Wattenscheid. Die SG Wattenscheid 09 trennt sich von Christian Britscho – schweren Herzens. Die Trainersuche beginnt und sie wird nicht einfach für die SGW.

Es war fast ein tragisches Ende: Seine letzten Spielminuten als Wattenscheid-Trainer erlebte Christian Britscho, ohne direkt aufs Spiel Einfluss nehmen zu können. Nach einem Innenraumverweis sah er große Teile des Spiels gegen Erkenschwick von der Sprecherkabine aus, mit einem WalkieTalkie in der Hand. Das Spiel endete 2:4 und damit auch Britschos Amtszeit beim Oberligisten: Am Montagmittag hat die SGW sich von ihrem Trainer getrennt. Vor dem Montagstraining informierte Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo die Mannschaft.

Vorerst übernimmt Co-Trainer Timo Janczak die Verantwortung. Ob die SGW vor dem Auswärtsspiel in Siegen am Sonntag einen neuen Trainer vorstellt, steht nicht fest.

Christian pozo y Tamayo, Sportvorstand der SGW.
Christian pozo y Tamayo, Sportvorstand der SGW. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Nach dreieinhalb Jahren mit einer Pandemie-Unterbrechung, einem Aufstieg, einem Abstieg und einem Fehlstart ist Britscho also nicht mehr Wattenscheid-Trainer – und die SGW erstmals seit der Insolvenz 2019 wieder auf Trainersuche.

Wattenscheid 09 erwartet eine schwierige Trainersuche

Es wird keine einfache Aufgabe: Die Wattenscheider Anforderungen an einen Coach sind wohl höher als in anderen Klubs, das wirtschaftliche Umfeld weniger attraktiv – und die sportliche Lage alarmierend. Ein Punkt aus sechs Spielen lautet die Bilanz. Es war Zeit für den „neuen Impuls“ – die Verantwortlichen um Sportvorstand Christian Pozo fällten die Entscheidung schweren Herzens, aber im Konsens.

Pozo erklärt die Entscheidung in der Vereinsmitteilung: „Wir als Vorstand haben heute eine Entscheidung treffen müssen, die uns sehr schwer gefallen ist. Christian Britscho hat in den vergangenen Jahren tolle Arbeit geleistet und sich um diesen Verein verdient gemacht. Er ist maßgeblich an der Ausrichtung des Neustarts 2020 beteiligt gewesen. Aktuell sehen wir jedoch eine Entwicklung, die uns zu dieser Maßnahme gezwungen hat.“

Christian Britscho verantwortete Auf- und Abstieg

Der Trainerwechsel ist der Versuch, nicht nur den Fehlstart, sondern den schon mehr als ein Jahr anhaltenden Negativlauf zu stoppen. 2022 war Britscho noch der umjubelte Aufstiegstrainer. In der Regionalliga gab es für jede Niederlage eine Erklärung – auch im Abstieg hielt der Verein am Trainer fest, Pozo stellte sich immer wieder vor Britscho.

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Nach dem Abstieg in der Oberliga stolperte die Mannschaft aber direkt wieder ans Tabellenende. Nach guten Leistungen und schlechten Ergebnissen zu Saisonbeginn passten sich nicht wie erhofft die Ergebnisse den Leistungen an, sondern umgekehrt. Alleine gegen Bövinghausen und Erkenschwick gab es Niederlagen mit insgesamt sieben Gegentoren bei schlechten bis mäßigen Leistungen.

Britscho zum Verhängnis wurde auch, dass seine Mannschaft sich zu oft selbst um den Lohn brachte. Individuelle Fehler wurden zur Regelmäßigkeit – auch wenn der Trainer eigentlich die richtige Taktik fand. Unerklärliche Konzentrationsmängel und technische Aussetzer wiederholen sich Woche für Woche. Die Fehler machen die Spieler – dem Trainer gelang es nicht, das abzustellen und das im Kader vermutete Potenzial in Ergebnisse umzuwandeln.

Britscho appelliert an die Fans – große Verdienste um den Verein

Zur Wahrheit gehört daher auch: Der Trainer ist sicher nicht allein verantwortlich für die Misere, die im Verein weniger als Problem des Trainers oder der Kader-Qualität, sondern eher als ein Kopfproblem der Spieler gesehen wird. Auch aus der Mannschaft waren vor allem selbstkritische Stimmen zu hören.

Gesucht wird deshalb auch keine interne Lösung, sondern jemand mit möglichst wenig Stallgeruch, ohne Vorbelastung. Jemand, der die Mannschaft unvoreingenommen betrachten und aufstellen kann, um die alten Muster aufzubrechen.

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Mit Britscho verliert der Klub nicht nur seinen Cheftrainer, sondern auch eine Galionsfigur des Wiederaufbaus, der perfekt zum sportlichen Konzept passte. Einen Vermittler, der Mannschaft, Fans und Klub auch in schwierigen Phasen immer zusammenzuhalten versuchte. Und eine Reizfigur, die sich viel Kritik anhörte, damit Druck von der Mannschaft fernhielt. Bis zu seinen Abschiedsworten. Auf der Pressekonferenz am Sonntag appellierte er an die Fans, bei „den Jungs zu bleiben“ und die Mannschaft weiter zu unterstützen.

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