Bochum. Nach dem Skandal um rechtsextreme Posts äußert sich nun erstmals der Spieler. Seine erste Reaktion kam als Provokation an - nun bittet er um Entschuldigung.
Nach zwei Spielabsagen von Gegnern des C-Kreisligisten WSV Bochum wegen rechtsextremer Äußerungen in Sozialen Medien hat sich der betroffene Spieler erstmals zu Wort gemeldet. In einem schriftlichen Statement gegenüber dieser Redaktion bittet er um Entschuldigung. Er sei sich darüber im Klaren, dass er mit seinen Posts „viele Menschen diskriminiert und verletzt“ habe. Über die Konsequenzen habe er nicht nachgedacht, ihm sei aber wichtig zu betonen, „dass die betreffenden Postings schon lange zurückliegen und vor meiner Zeit beim WSV Bochum veröffentlicht wurden“.
Mit dem Statement will der Spieler offenbar einen Schlussstrich ziehen unter die Geschichte, die sich lang gezogen hat, ehe der WSV am 18. November ein Statement mit einer Entschuldigung veröffentlichte und bekanntgab, dass der Spieler den Verein verlassen habe. Das Ziel des Boykotts der anderen Vereine wurde damit erreicht, wenn auch mit Verzögerung und unter großem, teils öffentlichen, Druck.
Begonnen hatte es mit einem Verzicht des SK Bochum 11, der am 31. Oktober öffentlichkeitswirksam auf Aktivitäten des Spielers im Netz hingewiesen hatte, die beiden nächsten Gegner machten es ebenso. So hatte der Spieler unter anderem mit der Reichsflagge in den Farben (schwarz-weiß-rot) posiert und ein Foto von der wissenschaftlich kommentierten Ausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ geteilt, begleitet von den Worten „Happy Birthday“ an Hitlers Geburtstag.
Bochumer Kreisliga-Fußballer bittet um Entschuldigung
Dafür will der Spieler sich nun entschuldigen. Der Name des Spielers, der lieber anonym bleiben möchte und die Statements über seinen Co-Trainer Sven Beeskow versenden ließ, ist dieser Redaktion bekannt.
Die im Vergleich zu den ersten Äußerungen des Vereins kohärent verfassten Stellungnahmen kommen mehr als drei Wochen nach öffentlichem Bekanntwerden der Posts. Sie werfen allerdings die Frage auf, warum der Spieler - dem eigenen Bekunden nach Verfechter einer bunten und vielfältigen Gesellschaft - damit derart lange gebraucht hat.
Provokation nach erster Spielabsage
Die erste Reaktion des betroffenen Akteurs hatte nicht auf ein Einsehen schließen lassen: In der Woche nach der ersten Spielabsage durch den SK Bochum 11 besuchte er sogar den Platz des Vereins und sah sich ein Spiel des SK-11-Platznachbarn SV Altenbochum 01 an. Davon zeugen Screenshots seiner Instagram-Stories.
Auf einem Foto posiert er dabei auf der Sportanlage vor einer Tafel mit dem Schriftzug „Den Rechtsruck brechen“. Dazu läuft in der Story der Wehrmachts-Marsch „Erika“. Das Lied ist in Deutschland nicht verboten, glorifiziert jedoch deutsche Soldaten und deren Frauen als treue Begleiterinnen. Einmal mehr reizte der WSV-Akteur damit die Grenzen des Zeigbaren aus.
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Ein Sprecher des SK Bochum, sagt dazu: „Wir haben das erst nach unserem Auswärtsspiel gesehen, zur Kenntnis genommen und gesagt: Anscheinend scheint da kein Interesse zu bestehen, ernsthaft auf unsere Anliegen zu reagieren. Wir haben das in diesem Kontext als Provokation aufgenommen und eingeordnet.“
Fehler und Missverständnisse
Die jüngsten Posts datieren vom 10. November. Zwei Tage später gab der Werner SV die einvernehmliche Trennung von dem Spieler bekannt. Daraufhin erklärte Westfalia Bochum den Rücktritt von einem ursprünglich geplanten Boykott der Partie gegen den WSV.
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Gegenüber der WAZ versucht der Spieler nun seine Motive zu erklären: Er habe sich dazu verleitet gefühlt, provokante Äußerungen zu tätigen. „Diese Reaktionen sind oft Ausdruck von Frustration und dem Bedürfnis, auf die Angriffe, die ich erlebe, zu reagieren“, schrieb er auf eine erneute Anfrage. Welche Angriffe er damit meinte, ließ er offen. Er sei jedoch weder dem linken noch dem rechten politischen Spektrum zuzuordnen, seine Äußerungen hätten aber für „Missverständnisse gesorgt“.
Der Post vom 10. November sei demnach „ein Fehler“ gewesen. Aus diesem Fehler habe er gelernt und Schlüsse gezogen. So wolle er sich in Zukunft „aktiv gegen Diskriminierung und Mobbing“ positionieren.
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