Wattenscheid. Bei der SG Wattenscheid 09 gewöhnen sie sich an Spektakel und Aufholjagden. Auch gegen Fortuna Düsseldorf II lag das Team mit 0:2 zurück.

Am Tag nach dem erneuten Spektakel mit Wattenscheider Beteiligung war der Puls bei vielen Beteiligten wieder im medizinisch unbedenklichen Bereich. Zum zweiten Mal in Folge hatte die SG Wattenscheid 09 einem Rückstand getrotzt und ein enges Spiel gedreht.

Zum zweiten Mal war dabei Dennis Lerche der entscheidende Mann – beim 3:2 (0:2)-Sieg des Regionalliga-Aufsteigers war der baumlange Angreifer sogar dreimal erfolgreich und erledigte die U23 des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf augenscheinlich im Alleingang. „Man gewöhnt sich dran“, meinte Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo, ließ dabei aber deutlich erkennen, dass ihm an einer regelmäßigen Wiederholung dieser Ereignisse nicht zwingend gelegen ist.

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Klar, Spiele wie diese gehören wohl zum Kampf um den Klassenerhalt. Da ärgern die vermeintlich Kleinen eben die scheinbar Großen. Dann setzt ein Rückstand eben ungeahnte Kräfte frei. Dann legt sich ein Schalter im Kopf um. Schließlich und endlich jubelt dann die Mannschaft, die sich ob des Spielstands gedanklich schon auf eine schwerfällige Fehleranalyse und trotzige Durchhalteparolen einstellen darf.

Durchhalteparolen der SG Wattenscheid 09 klingen weniger trotzig

Positiv für die SGW: Die Durchhalteparolen klingen nun weniger trotzig, sondern sind begründet in der zunehmenden Fülle des Silberstreifs in Sichtweite. Und die Fehleranalyse bezieht sich lediglich auf einen Teil des Spiels, dessen fulminantes Ende dem Realismus der sportlich Verantwortlichen keinen Abbruch getan hatte.

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„Normaler Pulsbereich ist nicht unser Tagesgeschäft“, fügte Trainer Christian Britscho hinzu und nahm dann eine für ihn unliebsame Rolle ein – die des Mahners. „Das mache ich nach so einer Leistung eigentlich nicht so gern. Aber als Trainer ist man so gestrickt.“

Auch nach dem 2:1-Sieg beim 1. FC Düren am Wochenende zuvor hatte er die schwankende Leistung seiner Mannschaft angemahnt, auch da war die Sache gut ausgegangen, weil die Mannschaft in der Nachspielzeit zweimal traf. Normal geht bei Wattenscheid 09 eben nicht, es muss besonders bleiben. „Ich habe gelernt, dass die Jahre bei dem Verein Hundejahre sind“, so Sportvorstand Pozo y Tamayo.

SG Wattenscheid 09 hat die Qualität spät zurückschlagen zu können

Spät zurückschlagen zu können ist offenbar eine Qualität, die die Mannschaft wiederentdeckt hat. Britschos Sorge aber ist anderen Ursprungs: „Hätte Düsseldorf das dritte Tor gemacht, wäre es richtig schwierig geworden.“ Außerdem: Hätte Wattenscheid so offen und offensiv gespielt wie im zweiten Durchgang, hätte diese angesprochene Vorentscheidung wohl schon im ersten Durchgang fallen können.

Inzwischen ist die Mannschaft defensiv aber stabiler geworden, kann aus der dadurch gewonnenen Sicherheit mit mehr Selbstvertrauen nach vorne spielen und im richtigen Moment Zählbares holen. „Die Entwicklung, die wir alle wollten, ist jetzt da. Wir gehen nicht mehr so blauäugig in die Situationen“, findet der Sportvorstand. „Auch wenn wir darauf ein bisschen länger warten mussten“.

Insgesamt sei das Auftreten ruhiger und reifer geworden. Das kann sich positiv auf den Rückrundenbeginn auswirken. Am kommenden Samstag ist Liga-Primus Preußen Münster zu Gast im Lohrheidestadion, danach geht’s nach Wuppertal. „Vielleicht können wir in einem der Spiele überraschen“, spekuliert Pozo y Tamayo.

SG Wattenscheid 09: Neufeld - Sindermann, Brdaric, Schurig, Britscho - Tunga, Lucas (78. Renke) - Kaminski (46. Canbulut), Meier (46. Casalino), Yildiz (46. Lerche) - Kesim
Schiedsrichter: Francisco Lahora Chulian (Bonn)
Tore: 0:1 Kalonji (9.), 0:2 Brechmann (18.), 1:2 Lerche (65.), 2:2 Lerche (75.), 2:3 Lerche (90.+1)
Zuschauer: 1001

INFO

Sportlich läuft es besser, wirtschaftlich ist die SG Wattenscheid 09 ohnehin seit einiger Zeit wieder gut aufgestellt. Auf der Jahreshauptversammlung, Montag, 21. November, 19 Uhr, Berliner Straße, dürfte es daher überaus harmonisch zugehen. „Das ist das Ergebnis von solider und bodenständiger Arbeit“, sagt Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo.