Wattenscheid. Christian Britscho ist zum Test zu Gast bei Wattenscheid 09. Im Interview spricht der Ex-Coach über seine Art zu arbeiten, sein Verhältnis zur SGW und Solidarität unter Bochumer Klubs.
Die SG Wattenscheid 09 bestreitet am Mittwochabend ein Testspiel - soweit nichts Besonderes. Besonders allerdings ist der Gegner: Die U19-Mannschaft des Wuppertaler SV kommt mit dem Ex-Wattenscheid-Coach Christian Britscho.
Britscho übernahm als Cheftrainer eine zentrale Rolle beim Neuaufbau der SG Wattenscheid 09 nach der Insolvenz, führte das Team durch die Corona-Zeit und 2022 zum Aufstieg in die Regionalliga West. Im Herbst 2023 wurde er nach dem Wiederabstieg und einem Fehlstart in der Oberliga entlassen.
Kurz drauf kehrte Britscho, der zuvor auch in der Jugendabteilung des VfL Bochum gearbeitet hatte, zurück zum Wuppertaler SV, wo er die U19 und interimsweise auch die Regionalliga-Mannschaft übernahm. Unter anderem über sein Verhältnis zur SG Wattenscheid, den Unterschied zwischen Junioren und Senioren sowie das Wiedersehen spricht Britscho im WAZ-Interview.
Wattenscheid 09: Christian Britscho im Interview
Anstoß ist Mittwochabend um 19.30 Uhr passenderweise auf dem Rasenplatz an der Pestalozzistraße bei Germania Bochum-West - zu diesem Ort hat Britscho eine besondere Beziehung.
Herr Britscho, wie geht’s Ihnen momentan?
Gut, ja.
Wie ist es in Wuppertal?
Auch gut. Es gibt ein paar kleinere Turbulenzen im Gesamtverein. Der WSV muss auch sparen, bekommt das aber gut hin. Die Situation wurde als Zeichen genommen, andere Wege zu gehen und neue Lösungen zu finden. Jetzt hoffen wir alle, dass das gut funktioniert. Nach innen herrscht eine angenehme Ruhe, das ist für den Verein fast das Wichtigste.
Klingt ja fast wie in Wattenscheid.
Das kann ich nicht beurteilen, dafür bin ich nicht mehr nahe genug am Verein. Aber ja: Wir mussten damals mit kleinem Budget viel machen. Ist ja auch gelungen.
Britscho: „Sonntags gucke ich als erstes auf Wattenscheid 09“
Denken Sie denn noch oft an Wattenscheid?
Der sportliche Fokus liegt voll auf meiner Mannschaft. Aber sonntags, wenn ich mir die Ergebnisse der anderen Plätze anschaue, gucke ich als erstes auf Wattenscheid 09.
Warum?
Weil ich einfach hoffe, dass es dem Verein gut geht. Oder anders: Ich hoffe, dass es den Verein noch lange gibt.
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War diese Verbundenheit auch unmittelbar nach der Trennung so stark?
Erst nicht. Ich brauchte einen gewissen Abstand. Um sofort umzuschalten und aus der Ferne die Vereinsliebe aufrecht zu halten, habe ich zu viel Herzblut in meine Arbeit gesteckt. Das ist normal, das ist legitim.
„Ohne Herzblut ist es schwierig“
Vielleicht auch ein gutes Zeichen?
Weiß ich nicht, aber es ist meine Art, im Fußball zu arbeiten. Ohne Herzblut ist es schwierig, das auf diesem Niveau zu tun.
Haben Sie denn hin und wieder noch Kontakt nach Wattenscheid?
Na klar, zur Mannschaft natürlich. Wenn man sich das Konstrukt der Mannschaft von damals anschaut, wird man sagen können, dass viele von den Spielern meine Jungs waren.
In Wattenscheid sagte man über Sie, dass Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen im Jugendbereich deutlich empathischer und geduldiger sind als andere Trainer. Würden Sie dem zustimmen?
Das kann ich schlecht vergleichen, ich weiß ja nicht, was die anderen Trainer den ganzen Tag machen. Es ist auf jeden Fall schön zu hören.
Mehr Ruhe bei der Arbeit im Juniorenbereich
Sie trainieren einen U19-Niederrheinligisten - was war die besondere Herausforderung beim Wechsel zurück aus dem Senioren-Bereich?
Das ist komplex, aber vor allem habe ich als Jugendtrainer einen kürzeren Zeitraum, in dem ich Einfluss auf die Entwicklung der Spieler nehmen kann. Und Gras wächst ja nicht schneller, wenn man dran zieht. Das muss man wissen. Das andere ist die Ruhe, die man vom Verein spürt. Als Seniorentrainer steht man von der ersten Sekunde an mit seiner Mannschaft im Fokus. Da ist das Arbeiten etwas weniger ruhig.
Was mögen Sie denn lieber?
Ich bin sehr stress- und unruheresistent, schon durch den Beruf (Christian Britscho ist Polizist, Anm.d.Red.). Manchmal ist es ganz schön, seine Ruhe zu haben. Aber insgesamt bin ich da offen, ich mag beides. Mich stört nicht die Ruhe, aber auch nicht der große Lärm.
Kennen Sie den Platz an der Pestalozzistraße noch?
(Lacht) Ja klar, wie so viele Plätze in Bochum und Wattenscheid.
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Sie haben ja mit Wattenscheid 09 auf vielen unterschiedlichen trainiert.
Ja, und an die Pestalozzistraße habe ich sehr gute Erinnerungen. Da durften wir einige Male zu Gast sein, als wir eine schwierige Phase mit eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten hatten. Ohne die Hilfe von Marco Neuber, der dort Trainer und Platzwart ist, wären wir aufgeschmissen gewesen.
Wie kam das denn zustande?
Da gibt es einen Rasenplatz mit Flutlicht. Ich habe nach dem Spiel zu ihm gesagt: „Mein Gott, ist das hier ein Paradies.“ Er fragte etwas irritiert: „Wieso?“ Dann habe ich ihm erzählt, dass wir abends nicht mehr am Stadion trainieren können, weil da kein Flutlicht ist. Dann sagte er, dass sie das eine oder andere Mal aushelfen könnten. Das haben wir auch in Anspruch genommen. Aber es waren viele Vereine solidarisch. Vor allem aber Germania Bochum-West und Marco Neuber. Es ist doch schön, dass es im Fußball so viel Solidarität unter den Vereinen gibt.
Sehen Sie sich also wieder?
Ja, er wird da sein. Er ist ja immer noch Platzwart.
Auf welche Wattenscheider freuen Sie sich denn am meisten?
Auf meine Jungs: Tom Sindermann, Tim Kaminski, Phil Lenuweit, Mike Lewicki. Ansonsten (überlegt kurz und lacht) sind ja nicht mehr so viele da.
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