Fuhlenbrock. Willi Tenbusch ist der Vater der Sportanlage Jacobi. Er ist Träger der Stadtplakette und hat Blau-Weiß Fuhlenbrock wiedervereint. Eine Würdigung.
Wenn Wilhelm „Willi“ Tenbusch aus dem Fenster seines ersten Zuhauses schaut, wird er ein Schmunzeln wohl immer noch kaum vermeiden können. Denn dann kann er durch das Grün hindurch einen Blick auf sein zweites Zuhause werfen: die Sportanlage Jacobi, auf der Blau-Weiß Fuhlenbrock seine Heimspiele austrägt – und die es ohne Wilhelm Tenbusch in der heutigen Form niemals gegeben hätte.
Der 81-Jährige ist eine Institution im Verein. Er schloss sich den Blau-Weißen mit damals 13 Jahren an, blieb dem Klub bis heute treu, wurde 1957 Stadtmeister, spielte bis 1987 selbst noch aktiv Fußball und organisierte viele Jahre die Abschlussfeiern der Alten Herren.
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Er war Trainer in der Junioren- und der Seniorenabteilung, zwischenzeitlich zweiter Geschäftsführer, Sozialwart, in verschiedenen Ausschüssen tätig oder auch jahrzehntelang Vorsitzender der Altherrenabteilung und des Fördervereins.
Blau-Weiß Fuhlenbrock und Wilhelm Tenbusch gehören einfach zusammen
„Willi“ Tenbusch ist seit sieben Jahrzehnten ein treuer Begleiter und Antreiber der Entwicklung auf Jacobi. Er und Blau-Weiß Fuhlenbrock sind miteinander aufgewachsen und längst auch verwachsen. „Die Anlage ist sein Wohnzimmer“, sagt Winfried Junker, der Vorsitzende des Vereins.
„Willi konzentrierte sich nicht nur auf den Sport, sondern auch auf das Gefühl zwischen den Sportlern. Das hat bis heute nicht aufgehört. Er ist jeden Tag auf der Anlage, spricht mit den Platzwarten. Er rastet nicht und ist weiterhin aktiv. Mal sehen, was wir in Zukunft noch auf die Beine stellen werden“, lobt Junker.
Dass sich Wilhelm Tenbusch auf Jacobi so wohl fühlt, hat wohl auch den Grund, dass in der Anlage auch ein Stück seiner eigenen Identität steckt. Denn er war es, der mit jeder Menge Arbeit, vielen strapazierten Nerven und unendlich vielen Gesprächen der Antreiber der Reaktivierung der Zechenbrache Jacobi war und so den Klub Anfang der 2000er-Jahre wieder vereinte.
Wilhelm Tenbusch war stets ein Antreiber
„Durch ihn sind aus quasi zwei Vereinen wieder einer geworden“, sagt Junker. Denn bis 1999 spielten die Fuhlenbrocker an der Birkenstraße, auf dem Tennenplatz hinter der St. Ludgeruskirche.
„Und er zeigte damals auf, dass auf dem alten Zechengelände überhaupt ein Fußballplatz entstehen konnte. Es war sehr viel Arbeit, alle davon zu überzeugen. Er musste ja auch immer die Vertreter der Stadt mit ins Boot nehmen“, so Junker. Doch die Arbeit lohnte sich. Ab August 1999 teilte sich der Verein mit der Beachvolleyballabteilung des VC 90 den Rasenplatz auf der Volkssportanlage Jacobi.
Ein Zaun zum Erhalt des guten Zustandes
Da der Sportplatz damals aber noch offen zugänglich und nicht umzäunt war, wandte sich Wilhelm Tenbusch erneut an die Politik, bis hin zum Regierungspräsidenten in Münster und bewies einmal mehr Beharrlichkeit.
„Damals konnte jeder zu jeder Zeit auf den Platz. Sobald Trainings- und Spielbetrieb vorbei waren, tobten alle auf der Anlage rum und keiner achtete auf sie. Da hat sich Willi Tenbusch gesagt, dass das nicht sein kann und sich erfolgreich für eine Umzäunung eingesetzt. Sonst wäre der Zustand des Platzes sicherlich schnell nicht mehr so gut gewesen“, sagt Junker.
