Bochum. David Loheider ist einer der Neuzugänge bei der SG Wattenscheid 09. Zuvor legte er eine Fußball-Pause ein. Was er über sich gelernt hat.
Die Schnelllebigkeit des Fußballs hat David Loheider in vielen Facetten kennengelernt. Sein rasanter Aufstieg in der Schalker Jugend gehört dazu. Ebenso wie seine Berufung ins Profi-Team unter Felix Magath 2009. Vor allem aber die schwere Fußverletzung im ersten Testspiel des damaligen Bundesligisten. Ein doppelter Mittelfußbruch setzte ihn für zwei Jahre außer Gefecht. Loheiders Karriere stagnierte, aber die Fußball-Welt drehte sich im rasanten Tempo weiter. Erst einmal ohne den Stürmer.
Inzwischen ist David Loheider 32 Jahre alt, hat am Donnerstag beim Oberligisten Wattenscheid 09 unterschrieben. Abstiegskampf in der 5. Liga und ein besonderer Wunsch: „Ich hoffe, dass bei mir in Sachen Fußball jetzt etwas Ruhe einkehrt. Beständigkeit habe ich mir während meiner gesamten Laufbahn schon immer gewünscht.“
Neuzugang der SG Wattenscheid 09 wechselte nahezu im Jahresrhythmus
Denn Loheiders Laufbahn liest sich durchaus turbulent. In zehn Vereinen hat der gebürtige Erkenschwicker bereits gespielt, dabei nahezu im Jahresrhythmus gewechselt. Dreimal führte sein Weg zur Hammer SpVg, seiner letzten Station vor seiner Rückkehr zur SGW, für die er bereits in der Jugend spielte. Bei den Westfalen zog er sich eine weitere Verletzung zu, der Vertrag wurde nicht verlängert. Und David Loheider fasste einen Entschluss.
Kein neuer Verein, kein Mannschaftstraining: „Ich habe mich körperlich und mental einmal auf Null gesetzt“, erzählt er. Zweimal pro Tag habe er trainiert. Dabei morgens im Kraftraum angefangen und nachmittags einen Lauf nachgeschoben. Freitags und samstags Boxtraining – Ablenkung vom Fußball, der trotzdem eine Konstante blieb, wenn auch manchmal eine schmerzhafte: „Egal, was war: Immer wenn Schalke gespielt hat, habe ich mit meiner Familie zusammengesessen und zugeschaut.“
Ruhe und Familie als neue Erfahrungen für den Fußballer. Der war positiv überrascht von den Erkenntnissen seiner Auszeit, denn auch beruflich hatte er sich eine Pause genommen, um sich neu aufzustellen: „Wenn man viel Zeit mit sich selbst verbringt, dann lernt man auch sehr viel über sich selbst.“ Konkret: „Mir hat diese Phase gezeigt, dass ich jemand bin, der immer wieder aufsteht. Egal, was ihm passiert.“
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Loheider der SGW: „Tut mir in der Seele weh, den Verein auf dem letzten Platz zu sehen“
Aber die kleinen Niederschläge habe er als Niederlagen empfunden. Und sich selbst im Laufe seiner Karriere als schlechten Verlierer kennengelernt. Ein neuer Blickwinkel habe ihm geholfen: „Ich kann doch eh nicht beeinflussen, was passiert ist. Nur das, was ich mache und noch vorhabe.“ Jetzt, da er sich mit sich im Reinen sieht, gebe es für ihn ein einziges Ziel: Mit Wattenscheid 09 die Klasse halten. Und dann?
„Mein Fußball-Horizont geht gerade bis zum Ende der Saison. Ich habe mich jetzt ein halbes Jahr nur um mich gekümmert. Das schiebe ich jetzt zur Seite, um alles für den Verein zu tun“, sagt Loheider und schiebt nach: „Es tut mir in der Seele weh, den Verein auf dem letzten Platz zu sehen.“
„Warum sollte es nicht klappen, dass ich länger hier bleibe?“
Jeder Spieler im Team müsse sich diesem Ziel unterordnen, fordert der 32-Jährige, der bereits Erfahrungen im Abstiegskampf gesammelt hat: Bei Rot-Weiß Oberhausen, dem TuS Haltern und auch bei der Hammer SpVg habe er die Härte dieses Geschäfts kennengelernt. Mit Wattenscheid 09 bleibt ihm nicht viel Zeit, schließlich wird Ende Mai feststehen, ob der Verein das Ziel erreicht hat. Was danach mit ihm passieren wird? Er gibt auf diese Frage nur eine vorsichtige Antwort.
„Es gibt nichts Schöneres für einen Fußballer, als ein Leben lang für ein- und denselben Verein zu spielen. Das geht bei mir natürlich nicht mehr. Aber warum sollte es nicht klappen, dass ich länger hier bleibe?“ In Wattenscheid, wo einige Fans bereits ihre Skepsis mit Loheider äußerten und dabei Bezug auf dessen viele Vereinswechsel nahmen, dürfte man das gern hören.
Ein halbes Jahr lang hat sich Loheider nun fit gehalten, fühlt sich bereit für den anstehenden Kampf. Dabei habe ihm auch das Boxtraining geholfen: „Ich habe mich bisher noch nie geprügelt. Daher wusste ich nicht, wie es sich anfühlt, richtig Angst zu haben. Jetzt habe ich gelernt, damit umzugehen.“
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