Lippstadt. Von Hoffnung war bei der SG Wattenscheid 09 in Lippstadt nichts zu sehen: Da stimmte nichts. Der Trainer machte nach eigener Aussage zwei Fehler.
Mit einem Sieg könne seine Mannschaft wieder schnell ganz dick im Geschäft sein, sagte Trainer Christian Britscho von der SG Wattenscheid 09 vor dem Auswärtsspiel beim SV Lippstadt. Durch den erfolgreichen Einspruch gegen die Wertung des Köln-Spiels und den Rückzug des 1. FC Kaan-Marienborn schien Wattenscheid plötzlich wieder nah dran am Klassenerhalt. Was die SGW dann auf dem Platz zeigte, hatte mit Regionalliga-Fußball allerdings nicht viel zu tun. 0:4 lautete der Endstand – verdient.
„Für heute kann ich mich nur bei den mitgereisten Fans entschuldigen“, schloss Britscho sein Statement zum Spiel. An diesem Spiel gab es auch nicht schönzureden. Von neuem Mut oder neuer Hoffnung war nichts zu sehen, von der ersten Minute an nicht. Warum? „Da gilt es, diese Woche intern drüber zu reden“ – eine Antwort auf die Frage, woher der Totalausfall kam, hatte Britscho unmittelbar nach der Partie nicht.
Der Trainer übernahm aber die komplette Verantwortung für den schwachen Auftritt, "über dieser Niederlage steht mein Name". Die taktische Herangehensweise sei erstens falsch gewesen, zweitens habe er Dennis Lerche nicht ausgewechselt. Der hatte für ein (Frust?-)Foul kurz vor der Pause Gelb gesehen, sah dann in Hälfte zwei Gelb-Rot, weil er einen Ball nach dem Pfiff des Schiedsrichter ins Tor, beziehungsweise eben weg schoss. Lerches dritte Gelb-Rote in dieser Saison, er hat gerade erst eine Gelbsperre abgesessen. Bei Lerches Platzverweis war allerdings längst alles verloren.
SG Wattenscheid 09: SV Lippstadt von der ersten Minute an besser
Nach 50 Sekunden hätte es schon 1:0 für Lippstadt gestanden, hätte Torwart Kilian Neufeld nicht einen starken Reflex gezeigt - er war der einzige Wattenscheider, der sich ein Lob verdiente.
Die Chance in der ersten Minute war aber kein Weckruf für 09, sondern ein Vorbote der folgenden 90 Minuten. Auf seifigem, sumpfigen Boden waren die Schwarz-Weißen nie auf der Höhe. Lippstadt war zielstrebiger, entschlossener, gefährlicher. Einfach: besser. Fünf, sechs gute Minuten nach dem Seitenwechsel führte Britscho später an – das stimmte, in diese Phase fiel auch die beste Wattenscheider „Chance“: Nach einer Flanke von Tom Sindermann kam Felix Casalino in der Mitte einen Schritt zu spät. Ansonsten musste Lippstadts Torhüter Christopher Balkenhoff den ganzen Nachmittag keinen einzigen gefährlichen Ball halten.
Und auf der anderen Weise waren die Wattenscheider auch nicht auf der Höhe: Im Mittelfeld und besonders im Raum vor der Dreier-Innenverteidigung bekam die SGW nie Zugriff auf das Lippstädter Spiel. Die Zweikampfführung pendelte zwischen meistens passiv und gelegentlich übermotiviert (Kaminski, Lerche). Britscho nahm das auf seine Kappe: „Wir wussten um die Stärken von Lippstadt und wollten in jeder Situation eine Plus-eins-Situation herstellen. Das ist uns nicht gelungen, dass wir da nicht nah genug dran und nicht genug in den Zweikämpfen waren“, erklärte Britscho das fußballerische Manko seiner Mannschaft.
Phil Halbauer ist für Wattenscheid nicht in den Griff zu kriegen
Lippstadt nutzte das zu Chancen und vier teilweise sehr sehenswerten Toren. Die ersten drei fielen alle über die rechte Wattenscheider Seite, wo Eduard Renke den undankbaren Job hatte, nach einer knappen halben Stunde kalt für den angeschlagenen Tim Kaminski ins Spiel zu kommen. Renke war aber beileibe nicht der einzige Wattenscheider, der Phil Halbauer bei dessen Sololauf vor dem 1:0 hätte stoppen können. Halbauer traf dann vom Sechzehner mit einem sehenswerten Schuss in den linken Winkel.
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„Wir hatten in der Halbzeit noch Hoffnung, weil unser Torwart uns im Spiel gehalten hat und der Gegner einige Chancen vergeben hat“, meinte Britscho – aber die Zweifel, wer dieses Spiel gewinnen würde, räumte der SVL dann aus. Viktor Maier verwandelte einen direkten Freistoß (60.). Tunga hatte Halbauer in guter Position gefoult, es war einer von mindestens drei Freistößen, die die SGW direkt am eigenen Strafraum verursachte. Fünf Minuten später hatte Marvin Mika nach einer Hereingabe von Halbauer in der Mitte leichtes Spiel – 3:0. Dann sah Dennis Lerche Gelb-Rot, das Spiel war erledigt. Bei Lees Tor zum 4:0 leistete Wattenscheid nur noch wenig Gegenwehr.
„Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der uns überlegen war“
Britscho: „Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der uns überlegen war. Wenn ich sehe, wie Phil Halbauer unsere Abwehr ein ums andere Mal vor unlösbare Probleme gestellt hat, obwohl wir in Überzahl waren, dann muss man das anerkennen, ohne groß auf die Jungs draufzuhauen.“
Allerdings: Für Hoffnung im Abstiegskampf sorgt das nicht. Britscho warnte zwar davor, seine Mannschaft nun abzuschreiben. Wenn es neuen Schwung gab, ist dieser allerdings verpufft. Immerhin konnten wenigstens auch RW Ahlen (1:2 in Rödinghausen) und der 1. FC Bocholt (0:0 in Straelen) nicht gewinnen. Aber der Blick auf die Tabelle erübrigt sich nach diesem Wattenscheider Auftritt. Oder wie Britscho es vorher formuliert hatte: „Solange wir nichts holen, brauchen die anderen auch keinen einzigen Punkt, um vor uns zu bleiben.“
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