Wattenscheid. Auch gegen Rödinghausen leistet sich Wattenscheid 09 den einen schweren Fehler zu viel. Der Unglücksrabe bekommt aber sogar Dank vom Coach.

Es gab aufmunternden Applaus von der Tribüne, als Frederik Wiebel nach gut 70 Minuten ausgewechselt wurde. Den hat sich der junge Verteidiger der SG Wattenscheid 09 in diesem Jahr oft verdient – am Samstag war er aber der Unglücksrabe im Lohrheidestadion. Sein missratener Rückpass leitete gegen den SV Rödinghausen die Führung der Gäste ein. Am Ende kassierte Wattenscheid mit 0:2 (0:0) die achte Niederlage im neunten Regionalliga-Spiel des Jahres.

„Tragisch“, fand Sportvorstand Christian Pozo die Art und Weise des ersten Gegentors: Torhüter Kilian Neufeld hatte keine Chance, Wiebels Rückpass zu erlaufen – stattdessen war Rödinghausens Bravo Sanchez zur Stelle und legte für den eben erst eingewechselten Damjan Marceta vor. Das erste Tor in einer Partie, in der Wattenscheid sich bis dahin Hoffnungen auf mindestens einen Punkt gegen eins der Schwergewichte der Liga machen durfte. „Das Tor haben wir uns selbst eingebrockt“, meinte Trainer Christian Britscho.

Wattenscheid 09: Eine lange Reihe von schwer erklärbaren Gegentoren

Für die Wattenscheider ist es eine Situation, die sie schon viel zu oft erlebt haben in dieser Spielzeit, dass sie sich mit einem groben Patzer selbst bestrafen, die Reihe der schwer erklärbaren Gegentore ist lang. Bitter, dass es diesmal Frederik Wiebel erwischte: Er meldete sich im Winter nach fast neunmonatiger Verletzungspause zurück (Kreuzbandriss) und war seit Jahresbeginn Wattenscheids stabilster Verteidiger, verpasste keine einzige Regionalliga-Minute im Jahr 2023. Nicht nur deshalb nahm ihm den Fehler niemand übel.

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„Es ist unglücklich, dass so ein Fehler passiert. Ich weiß nicht, ob es am Platz lag“, sagte Torwart Kilian Neufeld. Zum Umgang mit den wiederkehrenden individuellen Fehlern sagte er: „Man hat es ja direkt nach dem Tor gesehen, wir sind gleich zu ihm hingegangen. Wir haben ein gutes Verhältnis, wir pushen uns gegenseitig, wir sind nicht sauer auf Freddy oder auf irgendjemanden, der mal einen Fehler macht. Wir sind alle Menschen, Fehler passieren“, so der Torwart, der in der Hinrunde im Hinspiel gegen Lippstadt ein ähnliches Erlebnis hatte.

Wiebel war unter der Woche krank – Britscho lobt den Einsatz

Christian Britscho sprach das Thema an, ohne extra darauf angesprochen werden zu sein. Und zwar deutlich: „Jeder hat gesehen, wie das Tor gefallen ist – aber da muss ich mich vor den Spieler stellen. Er war die ganze Woche über fiebrig, hat nur das Abschlusstraining gemacht und sich in den Dienst der Mannschaft gestellt“, sagte Britscho, der auch klarstellte, dass Wiebels Auswechslung mit dessen Krankheit zu tun hatte – und nichts mit der Leistung des Verteidigers. „Auch wenn das heute nach hinten losgegangen ist, muss ich mal danke sagen, dass die Jungs auch in so einer Situation spielen und sagen: Egal, ich hau mich rein, solange es geht.“

Auch gegen Rödinghausen war er Wattenscheids Bester: Kilian Neufeld rettet hier gegen Ramien Safi.
Auch gegen Rödinghausen war er Wattenscheids Bester: Kilian Neufeld rettet hier gegen Ramien Safi. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann
Frederik Wiebel und Co-Trainer Timo Janczak (hier nach dem Wattenscheider Spiel gegen Bocholt).
Frederik Wiebel und Co-Trainer Timo Janczak (hier nach dem Wattenscheider Spiel gegen Bocholt). © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Casalino vergibt Wattenscheids beste Chance

Das 0:1 war der Knackpunkt in einem Spiel, das Wattenscheid verdient verlor, aber dennoch auch unnötig abgab. Bis zur Pause war es vor allem der starke Kilian Neufeld, der mit mehreren starken Szenen sein Team im Spiel hielt und mit einer Parade die beste Wattenscheider Szene einleitete: Nach seiner Rettungstat gegen Schaub nach einer Viertelstunde schaltete 09 ganz schnell um, Cirillo stürmte nach vorne und in den Strafraum, wo er auf Casalino zurücklegte – der wurde aber beim Abschluss gestört und schoss drüber. Eine vertane Riesenchance, die man im Abstiegskampf eigentlich nutzen muss.

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Casalino stürmte gemeinsam mit Julian Meier. Nach ausgeglichener erster Hälfte war Wattenscheid die offensive Schwächung aber anzumerken, neben den Langzeitverletzten Emre Yesilova und Berkant Canbulut fehlten alleine im Sturm auch Kim Sane (Rücken), Simon Roscher (Wunde am Knie) und Dennis Lerche (gesperrt). In Hälfte zwei hatte Wattenscheid keine nennenswerte Chance mehr.

Zwei Einwechselspieler machen die Tore für Rödinghausen

Rödinghausen dagegen konnte am Ende der Englischen Woche nachlegen, brachte mit Marceta und Patrick Kurzen von der Bank die beiden Torschützen. Kurzen verwandelte in der 82. Minute von Neufeld an Bravo Sanchez verursachten Foulelfmeter zum Endstand.

Insgesamt war es eine ordentliche Wattenscheider Leistung, eine deutliche Steigerung im Vergleich zur Klatsche in Lippstadt – aber mit zu harmloser Offensive und dem einen Patzer zu viel. Britscho: „Ich habe das Ergebnis gesehen und kann die Tabelle lesen, aber ich habe gesehen, was die Mannschaft investiert hat und damit bin ich zufrieden.“

Fünf Spiele bleiben, um doch noch über den Strich zu springen – Samstag (15. April) geht es weiter bei der U23 des FC Schalke.

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