Bochum. Der VfL Bochum U23 strebt in die Regionalliga, Siegen auch: Welche Klubs wollen die Lizenz beantragen? Einige überraschend ja – andere zögern noch. Der große Überblick.

Der VfL Bochum U23 führt die Tabelle der Fußball-Oberliga weiterhin an, zwei Teams steigen auf. Aber die Regionalliga kostet, die strukturellen Anforderungen sind hoch. So müssen die Klubs unter anderem in einem Stadion spielen, in das mindestens 2500 Fans passen, das einen separaten Gästebereich hat (mindestens 800 Fans), eine Flutlichtanlage, WLAN. Natürlich steigt auch der Etat einer Viertliga-Mannschaft – die Regionalliga ist teuer.

Die Lizenzierungsunterlagen müssen beim Westdeutschen Fußballverband bis zum 31. März eingereicht werden. Zwei Teams steigen sportlich auf, der Tabellendritte und -vierte können nachrücken, wenn einer der beiden Bestplatzierten keine Zulassung erhält oder gar nicht erst beantragt hat.

Sonderregel: SC Verl II kann nicht aufsteigen

Zudem gibt es eine Sonderregel: Zweitmannschaften von Drittligisten dürfen nicht in der Regionalliga spielen. Das trifft auf den SC Verl zu, dessen zweite Vertretung (5. Platz, 30 Punkte, 18 Spiele) damit aus dem Aufstiegsrennen ausscheidet – sofern die erste Mannschaft nicht in die 2. Liga aufsteigt, was eher unwahrscheinlich ist.

Einige Teams haben noch etliche Nachholspiele zu absolvieren – wie die SF Siegen. Es geht durchaus eng zu hinter dem VfL U23. Viele Klubs, die in unteren Regionen sind, können nach rund der Hälfte der Saison sogar noch auf den Aufstieg hoffen. Wir haben bei den Vereinen bis Rang 13 nachgefragt: Wer will überhaupt aufsteigen? Wer nicht?

Diese Klubs wollen die Regionalliga-Lizenz beantragen

VfL Bochum U23 (1. Platz, 42 Punkte, 19 Spiele). Das Ziel ist klar der Aufstieg. Fraglich ist noch die neue Spielstätte. Wie berichtet, läuft es auf das Ruhrstadion hinaus.

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Sportfreunde Siegen (4. Platz, 31 Punkte, 15 Spiele). Siegen kann mit vier Siegen in den Nachholspielen die Tabellenführung übernehmen. Der Klub wird die Lizenz beantragen und am Zulassungsverfahren teilnehmen, teilte der Klub auf Anfrage mit. Zuletzt spielten die Sportfreunde in der Saison 2016/17 in der vierten Liga, der Aufstieg ist das Ziel. Der Gesamtetat des Klubs steigerte sich um mehr als 50 Prozent im Vergleich zur Vorsaison auf mehr als 1,5 Millionen Euro, wie Siegen bei der Mitgliederversammlung erklärte. Strukturell dürfte es für den Klub mit dem großen Leimbachstadion keine Probleme geben.

Oberliga Westfalen: VfL Bochum U21 - Sportfreunde Siegen
Der VfL Bochum U23, hier mit Jungprofi Lennart Koerdt, verlor im Dezember in der Herner Mondpalast-Arena das Spitzenspiel gegen die SF Siegen mit Georfios Mavroudis mit 1:3. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Westfalia Rhynern (3. Platz/33 Punkte, 18 Spiele). Rhynern arbeitet derzeit an den Lizenzierungsunterlagen, will sich für die 4. Liga bewerben, so der Klub. Seit zweieinhalb Jahren spielt der langjährige Oberligist aus Hamm, der 2017/18 für eine Saison bereits in der Regionalliga aktiv war, im neuen Stadion im Westfalia-Sportpark, das wohl die Anforderungen erfüllen kann. Schafft Rhynern es sportlich, ist die Chance groß, in der vierten Liga mitmischen zu dürfen.

Rot Weiss Ahlen (11. Platz, 24 Punkte, 17 Spiele). RW Ahlen wird die Lizenz beantragen, erklärte der Traditionsverein, der über eine stattliche Fan-Basis verfügt. Das Wersestadion bietet 12.500 Fans Platz – sportlich darf aber nicht mehr so viel schiefgehen wie in der Hinrunde.

