Bochum/Braunschweig. Bei der DM der Leichtahtleten holte der TV Wattenscheid sechs Medaillen - aber keinen Sieg. Richtig bitter ist das Olympia-Aus für Julia Ritter.
Wenn sich keiner der Konkurrenten mehr verletzt, wird der TV Wattenscheid 01 bei den Olympischen Spielen in Paris mit maximal zwei Athletinnen und Athleten vertreten sein.
Hochspringerin Christina Honsel hat ihr Ticket über das weltweite Ranking sicher. 1500-Meter-Mann Marius Probst ist nach jetzigem Stand ebenfalls qualifiziert, muss aber noch zittern: Einige Läufer aus anderen Ländern könnten ihn im Ranking noch überholen. Schaffen es zwei, wäre Probst nicht dabei.
DM-Bilanz des TV Wattenscheid: Sechs Medaillen, kein Titel
Honsel und Probst zählten zu den Medaillengewinnern des TV Wattenscheid 01 bei der Deutschen Meisterschaft von Freitag bis Sonntag in Braunschweig. Beide holten Silber. Insgesamt gewann der TV 01 vier Silber- und zwei Bronzemedaillen - aber keinen Titel, was den Ansprüchen des TV Wattenscheid nicht wirklich genügt. „Mit der Zahl der Medaillen bin ich zufrieden, mit den Farben letztlich nicht“, sagte TVW-Manager Michael Huke.
Noch viel bitterer als das fehlende Gold aber, betonte Huke, ist der geplatzte Traum von Julia Ritter. Die Kugelstoßerin muss eine tiefe Enttäuschung verarbeiten. Ritter hatte die Spiele in Paris monatelang fest im Blick. Doch bei der DM wurde sie nur Vierte mit enttäuschenden 18,11 Meter. „Große Wettkämpfe liegen mir“, hatte sie vorher noch optimistisch gesagt.
Deshalb verpasst Ritter wohl die Spiele in Paris
Rang vier wäre nicht weiter wild gewesen mit Blick auf Olympia, übers Ranking hätte Julia Ritter in Deutschland Rang drei sicher gehabt. Doch Katharina Maisch (LV Erzgebirge Aue), in dieser Saison bisher nicht sonderlich gut unterwegs, stieß die Kugel im ersten Versuch auf 18,88 Meter - Olympia-Norm!
Ein Ausrutscher nach oben, denn danach folgten drei Fehlversuche und zwei Würfe unter 18 Metern. „Julia war nach der OIympia-Weite von Katharina wie geschockt“, erklärte Michael Huke, der Manager des TV Wattenscheid 01. Sie konnte nicht an ihre eigentlich gute Form anknüpfen. Huke: „Ihr Olympia-Aus ist für sie und den Klub unheimlich bitter.“
Sprinterin Tatjana Pinto ohne Chance beim Comeback
Denn die Olympia-A-Norm schlägt nun einmal das Ranking. Ritter hatte diese in dieser Saison (Bestweite: 18,45 Meter) nicht erreicht. Qualifiziert sind für die Olympischen Spiele nun die souveräne Deutsche Meisterin Yesimi Ogunleye aus Mannheim, die in Braunschweig mit 19,25 Metern erneut ihre Vormachtstellung in Deutschland unter Beweis stellte, Vizemeisterin Katharina Maisch und die DM-Dritt Alina Kenzel, die auch im Ranking vor Ritter platziert ist. Jede Nation darf maximal drei Teilnehmerinnen stellen.
Auch Tatjana Pinto fand nach dem monatelang Training auf Jamaika nicht zu ihrer alten Form zurück. Nach solidem Vorlauf schied die Sprinterin im Halbfinale in 11,64 Sekunden über 100m als Letzte ihres Laufs aus, Olympia in Paris wird sie verpassen.
Lückenkemper souverän - Jolina Ernst überzeugt
Schneller war die erst 20-jährige Vereinskollegin Jolina Ernst, die mit 11,52 Sekunden persönliche Bestzeit lief, das Finale als Neunte nur knapp verpasste und zu den Lichtblicken des TV Wattenscheid zählte. Den Titel sicherte sich Sprintstar Gina Lückenkemper ganz souverän in 11,04 Sekunden.
