Wattenscheid. Für die SG Wattenscheid 09 wird es der bisherige Saisonhöhepunkt. Gegen den Lokalrivalen Rot-Weiss Essen kann das Team von Trainer André Pawlak den ersten Saisonsieg einfahren. Doch die Situation in Wattenscheid ist angespannt, die Aufstiegseuphorie nach dem schwachen Saisonstart längst verflogen.

Über die Rückkehr „ins Konzert der Großen“ hatte sich André Pawlak am 27. Juli dieses Jahres, kurz vor dem Saisonstart gegen den KFC Uerdingen, gefreut. Vor dem Gastspiel bei Rot-Weiss Essen am Dienstag (20.15 Uhr, Sport1), darf sich der Trainer des Regionalliga-Vorletzten auf die rund 120-minütige Rückkehr des Klubs ins Fernsehen freuen. Sport1 überträgt im Rahmen seiner regelmäßigen Regionalliga-Sendung live. „Endlich“, freut sich Pawlak über die Bildschirmpräsenz, könne man sich „der breiten Öffentlichkeit“ präsentieren – wenngleich die Ausgangslage vor dem Spiel beim Neunten nicht die allerbeste ist.

„Natürlich“ habe Pawlak, dessen Team noch immer sieglos ist, registriert, dass das Murren im Umfeld zuletzt deutlich lauter geworden, die Aufstiegseuphorie seit einigen Wochen verflogen und der Druck mittlerweile um ein Vielfaches gestiegen ist. Einerseits wolle man vor dieser Situation „nicht die Augen verschließen“, andererseits aber auch „nicht schwarz malen“.

Die Leistung stimmt meistens

Und es ist ja nicht einmal so, dass Pawlak, der weit davon entfernt ist, die kritische Tabellenlage zu verkennen, mit dieser Bewertung völlig Unrecht hätte. Die Situation ist tatsächlich zwiespältig: Die jüngsten Leistungen stimmten überwiegend, wegen kurzer Unkonzentriertheiten ist die Ausbeute (drei Punkte aus drei Spielen) aber mangelhaft. Eine ungünstige Konstellation im Ergebnissport Fußball, zumal die Wattenscheider Fans nicht als die geduldigsten gelten.

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Wobei sie sich auch in Essen gern schon wieder anderswo sähen als „nur“ in der vierten Liga. 2006 erst war der Klub aus der Zweiten Bundesliga abgestiegen, vor gut drei Jahren schüttelte eine Insolvenz den Klub durch, der Neustart in der NRW-Liga konnte mit dem Regionalliga-Aufstieg 2011 abgeschlossen werden. Seitdem steht RWE für Kontinuität, nach dem vierten Platz in diesem Sommer wollte man sich weiter verbessern, so die Zielsetzung vor dieser Saison.

RWE teilweise zu einfallslos

Dass das bisher nicht geklappt hat bei den durchweg jung besetzten Essenern, die mit Sturm-Routinier Christian Knappmann einen abgezockten Knipser und Leader-Typen in ihren Reihen wissen, liegt an der spielerischen Einfallslosigkeit, die dann und wann Einzug hält im erst ein Jahr alten, von Sponsoren und Stadt finanzierten Stadion-Neubau an der Hafenstraße. Der mit Spielwitz ausgestattete Cebio Soukou, einst in der VfL-Jugend ausgebildet, zog sich kurz nach dem Saisonstart einen Kreuzbandriss zu – und zuletzt gab’s nur ein Last-Minute-1:0 gegen Velbert.

Clever genug sind sie dann also doch, auch in Zitterpartien, und verfügen damit über eine Qualität, die 09 bislang noch so gar nicht zeigte. Mit Kevin Brümmer, der zuletzt auf der rechten Abwehrseite verteidigt hatte, fällt neben Seyit Ersoy und Niklas Andersen ein weiterer Spieler verletzt aus. Ihn wird Sven Preissing ersetzen, vorne könnte dafür Nico Buckmaier einspringen, oder Milko Trisic, der zuletzt als einzige Sturmspitze überzeugt hatte.

Essen mit Schwächen in der Abwehr

Der Spagat, den Pawlak bewältigen muss, ist allerdings knifflig: Einerseits will er die Kompaktheit stärken, vielleicht vom 4-1-4-1-System abrücken und Kapitän David Zajas mit Fatlum Zaskoku oder Kevin Kisyna im defensiven Mittelfeld eine Unterstützung zur Seite stellen. Andererseits darf er nicht zu defensiv agieren lassen, denn Essen zeigte hinten schon viele Schwächen, hat bislang sogar ein Gegentor mehr als 09 kassiert.

Vielleicht ist ja Alexander Thamm, neben Lenz, Enzmann und Lehmann einer der vier Ex-Essener im 09-Team, ein Kandidat für die Innenverteidigung, um Knappmanns Kreise einzudämmen.