Wattenscheid. Die SG Wattenscheid muss sich vor allem mit der Oberliga-Planung befassen. Einige Personalfragen sind beantwortet, die Suche nach Neuen läuft.
Das Endspiel verloren, die Tabellensituation trist – aber der (Zweck-)Optimismus der SG Wattenscheid 09 ist ungebrochen. Nach dem freien Montag ruft Trainer Christian Britscho sein Team wieder zusammen. Es werde diesmal zwar womöglich länger dauern, die Mannschaft wieder aufzubauen, glaubt er mit Blick auf die abermals bittere Niederlage gegen die U21 des 1. FC Köln.
Die Zeit bekommt er aber: Am kommenden Wochenende ist spielfrei, ab 1. April stehen dann die letzten sieben Saisonspiele der SGW an, womöglich für längere Zeit. Der Abstieg in die Oberliga ist seit Samstag deutlich wahrscheinlicher als der Klassenerhalt.
SG Wattenscheid 09: Britscho bleibt beim Blick auf die Tabelle positiv
Britscho verspricht, weiter an jede Partie wie ein Endspiel heranzugehen, mit dem gleichen Einsatz, dem gleichen Willen um jeden Punkt zu kämpfen. „Es hat sich ja nicht viel getan“, sagt er zur Tabellensituation, „wir haben nur eine große Chance vergeben, heranzurücken.“ Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo denkt auch nicht an Aufgabe: „Wir werden die Saison vernünftig zu Ende spielen, wir werden nicht einbrechen. Niemand lässt sich hängen, da mache ich mir keine Sorgen.“
Auch den Antrag auf die Regionalliga-Lizenz wird der Klub natürlich abgeben. Er werde bis zum letzten Moment hoffen, wolle auch niemandem die Hoffnung nehmen, aber: „Es ist unsere Pflicht, dass wir uns jetzt vor allem mit einer Planung für die Oberliga beschäftigen“, sagt Pozo realistisch. Bislang ruhten die meisten Gespräche aufgrund der unklaren Perspektive, jetzt ist das Bild klarer.
Leistungsträger sind auch für andere Regionalligisten interessant
Bei einem Abstieg steht der SGW wohl ein personeller Umbruch bevor. Spieler wie Dennis Lerche oder auch Kim Sane sind für andere Regionalligisten interessant, wodurch sie für die SGW schwer zu halten wären, wenn sie nicht unbedingt weiter für 09 spielen wollen. Pozo sagt: „Eins ist sicher: Wir werden weiter nicht mit Geld um ums werfen.“ Ein ähnlicher Fall ist wohl Tom Sindermann – einer der wenigen Aufstiegshelden, der seinen Stammplatz in der Regionalliga verteidigt hat, zuletzt auch Kapitän war.
Trainer und einige Spieler haben noch einen Vertrag bis 2024
Mehrere Personalien sind bereits klar: Noch ein weiteres Jahr Vertrag haben – neben Trainer Christian Britscho – die Spieler Timm Esser, Nico Lucas, Tim Kaminski und Eduard Renke. Bruno Staudt könnte bei einer Zusage wieder die Nummer eins sein, Torwarttalent Daniel Dudek kommt mit Spielpraxis von Westfalia Herne zurück. Im Gegenzug werden die ausgeliehenen Stürmer Timur Kesim (Rot-Weiss Essen) und Simon Roscher (RW Erfurt) zunächst zu ihren Stammvereinen zurückkehren.
Völlig offen ist die Zukunft von älteren, im Verein verdienten Spielern wie Emre Yesilova, Berkant Canbulut und Norman Jakubowski, die teils aus Verletzungs-, aber auch aus sportlichen Gründen aktuell kein nennenswerter Faktor sind.
Suche nach Neuzugängen
Gleichzeitig läuft permanent die Suche nach Neuzugängen. Vorbilder gibt es im aktuellen Kader: Der junge Eduard Renke zum Beispiel, der in der Oberliga eine deutlich größere Rolle spielen dürfte als aktuell. Das Musterbeispiel ist Frederik Wiebel – der Defensiv-Allrounder kam 2020 von Bezirksligist CSV Linden, überzeugte auf Anhieb in der Oberliga. Er verpasste zwar 2022 komplett mit einer Knieverletzung, seit Januar ist er aber wieder da, spielte jede Regionalliga-Minute – und das gut. Eine beeindruckende Geschichte, ein Transfer-Volltreffer.
Pozo erklärt: „Wir suchen nach entwicklungsfähigen Spielern, die sowohl das Potenzial für die Oberliga als auch die Regionalliga haben.“ Wobei wie auch vor einem Jahr aktuell natürlich vor allem über das Oberliga-Szenario gesprochen wird. „Und wenn es doch besser läuft, spielt ein möglicher Neuzugang eben sogar vierte Liga.“
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Was macht darauf Hoffnung? Dass es länger hell ist, verbessert zumindest die bescheidene Trainingssituation. An den jüngsten Leistungen hatte Britscho nur wenig auszusetzen und der Großteil der nächsten Gegner dümpelt im breiten Tabellenmittelfeld zwischen Rang vier und zehn und muss längst nicht mehr um jeden Punkt kämpfen – vielleicht hilft das der SGW. Und die Keller-Konkurrenten sahen zuletzt auch nicht uneinholbar aus.
Das beste Szenario wäre ein Finale in Düsseldorf
Um am letzten Spieltag ein Finale in Düsseldorf zu haben (aktuell das beste denkbare Szenario), muss aber einiges passieren. Seit Samstag sind Köln und auch Düren und Wiedenbrück in der Tabelle weggezogen. Fortuna Düsseldorfs U23 (1:5 gegen Kaan), Bocholt (3:4 gegen Gladbach U23) und der taumelnde Tabellennachbar RW Ahlen (0:3 gegen Lippstadt) verloren dagegen ebenfalls. Zwei der drei muss die SGW mindestens überholen, dazu auf den Klassenerhalt des BVB II in der 3. Liga hoffen.
Sieben Spieltage sind es noch und sechs Punkte Rückstand auf die Fortuna, die dazu zwei Nachholspiele in der Hinterhand hat.
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