Wattenscheid. Mit Weltmeisterschaft und Heim-Europameisterschaft warten zwei große Highlights in der Leichtathletik-Saison. Tatjana Pinto startet am Mittwoch.
Die Leichtathletik-Saison 2022 nimmt gefühlt gerade erst Fahrt auf, da steht schon der erste Höhepunkt an: Im Rahmen der Finals in Berlin steigen vom 24. bis 26. Juni die Deutschen Meisterschaften. Entsprechend dämpft Michael Huke die Erwartungen: Da seien noch keine Wunderdinge zu erwarten, sagt der Manager des TV Wattenscheid 01. Er hat dabei natürlich noch zwei andere große Termine im Blick: die WM in Eugene/USA (15. bis 24. Juli) und die Heim-EM in München (15. bis 21. August).
Zwei Termine, die auch in Konkurrenz zueinander stehen, wobei für viele Athletinnen und Athleten der Fokus auf der sportlich eigentlich untergeordneten EM liegt. Zum einen ist dort aber der emotionale Wert im Sinne von Aufmerksamkeit höher. Zum anderen sind dort auch die sportlichen Chancen auf Erfolge besser, zum Beispiel für die Marathonläufer Amanal Petros und den Deutschen Meister Hendrik Pfeiffer.
Leichtathletik: Heim-Europameisterschaft im München steht für viele noch über der WM
„Die haben da, wo nicht die starken Afrikaner im Feld sind, natürlich viel bessere Chancen auf eine Top-Acht-Platzierung“, erklärt Huke, warum gerade bei den Läufern München höher im Kurs steht als Eugene – zumal die WM in den USA ja noch aus 2021 nachgeholt wird und im kommenden Jahr in Budapest erneut Weltmeistertitel vergeben werden.
Von daher werden es wohl „nur“ vier oder fünf Athletinnen und Athleten des TV 01 sein, die im Juli bei den Weltmeisterschaften an den Start gehen. Allen voran Julia Ritter, die sich in mehreren Wettkämpfen stark präsentiert, sich mit neuen Bestweiten steigerte und nun bei 18,60 Meter steht. Damit ist sie in den deutschen Top drei fest etabliert und für die USA-Reisegruppe durchaus eingeplant.
Daniel Jasinski mit Vorsichtsmaßnahme vor den Deutschen Meisterschaften
Das gilt eigentlich auch für Daniel Jasinski, dessen Norm noch aus der vergangenen Saison steht. Aufgrund von Rückenproblemen hat er aber eine durchwachsene Vorbereitung hinter sich, musste immer wieder alternativ trainieren, zuletzt den Start in Schönebeck absagen.
„Er kann werfen“, sagt Michael Huke, „das war eine Vorsichtsmaßnahme.“ Der Start in Berlin ist aber obligatorisch, um für die internationalen Highlights nominiert zu werden. Jasinski geht als amtierender Deutscher Meister an den Start – verteidigt er seinen Titel, ist er sicher dabei, hat aber auch sonst gute Chancen.
Tatjana Pinto startet am Mittwoch in Marseille in die Saison
Fest eingeplant ist natürlich auch Sprint-Star Tatjana Pinto. Sie geht in ihre erste Sommer-Saison im Trikot des TV Wattenscheid 01 und hat mit ihrem Meisterlauf bei der DM über die 60 Meter in der Halle angedeutet, dass mit ihr weiter zu rechnen ist – ihr 30. Geburtstag am 2. Juli hin oder her. Im Winter hatte sie im WAZ-Interview gesagt: „Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich jetzt vom Frühling in den Sommer komme. Dass es jetzt erst richtig losgeht, weil langsam alles zusammenpasst. Das Körperliche und das Mentale. Da ist noch einiges möglich.“
Aber wie viel? Der Traum wäre es, bei einem der Saison-Highlights eine Zeit unter elf Sekunden zu laufen. Wo sie aktuell, im Frühsommer 2022, steht ist aber selbst für Huke schwer einzuschätzen: „Sie hatte nach ihrer Verletzung zum Ende der Hallensaison etwas Trainingsrückstand, es sieht aber gut aus im Training.“
Beim „Meeting d’Athlétisme de Marseille“ will sie am Mittwoch ihren ersten 100-Meter-Wettkampf im Trikot des TV Wattenscheid 01 absolvieren. Eine Zeit unter 11,40 hält Huke für realistisch, „aber vielleicht überrascht sie uns auch.“
Den Rest wird der Sommer zeigen. Ihr Ticket für Eugene hat Pinto aber wohl schon sicher, da sie gemeinsam mit Gina Lückenkemper ziemlich allein in der deutschen Sprint-Spitze und damit in der Staffel unverzichtbar ist.
Schneider und Junker mit Chancen auf Platz in der Staffel
Für zwei andere Wattenscheider ist die Staffel die große Chance: Patrick Schneider und Torben Junker, der ja 2021 als Ersatzmann mit bei Olympia war, haben hier Chancen auf den Start im Nationaltrikot mit der 4x400-Meter-Mannschaft.
Stark in Form ist zwar Nils Voigt, der sich in diesem Jahr auch schon zweimal über die 10.000 Meter gesteigert und die Norm für die EM klar erfüllt hat. Er steht jetzt unter 28 Minuten, die Norm für Eugene ist allerdings mit 27:28,00 Minuten sehr schnell angesetzt. Zumindest auf einen Start bei der Heim-EM darf Voigt sich Hoffnungen machen. Das gilt auch für Marius Probst (1500 Meter) – er ist gut drauf, ihm fehlt allerdings noch eine Sekunde zur Norm.
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