Bottrop. Dr. Peter Scheidgen bezieht zu den Schließungsplänen Stellung. Der Vorsitzende des Sportbundes fordert mit Nachdruck den Erhalt der Sportplätze.

Die Schließung der Sportanlage an der Feldhausener Marienstraße ist vorerst vom Tisch. Die Anlagen an der Paßstraße und in Ebel sind aber weiterhin vom Aus bedroht. Die betroffenen Vereine sind verunsichert. Dr. Peter Scheidgen reagiert irritiert auf die Planungen. Der Vorsitzende des Bottroper Sportbundes kritisiert den Sport- und Bäderbetrieb in seiner Vorgehensweise. „An der Fortschreibung des Sportstätten-Entwicklungsplans waren wir nicht beteiligt. Dieser Alleingang der Verwaltung ist in meinen Augen absolut nicht nachvollziehbar“, sagt Scheidgen.

Anfang Oktober zog Dr. Peter Scheidgen einen dicken Umschlag aus seinem Briefkasten. Der Sport- und Bäderbetrieb hatte dem Vorsitzenden des Bottroper Sportbundes die aktualisierte Fassung des Sportstätten-Entwicklungsplanes zugeschickt. In dem Papier werden auf 75 Seiten die Entwicklungen im Bottroper Sport beschrieben und zukünftige Maßnahmen vorgeschlagen. Die Urfassung wurde 2003 bei einem Forscherteam der Universität Wuppertal um Professor Dr. Horst Hübner in Auftrag gegeben. Die Aktualisierung dieser Studie stammt aus dem Jahr 2016. In beide Studien war der Bottroper Sportbund involviert, nicht allerdings an der Aktualisierung vom 14. September 2021. Aus dem neuen Papier geht der Vorschlag hervor, die Plätze an der Paßstraße sowie in Ebel und Feldhausen aus Kostengründen zu schließen.

„Es reicht nicht, die Anzahl von aktiven Fußballmannschaften zu zählen.“

Natürlich müsse man immer darüber sprechen, ob es sinnvoll ist, alle vorhandenen Sportanlagen weiter zu betreiben, räumt Scheidgen ein, die Vorschläge des Sport- und Bäderbetriebs die Sportplätze zu schließen, hält er dennoch für falsch: „Wenn es darum geht, zu ermitteln, ob eine Sportanlage sinnvoll ist, reicht es nicht aus, nur die Anzahl der dort momentan spielenden Fußballmannschaften zu zählen. Sportplätze haben in ihren Stadtteilen immer auch eine große soziokulturelle Bedeutung. Aber die wird völlig ausgeblendet.“

Scheidgen fordert deshalb auch ein Umdenken. Man müsse weg vom Schließungsgedanken, hin zu einem Konzept, das aus Fußballfeldern multifunktionale Sportanlagen mache. Scheidgen erklärt: „Die Anlagen müssten so ausgestattet sein, dass dort mindestens ein Sportabzeichen abgelegt werden kann. Das würde dem Breitensport, dem Schulsport und auch Kindergärten neue Perspektiven ermöglichen und gleichzeitig die Auslastung der Anlage und die Attraktivität für den Ortsteil erhöhen.“

Dr. Peter Scheidgen: „Die Stadt muss dafür Sorge tragen, dass adäquate Sportangebote vorhanden sind.“
Dr. Peter Scheidgen: „Die Stadt muss dafür Sorge tragen, dass adäquate Sportangebote vorhanden sind.“ © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das Umdenken beim Sport- und Bäderbetrieb, was die Empfehlung für Feldhausen angeht, begrüßt Scheidgen. Die Verwaltung teilte am Donnerstag überraschend mit, die Anlage nun doch erhalten zu wollen. Scheidgen würde sich das auch für Ebel wünschen. Man dürfe die Sportplätze in Ebel nicht einfach dem Boden gleich machen: „Die Stadt muss dafür Sorge tragen, dass adäquate Sportangebote vorhanden sind. Ebel ist ein Zuzugsgebiet, der Stadtteil wächst, hat aber kaum noch Infrastruktur. Die Schließung der Sportplätze wäre für die Bürger in diesem Stadtteil ein weiterer Schlag ins Gesicht.“

Die Sportstadt Bottrop muss sich hinterfragen

Den Auftrag, unnötige Kosten zu ermitteln und Einsparungen vorzunehmen, hält Scheidgen grundsätzlich für richtig, sagt aber auch: „Sport wird wie die Kultur immer ein Zuschussbetrieb sein. Bottrop führt in diesem Punkt immer an, Sportstadt zu sein. Die Stadt muss sich jetzt aber auch hinterfragen, ob sie diesem Anspruch noch gerecht wird, wenn es in Zukunft Stadtteile ohne Sportmöglichkeiten gibt. Ich sage das ganz deutlich: sozialpolitisch ist das inakzeptabel.“

Für den Standort Ebel sieht Dr. Scheidgen andere Möglichkeiten. Er schlägt vor, auf einen der beiden Sportplätze zu verzichten, den verbleibenden aber zu einer multifunktionalen Sportanlage mit Kunstrasenplatz auszubauen. Bei der Sportanlage an der Paßstraße müsse man hingegen andere Maßstäbe anlegen, „In der Stadtmitte lassen sich Lösungen finden, die in den Außenbezirken nicht möglich sind“, begründet Scheidgen. Aber auch dort müsse man sich genau überlegen, was man dem betroffenen Verein zumute.

Denn in einem Punkt gibt sich Dr. Peter Scheidgen keinen Illusionen hin: „Wenn die Sportanlagen geschlossen werden, bedeutet das für die betroffenen Vereine wahrscheinlich den sicheren Tod. Sie sind in ihren Stadtteilen verwurzelt, mit einem Umzug auf andere Sportanlagen würde die komplette Identifikation verloren gehen.“

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