Wattenscheid. Sprinterin Tatjana Pinto ist zurück aus Jamaika und wollte bei der DM ein Olympiaticket buchen. Doch die Wattenscheiderin schied im Halbfinale aus.

Um Tatjana Pinto war es lange ruhig geworden - aber die Sprinterin des TV Wattenscheid 01 greift jetzt nochmal an. Sie will unbedingt zu den Olympischen Spielen in Paris. Dafür musste sie bei der DM liefern - es misslang.

  • Tatjana Pinto war bereits bei drei Olympischen Spielen dabei, auch in Paris will die 31-Jährige starten
  • Nach ihrem Wechsel zum TV Wattenscheid 2022 konnte sie allerdings über 100 Meter nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen
  • Jetzt hat sie trotzdem Paris im Blick - wir berichten hier laufend über ihre wichtigsten Ergebnisse und Chancen

MIt der nur elftbesten Vorlaufzeit von 11,57 Sekunden rettete sich Tatjana Pinto am Samstagmittag in Braunschweig zunächst noch ins Halbfinale, das auch ihre Vereinskollegin vom TV Wattenscheid, Jolina Ernst, erreichte (11,62). Doch im Halbfinale wurde Pinto Achte und damit Letzte ihres Laufes, mit 11,64 Sekunden hatte sie keine Finalchance. Da Pinto in dieser Saison und im Vorjahr überhaupt keine olympiatauglichen Ergebnisse geliefert, ist ihr Traum von den vierten Olympischen Spielen wohl ausgeträumt. Jolina Ernst verpasste das Finale mit persönlicher Bestzeit (11,52) nur ganz knapp.

Jamaika-Training hat sich letztlich nicht ausgezahlt für Pinto

Rund anderthalb Jahre lang, mit kürzeren Unterbrechungen und weiteren Trainingslagern, hat Tatjana Pinto in Kingston auf Jamaika trainiert. In der Gruppe von Trainer Reynaldo Walcott, mit etwa 20 Top-Athletinnen - darunter Weltstar Shelly-Ann Fraser-Pryce. Die 37-jährige mehrmalige Olympiasiegerin und Weltmeisterin will es bei den Spielen in Paris noch einmal wissen - und die Wattenscheiderin Pinto auch. Paris ist ihr großes Ziel nach einem verkorksten Jahr 2023.

„Ich weiß, was ich kann“ - Tatjana Pinto, hier im Bild bei den Deutschen Hallenmeisterschaften 2022.
„Ich weiß, was ich kann“ - Tatjana Pinto, hier im Bild bei den Deutschen Hallenmeisterschaften 2022. © dpa | Martin Schutt

Dafür hat die Sprinterin des TV Wattenscheid 01 viel investiert, dafür muss sie jetzt in Braunschweig liefern: Die 31-Jährige will am Samstag bei der Deutschen Meisterschaft der Leichtathletik zeigen, dass sie es noch drauf hat. Die Vorläufe beginnen um 12.40 Uhr, Halbfinale (15 Uhr) und Finale (16.14 Uhr) folgen.

Wattenscheids Sprintstar Pinto: „Ich weiß, was ich kann“

„Ich habe auf Jamaika einige Fortschritte gemacht, war in einer starken Trainingsgruppe. Eine Deutsche Meisterschaft bleibt immer etwas Besonderes“, erklärte die mehrmalige Deutsche Sprint-Meisterin und dreimalige Olympiateilnehmerin ein paar Tage vor der DM auf der Pressekonferenz des TV Wattenscheid. „Ich bin überzeugt, dass einiges möglich ist. Ich weiß, was ich kann.“

Seit 2022 startet Pinto für den TV Wattenscheid. Es ging gut los. So wurde Pinto Hallenmeisterin 2022 und mit der deutschen 4x100m-Staffel WM-Dritte im April 2022. Der erste Rückschlag: Die EM 2022 in München, als die deutsche Staffel Europameister wurde, verpasste sie verletzungsbedingt.

Seit November 2022 trainierte Pinto meistens auf Jamaika

Im November 2022 startete sie das Unternehmen Training auf Jamaika. Auch Wattenscheids Manager Michael Huke war überzeugt davon, dass dies der richtige Schritt sei. Im Rückblick allerdings räumt er ein, dass die Maßnahme nicht so gut lief wie erhofft.

