Bochum. Maria-Luisa Grohs war auf dem Weg in die Nationalmannschaft, dann wurde ein Tumor gefunden. Nach ungewissen Wochen gab die Bayern-Keeperin in Bochum ihr Comeback.
Nach dem Spiel gab es ein Siegerfoto mit dem ganzen Team - und dann ganz viele Umarmungen an der Bande für Mala Grohs. Die Torhüterin des FC Bayern München machte am Sonntagnachmittag ihr erstes Pflichtspiel, nachdem bei ihr im Herbst ein bösartiger Tumor festgestellt wurde. Mit der zweiten Mannschaft des FC Bayern gewann sie 2:0 beim VfL Bochum. Es war ein Traum-Comeback für die gebürtige Münsteranerin, die in der Jugend auch für den VfL spielte.
Mit einigen Paraden und vielen abgefangenen hohen Bällen hatte Grohs großen Anteil am zweiten Saisonsieg der Bayern-Reserve. „Es fühlt sich auf jeden Fall sehr besonders an“, sagte Grohs der WAZ nach dem Spiel.
Bayern-Torhüterin Grohs hatte ein Heimspiel in Bochum
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Die Torhüterin wirkte gelöst nach dem Comeback. Dabei habe es ihr geholfen, in der zweiten Mannschaft statt direkt in der Bundesliga zu spielen: „Es tat mir gut, einen bisschen entspannteren Einstieg zu haben statt gleich wieder den ganzen Druck zu haben. Ich war ja schon eine ganze Zeit raus und es ist schon viel“, so Grohs. „Dann auch noch in Bochum zu spielen war wie zu Hause. Meine Familie war dabei und viele Leute konnten kommen. Ich spiele auch sehr gerne mit der zweiten Mannschaft. Wir haben ein überragendes Spiel hingelegt. Von daher war es schon besonders und hat auch viel Spaß gemacht.“
Krebserkrankung öffentlich gemacht: „Möchte mich nicht aus der Bahn werfen lassen“
Das erste Pflichtspiel nach ihrer Rückkehr habe sich ab der ersten Minute eigentlich wie immer angefühlt. „Ich bin aber froh, dass ich so gut souverän durchgekommen bin und habe gemerkt, wie das Selbstverständnis zurückkam.“
Noch im Oktober war sie fürs DFB-Team nominiert, musste der Nationalmannschaft aber absagen. Bei einer Untersuchung wurde der Tumor festgestellt. Im November machte sie ihre Erkrankung öffentlich und pausierte von da an mit dem Fußball. Kurz vor Weihnachten meldete sie sich in einer Video-Botschaft zu Wort, zeigte ihre Narbe am Hals und berichtete von einer erfolgreichen OP. „Ich wusste gar nicht, wohin die Reise geht. Ich hatte im engeren Umfeld auch noch keine Erfahrung mit einer Krebserkrankung gemacht“, sagte Grohs vor einigen Tagen den „Westfälischen Nachrichten“ über diese Zeit.
23-Jährige denkt nicht mehr oft an ihre Krankheit

Eine Rückkehr ins deutsche Fußball-Nationalteam stelle sie etwa „erstmal hinten an. Es geht jetzt darum, dass ich wieder so spielen kann wie vor der Erkrankung – oder vielleicht sogar besser“, sagte die Torhüterin: „Die Ziele existieren aber grundsätzlich nach wie vor, so einfach möchte ich mich nicht aus der Bahn werfen lassen.“ Dass sie seit dem Trainingslager der Münchnerinnen Ende Januar zurück im Trainingsbetrieb ist, sei zunächst „wirklich schön. Ganz normal und selbstverständlich ist das für mich noch nicht wieder“, sagte die 23-Jährige. Inzwischen könne sie „an einer Hand abzählen, wie oft ich seitdem an meine Krankheit denken musste“.
Vom VfL Bochum wechselte Grohs zu den Bayern
Die gebürtige Münsteranerin spielte in der Jugend für den VfL Bochum, unter anderem in der U17-Bundesliga, spielte auch in den DFB-Nachwuchsnationalmannschaften. 2019 wechselte sie zum FC Bayern, für den sie seitdem 52 Spiele in der Bundesliga und 19 in der Champions League absolvierte. Dreimal wurde sie mit den Bayern Deutscher Meister.

Dass sie ihr Comeback in Bochum feierte, passte perfekt, mit einer Einschränkung: „Ich hätte gerne am Stadion gespielt, weil ich da auch Jahre gespielt habe“, meinte Grohs. „Ich kenne viele Gesichter noch und hab mich gefreut, die wiederzusehen. Ich mag den VfL sehr gerne und bin gespannt, ob wir sie nächstes Jahr in der Bundesliga treffen.“
Die Punkte für den Aufstieg müssen die Bochumerinnen aber woanders holen - an Grohs kamen sie am Sonntag nicht vorbei.
Lob von Malinowski und Reisacher
Warme Worte gab es von beiden Coaches. VfL-Trainerin Kyra Malinowski sagte: „Es freut mich einfach für sie enorm, dass sie zurück ist und hier die Spielzeit bekommt. Sie bringt viel Erfahrung mit, ist sehr sicher und natürlich für Bayern eine Verstärkung.“ Bayern-II-Trainer Jerome Reisacher lobte alle Spielerinnen und dem Teamgeist, sagte über seine Keeperin: „Ich kenne sie seit sechs Jahren - sie ist souverän, lautstark und präsent - so wie es letztes Jahr in der Ersten war. Sie ist ein Top-Profi.“
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