ittehad Alexandria, Olympiakos Nikosia, Al Ahli Tripoli, AO Kavala in Griechenland und als Nationaltrainer des Libanon. Seine Bilanz: „Sechs Titel habe ich als Trainer gewonnen.“

Lange lebte Diethelm Ferner in Kirchhellen, 2009 zog er nach Kalkar, um näher an der Arbeitsstelle seiner Frau zu sein. Dort ist er am 7. November auch gestorben.

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