Wattenscheid. Mit dem 2:3 gegen 1. FC Köln U21 sinkt die Chance der SG Wattenscheid auf den Klassenerhalt. Grabesstimmung herrscht aber noch nicht, eher Trotz.
„Es fühlt sich einfach scheiße an“, antwortet Trainer Christian Britscho auf die Frage, wie die Stimmung in der Kabine der SG Wattenscheid 09 gewesen sei nach dem 2:3 gegen die U21 des 1. FC Köln im Lohrheidestadion, wo sich eine bittere Serie fortsetzte. Ein Gegentor in der 87. Minute gegen Bocholt, eins in der 91. Minute gegen Gladbachs U23, diesmal eines in der 88. Minute zum 2:3-Endstand. Das sind Punkte, die der SG Wattenscheid 09 wahrscheinlich zum Klassenerhalt fehlen – nach der bitteren Niederlage im „Endspiel“ am Samstag sieht es düster aus.
Nach dem Abpfiff herrschte in der Lohrheide am Samstag allerdings keine Grabesstimmung im Gegenteil – ein guter Teil der 660 Fans war aufgepeitscht, der Zorn galt vor allem dem Schiedsrichter-Gespann. Auch SGW-Trainer Britscho ärgerte sich über nicht konsequent ausgelegte Regeln, sein Gegenüber Mark Zimmermann fand unter anderem die Entscheidung, die zum Platzverweis von Wattenscheids Tim Brdaric führte „undurchsichtig“, schwer nachvollziehbar.
SG Wattenscheid 09: Großes Lob für die Mannschaft von Britscho
Es war nicht die eine gravierende Fehlentscheidung, die das Spiel entschied. Aber es mal wieder ein Detail, das dazu beitrug, dass 09 nach einem vernünftigen Auftritt als Verlierer vom Platz ging. Der Verein und die Mannschaft haben unter diesen Umständen keinen Spielraum für Fehler oder Unvorhergesehenes – das ist auch eine Frage der (Regionalliga-)Qualität.
„Es sind immer wieder Kleinigkeiten, die dazu führen, dass wir Spiele verlieren, die wir sogar gewinnen könnten“, so Britscho, wobei er die Schiedsrichter nicht allein verantwortlich machen wollte: „Wir können das auch besser verteidigen, das muss ich auch in meinen Verantwortungsbereich nehmen.“ Seiner Mannschaft dagegen könne er auch diesmal keinen Vorwurf machen: „Ich fand die 90, 92 Minuten richtig gut, auch wenn es ein Scheiß-Ende war.“
Wattenscheid kassierte früh den Rückstand per Elfmeter durch Schlax (Brdaric hatte Hand gespielt). Brdaric glich fast postwendend nach einer Ecke von Phil Britscho mit dem Kopf aus und brachte die SGW zurück ins Spiel. „Bis zur Halbzeit hatten wir die besseren Chancen, Köln nichts mehr“, ärgerte sich Britscho.
Roscher trifft als Lerche-Vertreter
Sein Team belohnte sich dann durch den fulminanten Linksschuss von Simon Roscher, der damit seiner Rolle als Vertreter des gelbgesperrten Torjägers Dennis Lerche alle Ehre machte: 2:1 für Wattenscheid in der 48. Minute – „wie ein Feuerwerk“ sei die SGW aus der Kabine gekommen, fand Köln-Coach Zimmermann, „das war genau das, was man als Trainer hier vermeiden möchte.“
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Wattenscheid war auf einem guten Weg, aber ließ sich davon abbringen. Brdaric sah für ein fragwürdiges Foul auf der linken Abwehrseite Gelb-Rot. Wattenscheid spielte mehr als eine halbe Stunde in Unterzahl. Britscho gab mit seiner Auswechslung (Esser für Casalino) direkt das Signal Rückzug, Entlastung fehlte danach – und die SGW hielt dem Kölner Druck nicht stand.
Schiri-Ärger auch vor dem 2:3
Schlax’ Traumtor in der 75. Minute sorgte für den Ausgleich. Mit dem 2:2 wären beide Trainer zufrieden gewesen, aber dabei blieb es nicht: Nach einem Ballverlust des hart bedrängten Cirillo (der Schiedsrichter sah diesmal kein Foul) schalteten Köln Schneider und Limnios schneller als die Wattenscheider Abwehr. Maximilian Schmid traf am Ende der Passkette zum Kölner Sieg und sorgte für den dritten späten Knock-out der SGW im dritten Heimspiel 2023.
War das auch der Knock-out im Abstiegskampf? Britscho selbst hatte vor der Partie von einem DFB-Pokal-Charakter gesprochen. Ist Wattenscheid 09 jetzt aus dem Rennen? „Im DFB-Pokal ist man mit einer Niederlage raus, das stimmt“, so Britscho. „In der Liga geht’s weiter.“
Erst am 1. April allerdings ist die SGW wieder in Lippstadt gefordert, muss hoffen, dass die anderen Kellerkinder Bocholt, Düsseldorf und Ahlen in der Zwischenzeit nicht punkten. Aber auch nach der Niederlage im „Endspiel“ gegen Köln will Britscho noch nicht aufstecken. „Es fühlt sich scheiße an“, sagt er zwar (siehe oben). „Aber es wird nicht dazu führen, dass wir mausetot sind.“
So haben sie gespielt:
- Tore: 0:1 Schlax (17./11m), 1:1 Brdaric (23.), 2:1 Roscher (48.), 2:2 Schlax (75.), 2:3 Schmid (87.)
- SGW: Neufeld - Malcherek, Wiebel, Brdaric - Britscho (80. Renke), Sindermann, Tunga, Cirillo, Sane (73. Kaminski) - Casalino (53. Esser), Roscher (85. Meier)
- Köln: Roloff - Nadjombe, Akmestanli, Schneider, Salger, Schmid, Nottbeck, Limnios, Strauch (66. Schwirten), Mittelstädt (80. Kraus), Schlax
- Gelb-Rote Karten: Brdaric (SGW/wdh. Hand- und Foulspiel), Schmid (87./Torjubel)
- Schiedsrichter: Schöneseiffen (Bornheim)
- Zuschauer: 660