Tatjana Pinto im Steckbrief

  • Alter: 31 Jahre
  • Verein: TV Wattenscheid 01 (seit 2022, zuvor LC Paderborn und LG Münster)
  • Geburtsort: Münster
  • Bestleistung 100m: 11,00 Sekunden (2016)
  • Größte Erfolge national: 3 Mal Deutsche Meiserin 100m (2014, 2016, 2019), 1 Mal Deutsche Meisterin 200m (2019), 3 Mal Deutsche Hallenmeisterin 60 m (2016, 2018, 2022)
  • Größte Erfolge international: mit der deutschen 4x100m-Staffel WM-Dritte 2022, Europameisterin 2012 und 2 mal EM-Dritte 2016 und 2018; Olympia-Fünfe 2021; über 100m: 2 Mal Olympia-Halbfinale (2016, 2021)

Jamaikas Athletinnen sind es von Kleinauf gewohnt, sehr viel sehr hart zu trainieren - deutlich mehr als es die deutschen Leichtathletinnen und -Athleten in Deutschland gewohnt sind. Mit Anfang 30 fällt die Umstellung rein körperlich äußerst schwer.

So fand die erste und wichtigste Einheit des Tages auf der heißen Karibik-Insel bereits von fünf Uhr morgens bis 8 Uhr statt. Michael Huke spricht von „schwierigen Anpassungsprozessen“. Unterm Strich, erklärt Huke die auch immer wieder auftretenden Verletzungen, die Pinto im Vorjahr auch die DM-Starts zunichte machten, war sie „übertrainiert“, so der Manager.

Weniger Training zur Erholung: Wattenscheids Huke erklärt den Plan

Im Februar wollte Pinto bei der Hallen-DM starten, sagte aber wegen muskulärer Probleme erneut kurzfristig ab. Im Mai, vor ein paar Wochen also kehrte sie nun nach Deutschland zurück, wird seitdem wieder trainiert von Wattenscheids Chef-Sprinttrainer Andre Ernst sowie von Thomas Prange. Die Umfänge habe man bewusst zurückgefahren, erklärt Huke - das soll Pinto neue Kraft geben. „Sie ist in guter Form, sie ist gesund“, sagt Huke. Ob das zur Topleistung bei der DM reicht, sei aber „schwer einzuschätzen“.

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Klar ist: Pinto muss, was die letzten 18 Monate angeht, praktisch von null auf hundert durchstarten im Wettkampf. In dieser Saison lief sie 11,75 Sekunden bei einem Meeting in Kingston am 4. Mai, das ist eine indiskutable Zeit auf diesem Niveau. Eine Zeit im Bereich von 11,30 Sekunden muss sie schon laufen und zudem mindestens DM-Vierte werden, um noch eine gute Chance auf eine Olympia-Nominierung zu haben. Ihre Bestzeit liegt bei 11,0 Sekunden - aber die lief sie bereits vor acht Jahren.

Gina Lückenkemper ist die klare Favoritin bei der DM

Klare Favoritin ist Titelverteidigerin Gina Lückenkemper, die in dieser Saison konstant stark rennt, allein fünf Mal unter 11,10 Sekunden blieb wie zuletzt bei der EM in Rom (Rang fünf). Lückenkemper hat bereits die Olympia-Norm in der Tasche (11,07) und damit auch einen Staffelplatz sicher, ebenso wie Rebecca Haase. Alexandra Burghardt, EM-Teilnehmerin Jennifer Montag und EM-Staffel-Startläuferin Sophia Junk haben aktuell gegenüber Pinto ebenfalls klar die Nase vorn für einen Staffel-Platz bei den Olympischen Spielen.

Aber: Pinto kann, das sagt man ihr nach, aus dem Stand explodieren - und hat ihr gesamtes Training auf die Spiele in Paris ausgerichtet. Dies erklärte sie bereits bei der Hallen-DM-Absage im Februar: „Das ist eine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Bochums Sportlerin des Jahres 2022 damals. „Der Sommer ist sehr wichtig und darauf ist alles abgestimmt.“

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