Bochum. Ein Spieler des WSV Bochum hatte rechtsradikale Beiträge verbreitet. SK Bochum machte das öffentlich. Nun folgt die nächste Spielabsage
- Spieler des WSV Bochum teilt rechtsextremen Beitrag auf Instagram
- SK Bochum 11 tritt daraufhin nicht zum Spiel an
- Punkte gehen an den WSV Bochum
- Nun sagt der nächste Gegner das Spiel gegen den WSV ab
Die Aktion des SK Bochum zieht Kreise. Der Bochumer C-Kreisligist war in der Vorwoche in die Öffentlichkeit gegangen. Der Club hatte darauf aufmerksam gemacht, dass ein Spieler des kommenden Gegners WSV Bochum auf seinem Instagram-Account rechtsradikale Posts veröffentlicht hatte. Der SK Bochum kontaktierte den WSV mit der Bitte, dass der Spieler gegen den SK Bochum nicht spielen solle. Als der WSV der Bitte nicht entsprach, sagte der SK Bochum das Spiel ab. Genau das machte nun der nächste Gegner des WSV.
Auch das Spiel des WSV Bochum gegen den SV Eintracht Grumme II findet nicht statt. Es hätte am Sonntag, 10. November, um 14.30 Uhr auf der Platzanlage des WSV stattfinden sollen. Das Spiel wird für Grumme als verloren gewertet, erneut gehen die Punkte am Grünen Tisch an den WSV Bochum.
Auch Grumme zieht Konsequenzen aus dem Post des gegnerischen Spielers
Eintracht Grumme verzichte auf die Austragung des Meisterschaftsspiels beim WSV Bochum am kommenden Sonntag heißt es im Post des Vereins auf Instagram. Nach den Vorkommnissen der letzten Tage und der fehlenden Distanzierung des WSV von einem Spieler, der einen rechtsradikalen Post bei Social Media veröffentlicht habe, werde die Mannschaft nicht antreten.
„Der SV Eintracht Bochum Grumme ist ein weltoffener Verein und positioniert sich klar gegen Rassismus, gegen Hass und gegen Extremismus in jeglicher Form.“
Der SK Bochum war vor zehn Tagen aktiv geworden, weil ein Spieler des WSV Bochum rechtsradikale Posts auf Instagram geteilt hatte. Der Name des Spielers ist der Redaktion bekannt, Screenshots der Posts liegen dieser Redaktion vor. Ein Gespräch lehnte der betroffene Spieler aber ab.
SK Bochum zieht Konsequenzen aus dem Post des gegnerischen Spielers
Der Instagram-Account des WSV-Spielers ist inzwischen von „öffentlich“ auf „privat“ gestellt worden. Der SK hatte wegen der Posts den WSV kontaktiert, bat darum, dass der betreffende Spieler nicht gegen den SK Bochum spielen solle. „Der Bitte kam der WSV Bochum allerdings nicht nach“, so ein Sprecher des SK Bochum. Zu sehen war unter anderem ein Bild des Buches „Mein Kampf“ von Adolf Hitler, zudem stand „Happy Birthday“ geschrieben. Ein weiteres Bild zeigte den Spieler mit der ehemaligen Reichsflagge in schwarz, weiß, rot.
Kommentar zum Thema: Nach rassistischem Instagram-Post: WSV Bochum gibt ein Armutszeugnis ab
„Uns als Verein blieb nichts anderes übrig, als nach Rücksprache mit dem Fußballkreis das Spiel abzusagen und auf die Posts hinzuweisen. Wir verstehen uns als politischer Verein, positionieren uns klar gegen jegliche Art von Rassismus und Diskriminierung und Rechtsradikale. Wir werden auch in der Rückrunde nicht gegen den WSV Bochum antreten.“
WSV Bochum reagiert mit einer Stellungnahme
Der WSV Bochum, mit den Vorwürfen konfrontiert, reagierte auf Anfrage dieser Redaktion mit einer Stellungnahme. „In unserem Fußballverein legen wir größten Wert auf die sportliche Leistung und das Teamgefühl“, heißt es dort. „Es ist uns wichtig, dass jeder Spieler und jede Spielerin sich auf dem Platz entfalten kann, unabhängig von persönlichen Hintergründen und dem privaten Leben. Sport ist eine universelle Sprache, die Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen vereint.
