Ahlen. Die SG Wattenscheid ist katastrophal in die Regionalliga gestartet. Es gibt aber etwas, was noch bitterer ist als die Ergebnisse. Ein Kommentar.

Immerhin bei den Fans hat die Mannschaft der SG Wattenscheid 09 noch Kredit: „Die Fans haben uns gesagt, dass weiter hinter uns stehen, aber auch, was sie von uns erwarten“, fasste Mittelfeldspieler Nico Lucas den Austausch im Gästeblock des Wersestadions zwischen Mannschaft und Anhängerschaft zusammen. Denn diese Erwartungen wurden natürlich nicht erfüllt, nicht im Geringsten: 0:8 unterlag die SG Wattenscheid bei Rot Weiss Ahlen, kassierte in einer desaströsen zweiten Hälfte sieben Gegentreffer. Es ist weniger das Ergebnis, sondern die Art und Weise, die bedenklich ist: Leblos, reglos, wehrlos. So hat keine Mannschaft eine Chance. Schon gar nicht die Wattenscheider.

Nach drei Spieltagen über die Regionalliga-Tauglichkeit des Kaders zu urteilen, wäre nicht fair. Nach der Leistung in Ahlen lässt sich auch vielmehr feststellen: Es ist egal, wie gut die Spieler sind, wenn eine Mannschaft sich so präsentiert. Es war keine Niederlage der fußballerischen Klasse, sondern vor allem der Moral. Spielerisch war die erste Hälfte gut – die Reaktion auf die Gegentore umso dramatischer.

SG Wattenscheid 09: Die Mentalität der Aufsteiger ist nicht wiederzuerkennen

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Die SG Wattenscheid war in der Aufstiegssaison fußballerisch stark. Vor allem aber hatte die Mannschaft immer den Willen und die Mentalität, sich zu wehren, alles aus sich rauszuholen. Rückstände zu drehen. Die Wattenscheider stiegen auf, nachdem sie von vielen abgeschrieben war. Die Mannschaft und das Umfeld - sie glaubten immer dran. Dieses Gefühl fehlte in Ahlen komplett. Und die Situation ist nun eine ähnliche.

Die Mentalität der Aufstiegssaison sollte der SG Wattenscheid helfen, wirtschaftliche und daraus folgend auch spielerische Defizite in der höheren Spielklasse wettzumachen. Der starke Zusammenhalt der Mannschaft, die Unterstützung der Fans. Bereits jetzt steht die SGW aber mit dem Rücken zur Wand.

Noch ist kein Grund für Endzeitstimmung - aber die Mannschaft muss anders auftreten

Mehr als 6000 Fans waren beim bislang letzten Heimspiel im Wattenscheider Stadion zu Gast, als die SGW gegen Eintracht Rheine den Aufstieg perfekt machte. Auf die Unterstützung der Fans setzt Wattenscheid auch in der Regionalliga.
Mehr als 6000 Fans waren beim bislang letzten Heimspiel im Wattenscheider Stadion zu Gast, als die SGW gegen Eintracht Rheine den Aufstieg perfekt machte. Auf die Unterstützung der Fans setzt Wattenscheid auch in der Regionalliga. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Null Punkte aus drei Spielen sind kein Weltuntergang, die Tordifferenz ist bitter, aber auch andere Mannschaften verlieren deutlich. Es gibt auch noch keinen Grund für die Fans, die vor zwei Monaten noch zu Tausenden ins Lohrheidestadion kamen, nun wegzubleiben. Das kann sich aber schnell ändern: Wenn die Aufstiegsmannschaft auf dem Feld nur an den Namen, aber nicht am Auftreten wiederzuerkennen ist - dann hat die SG Wattenscheid ein großes Problem.

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