Wattenscheid. Null Punkte nach drei Spielen und eine schwarze Heimserie: Pfiffe bekommt die SG Wattenscheid 09 aber nicht – der ASC-Trainer dagegen Gelächter.

Drittes Spiel, dritte Niederlage. „Dass wir nach drei Spielen null Punkte haben, ist natürlich eine Vollkatastrophe“, versuchte sich Christian Britscho nicht in Schönfärberei. „Da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumzureden. Das haben wir uns anders vorgestellt, das haben sich alle anders vorgestellt“, kommentierte er die 1:2-Niederlage gegen den ASC 09 Dortmund. Die 629 Fans im Stadion, fast alle davon Wattenscheider, kannten den Verlauf schon aus vergangenen Heimspielen. Die Mannschaft könne stolz auf ihre Leistung sein, meinte Britscho. Punkte gab es dafür mal wieder nicht: Lars Warschewskis direkt verwandelter Freistoß in der 91. Minute machte den Wattenscheider Komplett-Fehlstart perfekt.

Wattenscheid 09: Keine Pfiffe gegen die Mannschaft

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Wattenscheid stürmte zwar noch einmal an, handelte sich aber nur einen weiteren Rückschlag ein: Dennis Lerche, in der ersten Hälfte bereits gelb-verwarnt, räumte ASC-Keeper Mroß ab und sah in der 95. Minute Gelb-Rot, wird bei Aufsteiger Brünninghausen in einer Woche fehlen.

Von der Tribüne bekam er dafür trotzigen Applaus, genau wie die ganze Mannschaft für ihre Leistung wenige Minuten später viel Zuspruch bekam. Keine Pfiffe trotz null Punkten, auch Rufe gegen den Trainer waren nicht zu hören. Der sagte: „Wenn ich die Zuschauerreaktionen sehe, dann glaube ich, dass ich da richtig liege: Das war beeindruckend, das war eine gute Leistung.“

Zum Verzweifeln: Mal wieder kassierte die SG Wattenscheid 09 ein Gegentor ganz spät im Spiel – Trainer Christian Britscho betonte trotzdem den guten Auftritt seiner Mannschaft gegen den ASC 09 Dortmund.
Zum Verzweifeln: Mal wieder kassierte die SG Wattenscheid 09 ein Gegentor ganz spät im Spiel – Trainer Christian Britscho betonte trotzdem den guten Auftritt seiner Mannschaft gegen den ASC 09 Dortmund. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

ASC-Spielertrainer Marco Stiepermann, der 86 Minuten auf dem Feld stand, sah ein „umkämpftes Spiel“ und fand, dass der Sieg in Ordnung ging – er bekam dafür zwar höhnisches Gelächter im Wattenscheider Presseraum, aber er hatte einen Punkt. Man konnte nach diesem Spielverlauf aber auch die unglücklichen Verlierer verstehen.

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Sie hätten gegen den ASC, einen der am stärksten eingeschätzten Oberligisten, einen Punkt verdient gehabt, da waren sich die Wattenscheider einig. Kapitän Jeffrey Malcherek sagte das etwa nach dem Spiel, ebenso Torwart Phil Lenuweit, der nach nur zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft überraschend in die Startelf rutschte und ein gutes, aber letztlich bitteres Debüt feierte. Mehrmals parierte er gut, bei Warschewskis Freistoß war er dann machtlos: „Dass er den so trifft, ist auch mal Glückssache. Ich war dran, aber ich sehe den Ball spät, es war schwierig – das war ein Sonntagsschuss.“

Warschewskis Traumtor schockt die SG Wattenscheid – Ärger über den Schiedsrichter

Kein Vorwurf an den 19-Jährigen, der Ball flog direkt in den Winkel. Mehrere gute Freistoßpositionen hatten der ASC im Allgemeinen und speziell Warschewski vorher aber nicht genutzt. Dass er den Ball in der Nachspielzeit perfekt traf, war für Wattenscheid besonders ärgerlich – den vorhergegangenen Zweikampf zentral vor dem Tor bewerteten die Wattenscheider genau andersherum als Schiedsrichter Philipp Roedig, der es über die gesamte Spieldauer in seiner Zweikampfbewertung nicht immer gut mit den Wattenscheidern meinte, zum Beispiel bei Lerches Verwarnung in Hälfte eins.

Dennis Lerche jubelt exzessiv über das Führungstor von Felix Casalino.
Dennis Lerche jubelt exzessiv über das Führungstor von Felix Casalino. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Trainer Britscho wollte möglichst wenig über das Schiedsrichtergespann sprechen, seine Körpersprache hatte alles gesagt. Umso mehr hob er die Leistung seiner Mannschaft hervor. Er ärgerte sich sogar darüber, dass seine Mannschaft nicht als Sieger vom Platz ging: „Wir hätten den Deckel drauf machen können“, meinte er mit Blick auf zwei Angriffe kurz nach dem Führungstor von Felix Casalino (44.) und unmittelbar nach der Halbzeit. Die „ein oder andere falsche Entscheidung“ habe da ein zweites Tor verhindert.

Casalino trifft kur vor, Podehl kurz nach der Pause

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Das hätte aber nicht zum Spielverlauf gepasst. Die beiden Mannschaften arbeiteten mit entgegengesetzten Mitteln. Dortmund verteidigte oft mit allen Spielern in der Wattenscheider Hälfte und war in Hälfte eins zwar feldüberlegen, aber ziemlich harmlos. Britschos Plan waren viele lange Bälle in Richtung Lerche. Das war nicht immer schön anzusehen, führte dazu, dass der Ball oft schnell wieder weg war – wurde aber mit dem 1:0 durch Felix Casalino kurz vor der Pause belohnt.

Unmittelbar nach Wiederanpfiff nutzte Wattenscheid den ersten Angriff nicht, im Gegenzug traf Maximilian Podehl zum Ausgleich. In der Schlussphase gingen beide immer offensiver auf den Siegtreffer. Torwart Phil Lenuweit hätte fast mit einem Befreiungsschlag das Tor des Jahres erzielt. Casalino und Yanik vergaben daneben die beste Chance für Wattenscheid, während Lenuweit gegen Warschewski und West parierte. In der Nachspielzeit traf Warschewski dann.

„Wir müssen den Bock umstoßen, irgendwann muss es gelingen“, sagte Britscho, er sei sicher, dass es schnell passiere. Kapitän Malcherek: „Der Fußball ist manchmal sehr eklig, aber ich will das nicht jede Woche sagen. Am Sonntag ist Schluss damit, dann holen wir uns die ersten drei Punkte.“