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Zu den Flops gehörte indes Monika Zapalska. Die Hürdensprinterin, eigentlich ein Finalgarant, schied nach für sie indiskutablen 13,68 Sekunden nach dem Vorlauf aus.
Daniel Jasinski: Bronze als Trostpreis - Olympia verfehlt
Den ganz großen Wurf landete der TV 01 bei der DM eben nicht. So konnte auch, was zu erwarten war, Daniel Jasinski nicht mehr auf den Olympiazug aufspringen. Mit 62,17 Metern sicherte sich der Olympiadritte der Spiele in Rio 2016 immerhin einen Trostpreis und holte die Bronzemdaille.
Jasinski hat dabei ähnliches Pech wie Julia Ritter. Denn dem DM-Vierten, Mika Sosna, gelang in dieser Saison im Gegensatz zu Jasinski einmal die Olympia-Norm. Im Ranking hätte der Wattenscheider die Nase vorn gehabt. So fahren wohl der Deutsche Meister Clemens Prüfer, Vizemeister Henrik Janssen und Sosna nach Paris. Der DLV will die Nominierungen diese Woche bekanntgeben.
Probst liefert sich packendes Duell mit Farken
Titelverteidiger Marius Probst, leicht angeschlagen ins Rennen gegangen, lieferte sich bei widrigen Bedingungen am Sonntag ein packendes Duell mit Favorit Robert Farken, im Finish Brust an Brust setzte sich Farken mit fünf Hundertstelsekunden knapp durch in 3:37,91 Minuten (Probst: 3:37,96). Die Olympianorm verpasste er damit erneut knapp.
Probst‘ Vereinskollege Maximilian Feist machte für ihn 1000 Meter lang Tempo, stieg dann aus. „Ich bin Max unendlich dankbar, dass er mich so beschützt hat auf dem Weg. Leider hat es diesem Jahr nur für Silber gereicht“, sagte Probst. Florian Zittel, der dritte Wattenscheider im Finale, wurde Achter in 3:46,83 Minuten.
Riesengrund zur Freude hatte über die gleiche Distanz Verena Meisl: Trotz einer heftigen Erkältung zuvor lief sie über 1500 Meter auf den dritten Rang in 4:14,56 Minuten. „Das war eine ganz starke Leistung“, lobte Huke.
Hochspringerin Honsel nach Rang zwei enttäuscht
Enttäuscht war die in Deutschland sieggewohnte Hochspringerin Christina Honsel, die mit 1,85 Metern diesmal Zweite wurde hinter Imke Onnen (1,88m). Abgekakt, jetzt gilt der volle Fokus Paris. „Das Wichtigste ist, dass ich schmerzfrei bin“, sagte die 26-Jährige. „Die Form ist da, ich komme aus zwei harten Trainingswochen mit Kraftaufbau. Vielleicht ist das die Erklärung dafür, dass mir das Springen nicht so leicht fiel.“
Nils Voigt holt über 5000 Meter die Silbermedaille
Wegen der starken internationalen Konkurrenz und nur weniger Startplätze keine Olympia-Chance hat Nils Voigt. Der 5000-Meter-Mann zeigte am Freitag ein gutes Rennen, wurde in 13:41,21 Minuten Zweiter hinter Florian Bremm. Voigt fand erst spät ins Rennen, aber nicht zu spät: „Auf den letzten hundert Metern habe ich dann alles gegeben“, sagte Voigt nicht unzufrieden.
Sprint-Staffel: Silber ist gut - aber Gold war möglich
Die sechs Medaille holte die Sprint-Staffel der Frauen. Im dritten Zeitfinale liefen Johanna Bechthold, Monika Zapalska, Jolina Ernst und Tatjana Pinto in 44,48 Sekunden auf Rang zwei hinter der Meisterstaffel der LG Stadtwerke München (43,92).
Im Gesamtklassement landete das TV-01-Quartett damit vor dem SSC Berlin mit der Deutschen Meisterin Gina Lückenkemper (44,57). Grundsätzlich eine gute Leistung, allerdings verpatzten die Wattenscheiderin ein, zwei Wechsel, so dass sie sich sogar über das verpasste mögliche Gold ein wenig ärgerten.
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