Am Freitag zog Usain Bolt bei einem Rennen in Jamaika das Ticket für Olympia. Dem Weldrekordinhaber wäre mit seiner Siegerzeit von 9,94 Sekunden in Bottrop nur der zweite Platz geblieben: Kim Collins gewann bei der NRW-Gala die 100 Meter in 9,93 Sekunden. Der 40-Jährige unterstrich mit seiner Glanzleistung nachhaltig, dass er bei der Medaillenvergabe in Rio de Janeiro tatsächlich ein Wörtchen mitsprechen kann. Die Zeit von Bottrop wird sich international herumsprechen.
9,93 Sekunden! Noch nie zuvor war ein Sprinter so schnell im Jahnstadion unterwegs. Eine Leistung, die am Sonntag das Sahnehäubchen für eine Veranstaltung war, die fast 3000 Zuschauer anlockte und begeisterte. Kim Collins war der strahlende Sieger. Der Weltmeister von 2003 hatte im Vorfeld versprochen, alles aus sich heraus zu holen und belohnte sich selbst mit einer neuen persönlichen Bestzeit. Sechs Tage lang hatte er zuvor Bottrop und das Ruhrgebiet kennen gelernt. Er hatte mit Jugendlichen zahlreicher Vereine trainiert, eine Schulklasse besucht, Nachhilfe in der Geschichte des Ruhrgebiets genommen und dabei viele Herzen für sich gewonnen. Für ihn wurde der Finallauf über 100 Meter zu einem Heimspiel. Die Gunst der Zuschauer war klar verteilt. „Ich bin sehr glücklich über diese Leistung und möchte mich beim Verein und den Menschen in Bottrop für eine ganz tolle Woche bedanken. Das war großartig hier“, erklärte Collins im Anschluss an seinen Sieg. Schon morgen wird sich der Weltklasse-Sprinter ins Flugzeug setzen. In Amsterdam steht das nächste Leichtathletik-Meeting für ihn auf dem Programm. „Das war ein fantastisches Rennen und vielleicht der Höhepunkt des Tages. In der sportlichen Vita von Kim Collins steht nun auch der Name unserer Stadt“, kommentierte Dirk Lewald das 100-Meter-Finale. Der 2. Vorsitzende des LC Adler Bottrop und Cheforganisator der NRW-Gala durfte sich an diesem Nachmittag aber noch über eine weitere Glanzleistung im Jahnstadion freuen.
Denn auch im Speerwurf der Frauen wurde der Stadionrekord geknackt. Linda stahl gewann den Wettbewerb mit einer Weite von 63,10 Metern. Die Athletin des TSV Bayer 04 Leverkusen schaffte damit auch die Norm für Olympia. Sie wird die deutschen Farben damit in wenigen Wochen in Rio de Janeiro vertreten.
Linda Stahl schafft Olympia-Norm
In den frühen Abendstunden wackelte noch ein weiterer Stadionrekord. Im Rennen der Männer über 200 Meter verfehlte Joe Morris nur knapp die Bestmarke von 20,51 Sekunden. Der US-Amerikaner gewann das Rennen in 20,67 Sekunden vor Kevin Ugo vom TV Wattenscheid (20,67) und James Godday (ART Düsseldorf, 21,71).
Nach acht Stunden Spitzensport durften die Gastgeber ein zufriedenes Fazit ziehen. Auch, weil das Wetter wider erwarten mitgespielt hatte. „Man hat mir erzählt, dass in Kirchhellen Land unter gemeldet wurde. Hier kam kein einziger Regentropfen herunter. Das Tief hat anscheinend einen Bogen um das Stadion gemacht“, erklärte Dirk Lewald. Bitter aus Sicht des LC Adler Bottrop war allein der Ausfall von Marius Lewald. Das vielversprechende Talent musste seine Teilnahme am Einlagelauf über 110m-Hürden verletzungsbedingt absagen. Der 17-Jährige ließ sich die NRW-Gala aber nicht nehmen. Er kam mit einer Kniemanschette ins Stadion und durfte den Sieger des Rennens auszeichnen, an dem er selbst gerne teilgenommen hätte.