Er machte aus zwei Vereinen wieder einen
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Den Umzug von Asche auf Rasen machten damals aber nicht alle BWF-Mannschaften mit. „Da durften nur die ersten Mannschaften und die jüngeren Jugendteams spielen. Die zweiten Mannschaften und die ältere Jugend mussten auf Asche. Das führte dazu, dass es weniger Zusammenhalt zwischen den Teams gab“, blickt Junker zurück.
Das Anfeuern der anderen Teams, das gemeinsame Zusammensitzen und das Gefühl, ein Verein zu sein, fehlte und wurde auch von „Willi“ Tenbusch schmerzlich vermisst. Also stellte er im Jahr 2000 die erste Anfrage zur Erweiterung der Anlage an den Oberbürgermeister Ernst Löchelt – und wurde zunächst vertröstet.
Kunstrasen und ein größeres Vereinsheim
Es dauerte drei Jahre, bis der offizielle Bauantrag dann gestellt wurde, am 8. Januar 2003 stellte Wilhelm Tenbusch den Flächennutzungsplan bei der Bürgerversammlung im Ludgerushaus vor, fünfeinhalb Jahre später, im Oktober 2008, wurde die Baugenehmigung erteilt.
Ein Kunstrasenplatz samt Flutlichtanlanlage, die Vergrößerung, die Drehung und die Errichtung einer Flutlichtanlage und Bewässerungseinrichtung für den Tennenplatz, eine Neuanlegung der Beach-Anlagen und die Erweiterung des Multifunktionsgebäudes um über 25 Quadratmeter waren Teil der Veränderungen, die von 2008 bis 2010 in die Tat umgesetzt wurden.
„Willi Tenbusch hat dafür Sorge getragen, dass das Mehrgenrationenheim um über 25 Quadratmeter größer geworden ist. Dafür hat er 2009 den Förderverein gegründet und es in absolut akribischer Kleinstarbeit geschafft, Sponsoren zu finden. Auch deshalb ist nun wieder ein ganz anderes Vereinsleben möglich. Wir haben hier eine neue Heimat gefunden“, freut sich Junker.
Der „Quälgeist“ hatte noch nicht genug
Mit der Übernahme des Kunstrasenplatzes im August 2010 und der Eröffnungsfeier der Anlage im Juni 2011, bei der Oberbürgermeister Bernd Tischler von der schönsten Anlage in Nordrhein-Westfalen sprach und Wilhelm Tenbusch in seiner Ansprache als positiven „Quälgeist“ betitelte, hätte sich der eine oder andere sicherlich glücklich zurückgezogen und voller Stolz auf die getane Arbeit zurückgeblickt.
Doch nicht so Wilhelm Tenbusch. Er hatte noch nicht genug, sah immer noch Optimierungsbedarf und stürzte sich direkt in das nächste Projekt: Die Überdachung zwischen den Rasenplätzen. Auch das sollte schließlich noch gelingen und war wie auch alle Aufgaben zuvor nur möglich, weil hinter „Willi“ stets seine Frau Mia stand, ihm den Rücken stärkte und ihm die Zeit für sein liebstes Hobby einräumte.
Die Bedeutung seines Engagements für den Verein und den Stadtteil sind unermesslich. Es ist mehr als nur ein Lebenswerk, dass der heute 81-Jährige in Fuhlenbrock auf die Beine stellte und dass er als Herausgeber des Buches „Blau-Weiß und Fuhlenbrock“ auch schriftlich für die Ewigkeit festhielt. Lange war dieses Werk vergriffen, doch weil das Interesse nie abebbte, ist es mittlerweile auch online auf der Homepage www.bwfuhlenbrock.de zum Download verfügbar.
Im Dezember 2019 wurde Wilhelm Tenbusch die Stadtplakette überreicht
Um all dies auch nur ansatzweise zu würdigen, wurde Wilhelm Tenbusch am 5. Dezember 2019 mit der Stadtplakette geehrt. Bürgermeister Klaus Strehl sprach in seiner Laudatio von einer starken Gemeinschaft der Sportlerinnen und Sportler in Bottrop, die sich ehrenamtlich für die Vereine und deren Anliegen einsetzen würden. „Wo wären wir, wo wären vor allem unsere sportbegeisterten Kinder und Jugendlichen, wenn es diese Menschen nicht geben würde?“, so seine Frage damals.
Und einer der „herausragenden Charaktere im Bottroper Fußball“ war schon damals und ist noch heute Wilhelm Tenbusch, der Vater der Sportanlage Jacobi, die er von Zuhause aus immer in Blick hat – mit einem Schmunzeln im Gesicht.