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Wir glauben, dass die individuellen Lebensumstände der Mitglieder keinen Einfluss auf ihre Fähigkeiten und ihren Einsatz im Verein haben sollten. Solange jeder die Werte des Respekts, der Teamarbeit und des Fair Play beachtet, sehen wir keinen Grund, das private Leben in die sportliche Bewertung einfließen zu lassen.
In der heutigen Gesellschaft ist es entscheidend, ein Umfeld zu schaffen, in dem Vielfalt und Individualität geschätzt werden. Unser Fokus liegt auf der sportlichen Entwicklung und dem gemeinsamen Erfolg auf dem Platz, was uns als Verein stärkt. Das persönliche Leben sollte respektiert werden, während wir gemeinsam für sportliche Erfolge arbeiten.
In diesem Sinne setzen wir uns für ein harmonisches Miteinander ein, in dem jeder Spieler und jede Spielerin die Chance hat, sich voll und ganz auf den Fußball zu konzentrieren, ohne dass persönliche Aspekte in den Vordergrund treten.“
Fußballkreis registriert den Spielverzicht - und hat keine Handhabe
Jörg Kaminski, der Vorsitzendes des Kreisfußballausschusses und stellvertretender Vorsitzender des Fußballkreises bestätigte auf Nachfrage dieser Redaktion die Absetzung der Partie in der Kreisliga C1. Sie sollte an diesem Sonntag um 14.30 Uhr auf der Platzanlage des SK Bochum stattfinden. „Wir haben Kenntnis von diesem Fall, können aber nichts zu diesen Posts sagen. Wir haben den Spielverzicht des SK Bochum 11 registriert. Eine Ordnungsstrafe resultiert aus dem Spielverzicht nicht.“
Da der Post des WSV-Spielers aber nicht im direkten Zusammenhang mit dem Spiel entstanden ist, wird das Spiel zugunsten des WSV Bochum gewertet.
Die Pressemitteilung des SK Bochum 11 im Wortlaut
Am 3. November 2024 hätte die 1. Mannschaft des SK Bochum 11 gegen den WSV Bochum spielen sollen. Aufgrund rechter Social Media Postings eines Spielers des WSV haben wir uns als Verein und Team jedoch dazu entschieden das Spiel abzusagen.
Als SK Bochum 11 stehen wir für gegenseitigen Respekt, Anti-Rassismus sowie gegen jegliche Diskriminierung ein. Diese Werte vertritt besagter Spieler des WSV Bochum nicht. Wir wollen keine Normalisierung menschenverachtender Einstellungen durch das sportliche Aufeinandertreffen vorantreiben.
Bereits im Vorfeld wurden die Verantwortlichen des WSV Bochum über die menschenverachtenden Postings ihres Spielers informiert, sahen jedoch keinen Handlungsbedarf. Da das Problem also nicht nur bei einem Spieler des WSV liegt und zumindest die Vereinsvertreter, die mit uns Kontakt hatten, nicht genügend Courage besitzen, sich unangenehmen Themen zu stellen, sahen wir uns leider gezwungen, das Spiel gegen den WSV abzusagen.
Gerne hätten wir uns dem sportlichen Vergleich gestellt. Doch uns als Verein ist es wichtiger, auf Probleme aufmerksam zu machen, anstatt wegzusehen – auch wenn wir dadurch immer wieder als Unruhestifterinnen und Unruhestifter gelten, wenn es darum geht, gegen Rechte vorzugehen. SK Bochum 11 e.V