Kirchhellen. Kirchhellens Chancen auf den Klassenerhalt sind auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Der VfB muss jetzt einem Nachbarn die Daumen drücken.

Nach einem dramatischen Kellerduell mit zwei Platzverweisen und unschönen Szenen hilft dem VfB Kirchhellen nur noch Beten: Nach der 0:3-Niederlage im Kellerduell gegen die DJK Wattenscheid hängt der Klassenerhalt am seidenen Faden. Selbst eingreifen können die Blau-Weißen nicht mehr, sie können am kommenden Sonntag nur den richtigen Mannschaften die Daumen drücken.

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Mein Kopf explodiert“, erklärte ein sichtlich enttäuschter Bartosz Maslon nach dem Spiel. Er war vor drei Wochen zusammen mit Michael Terwellen als Feuerwehrmann für die entlassenen Trainer Marco Hoffmann und Sascha Wisniowski gekommen, musste am Sonntag aber eingestehen, dass er den Brand nicht löschen konnte: „Ich frage mich, was wir hätten besser machen können. Aber mir fällt nichts ein.“

Trainer machen der Mannschaft keinen Vorwurf

Einen Vorwurf Richtung Mannschaft sparten sich Maslon und Terwellen bewusst. Kirchhellens Fußballer hatten 90 Minuten lang alles in die Waagschale geworfen, sie waren gerannt, hatten sich in die Zweikämpfe geworfen und hatten versucht. Aber: das alles hatte herzlich wenig mit Fußball zu tun. Maslon: „Der Wille war da. Aber wir waren zu ängstlich, zu mutlos. Da war kein Vertrauen in die eigene Stärke.“

Der Coach hatte schon zu seinem Antritt betont, dass seine Mission vor allem darin bestehe, den Druck von der Mannschaft zu nehmen. „Druck ist ein absoluter Leistungskiller“, so Maslon. Zusammen mit Michael Terwellen hatte er versucht, die Laune und die Lust auf Fußball im Training hoch zu halten. Wirkung zeigte das am Sonntag jedoch nicht.

Nur in der Anfangsphase wirkte Kirchhellens Spiel einigermaßen durchdacht und strukturiert. Kapitän Fabian Mohs kam schon nach wenigen Minuten zu zwei Torabschlüssen. Ein Schuss verfehlte das Tor, der andere war leichte Beute für Wattenscheids Keeper Alexander Beermann.

Ein böses Foulspiel sollte dem Spiel dann nach einer guten halben Stunde eine neue Wendung geben. Wattenscheids Paul Korn hatte Julian Thimm an der Seitenlinie rüde umgesenst. VfB-Bankspieler Christian Isaias ging Korn an den Kragen. Rudelbildung, böse Szenen: Schiedsrichter Tobias Kroll löste die Situation mit zwei Roten Karten gegen Korn und Isaias sowie zwei Gelben gegen Bartosz Maslon und Wattenscheids Spielertrainer Norman Seidel auf.

VfB Kirchhellen spielt eine Stunde lang in Überzahl

VfB Kirchhellen hofft auf Hilfe aus Zweckel

Der VfB Kirchhellen hat wegen des Rückzugs von FSM Gladbeck am kommenden Sonntag spielfrei und muss dann am abschließenden Spieltag dem SV Zweckel die Daumen drücken. Nur wenn die Gladbecker gewinnen, bleiben die Kirchhellener in der Bezirksliga. Holt Wattenscheid einen Punkt, würden sie nach Punkten mit dem VfB gleichziehen, hätten dann aber das bessere Torverhältnis.

Kirchhellens Rechenspiele würden sich komplett erübrigen, wenn Genclikspor Recklinghausen einen Überraschungssieg beim Tabellenzweiten FC Marl landet. Auch dann würde der VfB in die Kreisliga A absteigen müssen. Ganz gleich, wie der Vergleich zwischen Wattenscheid und Zweckel endet.

Kirchhellen spielte also ab der 33. Minute in Überzahl. Allerdings: Schon zwei Minuten später gab es die kalte Dusche für den VfB: Sascha Markmann war an der Seitenlinie gefoult worden und der Linienrichter zeigte das auch mit erhobener Fahne an, doch Kroll ließ zum Unverständnis der Kirchhellener weiterspielen. Sekunden später zappelte der Ball im Netz. Wattenscheids Rene Michen hatte den Konter erfolgreich abgeschlossen. 1:0. Halbzeit.

Noch war genug Zeit, doch der zweite Durchgang begann gleich mit einer Schrecksekunde. Julian Thimm verletzte sich und musste ausgewechselt werden (52.). Kirchhellen bemühte sich darum, Linie ins Spiel zu bekommen. Doch das wurde mit jeder verronnenen Spielminute schwieriger. Die Ballverluste und Unkonzentriertheiten häuften sich.

Maslon und Terwellen rauften sich die Haare, auf der Tribüne wurden die Unmutsbekundungen immer lauter. Wattenscheid machte es dagegen wie ein Fuchs im Hühnerstall: Michen schloss nach 72 Minuten einen zweiten Konter erfolgreich ab. Maslon hatte kurz zuvor Dominik Selm ins Spiel gebracht, die Viererkette aufgelöst und zur bedingungslosen Offensive aufgerufen.

Erste Chance für Kirchhellen nach 85 Minuten

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Fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit verbuchte der VfB Kirchhellen schließlich die erste nennenswerte Torchance: Ferdi Schmücker verfehlte mit einem Kopfball aus kurzer Distanz das Tor um wenige Zentimeter.

Zwei Minuten später war der VfB noch einmal nah dran am Anschlusstreffer. Keeper Beermann stolperte einen verunglückten Torschuss von Marc Bühler so eben noch am Torpfosten vorbei. Mucksmäuschenstill wurde es unter den knapp 500 Zuschauern in der dritten Minute der Nachspielzeit: Nico Wöllmann hatte mit dem 3:0 alles klar gemacht.

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