Bottrop. Über 40 Athleten aus aller Welt bilden am Wochenende wieder das I-Tüpfelchen auf der NRW-Gala. Die Zahl steigt kontinuierlich.
Sporttalk am Freitag, das Marktplatzstoßen am Samstag, der große Wettkampftag am Sonntag: Die NRW-Gala des LC Adler Bottrop lässt keine Leichtathletik-Wünsche offen. Highlights sind traditionell die Athleten aus aller Welt, die in diesem Jahr aus Kuwait, Burundi und den USA ins Jahnstadion pilgern – und den heimischen Sportlern als Vorbild und Ansporn dienen.
Kim Collins bleibt unvergessen
Den Namen von Kim Collins raunt der Nachwuchs des LC Adler Bottrop immer noch ehrfürchtig durch das Rund des Jahnstadions. Wer am 29. Mai 2016 erlebte, wie der Weltklasse-Sprinter über 100 Meter in 9,93 Sekunden zu seiner persönlichen Bestzeit stürmte, der wird Collins nie wieder vergessen. Ähnlich beeindruckend präsentierte sich vergangenes Jahr auch der Olympia-Zweite David Storl – generell sind die Top-Athleten des Planeten die Kirsche auf dem Eis mit Namen NRW-Gala.
Sprinter haben keine Bremsfallschirme
Vor zwei Jahren ließ der LC Adler einen Testballon steigen und probierte die Gegengerade im Jahnstadion als Sprintstrecke aus, um in höherer Frequenz starten zu können. Das Problem dabei: Die Stadionplaner hatten nicht an einen Auslauf gedacht.
„Wir haben uns über die langsamen Zeiten gewundert und gemerkt, dass die Sprinter abbremsen – sonst wären sie im Zaun gelandet“, erinnert sich Vorsitz Dirk Lewald mit einem Lachen. Denn auch die schnellsten Männer haben keine Bremsfallschirme.
Auch am kommenden Sonntag können die Autogramm-Jäger wieder ihre Stifte zücken, wenn über 40 Internationale in den 15 Disziplinen antreten. „Das Interesse ist groß und wächst. Mein Telefon stand in den letzten Tagen nicht still“, sagte Athletenmanager Marc Osenberg am Montag. Auch Dirk Lewald, Vorsitz der Adler, sieht die Gala auf dem aufsteigenden Ast. „Das ist die normale Entwicklung, das Event muss sich erst etablieren. Inzwischen spricht es sich rum und die Sportler genießen das Gefühl eines großen Meetings.“ Als Pluspunkte der NRW-Gala nennt der LC-Motor die schnelle Bahn im Stadion, die guten Bedingungen und eine Wohlfühlatmosphäre – erzeugt durch den Verein.
Sorge um die heimischen Athleten ohne Siegchance
Doch bei aller Internationalisierung des Events treibt die Veranstalter immer eine Sorge um: Die Verbindung von Meisterschaften und Meeting, bei der die heimischen Athleten ohne Siegchance bleiben. „Wir als Verband müssen den Spagat hinbekommen und können den Sportlern nicht jedes Jahr Stars vor die Nase setzen“, bemerkt LVN-Geschäftsführer Hans-Joachim Scheer, weshalb sich die Einladungen zu großen Teilen auf die sechs Gala-Disziplinen Kugelstoßen, Weitsprung, 110m Hürden, 200m (Männer), Dreisprung und Speerwerfen (Frauen) konzentrieren.
Wobei: Leichtathleten wie Hanna und Luis Lüger, Hannes Jüsten und Marius Lewald – die am Sonntag die Fahne des LC Adler in den Sprintdisziplinen hochhalten, freuen sich mächtig auf die Vorbilder. „Marius war etwas geknickt, aber dann kam ein ‘wow, geil’, als er gesehen hat, gegen wen er läuft“, berichtet Vater Dirk und setzt fort: „Die ambitionierten Sportler sehen den Lerneffekt und den Ansporn.“ Als zweites Beispiel nennt der Vorsitzende Beschwerden über Facebook mit dem Vorwurf einer Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den Kugelstoßern am Samstag und Sonntag. Lewald: „Die wollen die Großen haben, die wollen mitmischen.“ Kurzum: Bottrop fordert Burundi.
Von Südafrika über Burundi bis nach Kuwait
Apropos Burundi: Dort kommt mit Antoine Gakeme einer der Läufer her, die über 800 Meter an den Start gehen – so wie die beiden Südafrikaner Rynard van Rensburg und Mohlosi Kabelo. Das Trio gehört ebenso zu den Exoten der Veranstaltung wie Yaqoub Mohamed al-Youha. Der Kuwaiti ist einer der schnellsten Männern Asiens und trifft über 110m Hürden auf Marius Lewald. Weitere schwere Kaliber am Sonntag sind der britische U20-Weltmeister Jona Efoloko (200m Männer), Dreispringerin Tori Franklin aus den USA, der EM-Fünfte Tomasz Jaszczuk aus Polen (Weitsprung) sowie Speerwerferin Maria Magdalena Andrejczyk.
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Die Polin hat eine besondere Verbindung zu Bottrop. Schon 2015 startete sie als No-Name im Jahnstadion, verbesserte ihre Weite um mehrere Meter und schrammte im Jahr darauf in Rio mit Rang vier knapp an der Medaille vorbei. Am Wochenende geht sie wieder an den Start – und ließ die Universiade im italienischen Neapel sausen. Ein schöneres Kompliment kann die NRW-Gala nicht bekommen.
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