SV Lippstadt (13. Platz, 23 Punkte, 18 Spiele). Auch die Ostwestfalen planen, die Lizenz für die Regionalliga zu beantragen. Nach jahrelanger Viertliga-Erfahrung dürfte es strukturell keine Probleme geben – sportlich allerdings gab es gleich zum Jahresauftakt einen Rückschlag mit dem 2:3 beim TuS Ennepetal.

Diese Klubs wollen die Lizenz für die 4. Liga nicht beantragen

Preußen Münster II (9. Platz, 29 Punkte, 17 Spiele) verzichtet auf einen Antrag in dieser Saison, erklärte der Verein. Steigen die Profis aus der 2. Liga ab, dürften die Preußen-Talente ohnehin nicht viertklassig spielen.

Der SV Schermbeck (7. Platz, 30 Punkte, 19 Spiele) will sich aus Kostengründen nicht für die Regionalliga bewerben. „Das ergibt für unseren Verein keinen Sinn“, sagt der 2. Vorsitzende Michael Benninghoff. Im Vorjahr beschäftigte sich der Klub intensiver mit dem Aufstiegs-Szenario. Allein rund 500.000 Euro müsste man zusätzlich in die Stadionstruktur stecken für Gäste-Trennung, mehr Toiletten, Verkaufsstände etwa, dazu mangelte es an Personal – und auch der Etat der Mannschaft würde ja extrem steigen. Schermbeck sieht sich als starken Ausbildungsverein, der in der Oberliga eine gute Rolle spielt.

Auch die SpVg Vreden (10. Platz, 25 Punkte, 19 Spiele), zum Jahresstart 2:1-Sieger gegen den VfL U23, wird keine Lizenz für die 4. Liga beantragen.

Diese Klubs haben sich noch nicht entschieden

ASC Dortmund (2. Platz/35 Punkte/19 Spiele). Sportlich läuft es beim Team von Ex-VfL-Profi Marco Stiepermann. Nach dem knapp verpassten Aufstieg in der Vorsaison hält man sich aktuell noch alle Optionen offen, erklärte der Klub gegenüber dieser Redaktion. Gespräche laufen. Das Problem: Wie Türkspor Dortmund hat der ASC kein Stadion, das für die Regionalliga taugt, und müsste ausweichen. Türkspor spielt in Hagen im Ischelandstadion, gegen den MSV Duisburg kamen jüngst mehr als 3500 Fans. Türkspor ist stark abstiegsgefährdet, würde gerne in Hagen bleiben. Möglich wäre es, dass der ASC im Aufstiegsfall in Hagen spielt. Gespräche sollen laufen, eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Allerdings ist fraglich, ob der ASC Dortmund die Miete zahlen kann oder will – ein finanzielles Risiko will der Klub mit einem Umzug nicht eingehen. Es müsse Sinn ergeben, heißt es vom Verein.

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Der 1. FC Gievenbeck (6. Platz/30 Punkte/18 Spiele) ist noch in der Klärung, es laufen Gespräche. Gievenbeck würde ein Ausweichstadion benötigen. In den nächsten Tagen soll eine Entscheidung fallen.

Wattenscheid 09: Sportlich im Moment kein Thema – aber noch möglich

Eintracht Rheine (8. Platz/30 Punkte/19 Spiele) hat „noch keine eindeutige Tendenz“, so der Klub. Die Frage sei aktuell auch noch nicht dringend.

Auch für die SG Wattenscheid 09 (12. Platz/24 Punke/17 Spiele) ist eine Lizenzierung „im Moment kein Thema“, so der Sportliche Richard Weber, weil der Aufstieg sportlich nicht realistisch erscheint. Auch Sportvorstand Irtan Ilce sieht derzeit keinen Handlungsbedarf, der frühzeitige Klassenerhalt ist zunächst das Ziel. Zudem machte der Klub in der Vorsaison einen Verlust in Höhe von 120.000 Euro (Bericht: hier). An den Finanzen, betont Ilce, würde ein Aufstieg aber nicht scheitern. Strukturell ist die SG 09 in der kommenden Saison mit dem modernisierten Lohrheidestadion bestens aufgestellt. Sollte Mitte März der Aufstieg möglich erscheinen, schließt die SG 09 einen Lizenzierungsantrag nicht aus.

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