Bochum. „Ich brauche eine Erklärung, was zur Hölle passiert ist“, schimpft der Bochumer Trainer nach dem spektakulären und chaotischen Spiel in Münster.

Riesen-Jubel auf der einen, Riesen-Ärger auf der anderen Seite: Die Uni Baskets Münster freuten sich über einen 90:83-Heimsieg über die VfL Sparkassen Stars, bekamen stehende Ovationen vom Großteil der 2750 Fans in der Sporthalle am Berg Fidel. Nur die 150 Bochumer Fans und vor allem die Aktiven und Verantwortlichen waren stinksauer. Sowohl Coach Felix Banobre als auch Geschäftsführer Tobias Steinert wandten sich direkt an die Schiedsrichter. Sie fühlten sich verpfiffen.

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„Ich weiß es nicht, ich verstehe es nicht“, sagte Banobre und schlug bei der Pressekonferenz mit der Hand auf den Tisch. „Jemand muss mir erklären, was zur Hölle im vierten Viertel passiert ist“, polterte der Headcoach, der sich über eine Benachteiligung der Schiedsrichter in der chaotischen Schlussphase beschwerte. Geschäftsführer Steinert ging direkt nach dem Spiel zu den Unparteiischen. Sein Urteil: „Indiskutabel.“

2. Basketball-Bundesliga: Spiel kippt im vierten Viertel

Im vierten Viertel kippte das spektakuläre Spiel, das die Bochumer lange im Griff zu haben schienen - dank eines Vorsprungs aus der Anfangsphase, vor allem weil Münster einen ganz schlechten Tag bei Distanzwürfen erwischte. Nur 4/26 Dreierversuchen trafen die Uni Baksets. Dafür bekam Münster aber auch einen Großteil der Rebounds (55:28) und vor allem immer wieder Freiwürfe.

44 mal durften die Uni Baskets im Spielverlauf an die Linie, machten daraus 36 Punkte. Bochum bekam nur 26. 32 Fouls pfiffen die Schiedsrichter gegen Bochum, nur 23 gegen Münster. Besonders im vierten Viertel waren die Zahlen unausgeglichen (15 gegen Bochum, 7 gegen Münster). Das habe das Spiel entschieden, so Banobre: „Zu viele Fouls, zu viele Freiwürfe Es war im vierten Viertel plötzlich anders, es war keine Gleichheit mehr auf beiden Seiten.“

Unter anderem im Fokus eine Szene, als die Schiedsrichter bei David Cohn ein technisches Foul wegen „Flopping“, also einer Schwalbe, sahen. Cohn ging theatralisch zu Boden, warf seinem Gegenspieler vor, ihn unsportlich im Gesicht getroffen zu haben. Münster bekam einen Freiwurf. Auch im Video war die Szene nicht aufzulösen.

Bochum führt bis in die Schlussphase

Vor dem vierten Abschnitt führte Bochum noch mit sechs Punkten, das letzte Viertel ging aber 29:16 an Münster - das Spiel kippte, die Halle tobte, und Banobre auch. Die Schiedsrichter hatten Mühe, das Spiel zu kontrollieren, gaben alleine in der Schlussminute 14 Freiwürfe und drei technische Fouls. Banobre: „Die Spieler sollten das Spiel auf dem Feld entscheiden, nicht die Schiedsrichter.“

Bochumer Topscorer in Münster: David Allan Cohn.
Bochumer Topscorer in Münster: David Allan Cohn. © Funke Foto Services | Walter Fischer

Schon früh im Spiel hatten sich die Bochumer über einige Pfiffe aufgeregt, ihrer Meinung nach wurden insbesondere die beiden Center Tom Alte und Kilian Dietz zu hart bestraft. Beide hatten schon im zweiten Viertel Foul-Probleme und waren früh ausgefoult. Der große US-Amerikaner Ray Thornton spielte daher 37 Minuten, war sichtbar platt - auch das trug dazu bei, dass das Spiel kippte.

Die erste Hälfte gehörte den Bochumern, die die Münsteraner Fehler, sowohl bei den Ballverlusten als auch im Abschluss (24 Prozent Feldwurfquote im ersten Viertel) ausnutzten. Bochum führte schnell zweistellig und machte eins seiner besseren Auswärtsspiele in dieser Saison. Nur unter den Körben dominierten die Münsteraner, die das Reboundduell überdeutlich für sich entschieden und machten immerhin noch einige zweite Chancen zu Punkten.

Bochum trifft immer weniger Würfe im Verlauf des Spiels

Die Stars zehrten lange vom guten Start ins Spiel, konnten aber insbesondere die gute Trefferquote nicht aufrechterhalten: 8/13 Würfen gingen im ersten Abschnitt rein, nur noch 8/17 im zweiten Viertel, 6/18 im dritten und 5/21 im vierten. „Wir haben auch einfache Chancen liegenlassen“, räumte Steinert ein. „Schlampig“, fand Banobre es teilweise. Münster glänzte nicht, aber stellte die gröbsten Fehler ab und blieb von der Linie cool. Sechseinhalb Minuten vor Schluss traf Adam Touray zum 73:72 für Münster, versenkte auch den Bonus-Freiwurf - das Publikum tobte.

Bochum schleppte sich Richtung Schlusssirene: Alte und Dietz waren ausgefoult, Kapitän Geske fehlte verletzt, Ray Thornton am Ende seiner Kräfte. Thornton traf zwei ganz wichtige Dreier, mit denen der VfL dranblieb, aber nach dem 80:80 zwei Minuten vor Schluss zog Münster weg.

Münster feierte, dass es weiter auf einem Playoff-Rang steht. Bochum dagegen verliert nach drei Siegen wieder und muss nach unten gucken, weil Paderborn gegen Düsseldorf klar siegte. Aufmunterndes gab es von Münster-Coach Götz Rohdewald: „Ich wünsche euch alles Gute. Ihr seid in der Besetzung eine starke Mannschaft und werdet die restliche Saison gut spielen.“

Bochum: Cohn (17, 7 Assists, 3 Dreier), Williams (16), Thornton (15, 6 Rebounds, 3 Dreier), Dietz (7), Strange (7), Friederici (6), Kamp (5, 6 Rebounds), Alte (5), Zdravevski (3), Nelson (2).

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