Wattenscheid. Marvin Schurig will SG Wattenscheid 09 zum Regionalliga-Aufstieg führen. Vor dem Spiel gegen Rheine spricht er im ausführlichen WAZ-Interview.
Am Pfingstmontag (15 Uhr) hat die SG Wattenscheid 09 die Chance, den Regionalliga-Aufstieg perfekt zu machen. Vor dem entscheidenden Spiel gegen Eintracht Rheine sprachen wir mit Marvin Schurig. Der 33-Jährige hat die SGW während der Saison als Kapitän aufs Feld geführt.
Herr Schurig, was waren die ersten Gedanken, nachdem das Ergebnis aus Rheine zu Ihnen durchgesickert war?
Es war maximale Glückseligkeit, ich konnte es kaum glauben. Wir haben vorher nicht einen einzigen Gedanken an Rheine verschwendet und uns von vorne bis hinten nur auf unser Spiel konzentriert. Damit hatten wir vor allem nach dem Rückstand zu Beginn genug zu tun. Danach war es dann unbeschreiblich. Wir wussten sofort, was auf uns zukommen würde. Uns war aber auch klar, dass wir hart dafür gearbeitet haben um so ein Endspiel zu erreichen.
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Wie darf man sich die Rückfahrt aus Erndtebrück vorstellen?
Wir haben viel gelacht und einfach eine Menge Spaß. Es war einfach eine besonders schöne Rückfahrt. Wir hatten in der Vorrunde ebenfalls in Erndtebrück 4:0 gewonnen. Da macht es uns natürlich nichts aus, dass solche Fahrten auch mal bis zu drei Stunden dauern.
Wattenscheid 09: „Aufstiegsrunde ist kein Zuckerschlecken“
Lange Zeit sah es nicht so aus, als hätte die Mannschaft noch die Chance aufzusteigen. Jetzt steht die Tür offen. Wie haben Sie die Aufstiegsrunde wahrgenommen?
Es gab einige Höhen und Tiefen für uns. Klar, dass in so einer Aufstiegsrunde keine Mannschaft einfach so durchmarschieren würde. Das ist kein Zuckerschlecken, es gab kein Team, das wir mal eben so an die Wand gespielt hätten. All diese Mannschaften sind berechtigterweise in der Aufstiegsrunde vertreten.
Viele Ihrer Mannschaftskollegen haben sich trotz finanziell besserer Angebote für Wattenscheid entschieden.
Das ist richtig (lacht).
„In unserem Verein spielt man nicht wegen des Geldes“
Gibt dieser Erfolg der Entscheidung eine noch größere Bedeutung?
In unserem Verein spielt man nicht wegen des Geldes. Für Wattenscheid 09 spielt man aus Leidenschaft und Liebe. Wir wissen, warum wir andere Offerten abgelehnt haben, bei denen wir mehr verdient und vielleicht einen Tag weniger pro Woche trainiert hätten. Aber jetzt sehen wir, dass die harte Arbeit, die wir über die gesamte Saison investiert haben, Früchte trägt. Und darauf können wir alle stolz sein. Für solche Spiele wie am kommenden Montag sind wir Fußballer.
Welche Bedeutung hätte der Aufstieg für Sie als Team?
Wenn wir unsere gesamte Kraft noch mal mobilisieren und es tatsächlich schaffen, ist es natürlich ein kleiner Traum, der wahr wird. Ich habe, als der Verein am Boden war, in Wattenscheid unterschrieben, weil ich diesem Verein wieder auf die Beine helfen wollte. Das treibt mich an, das motiviert mich, alles zu geben. Und so ergeht es jedem einzelnen Spieler. Wir können bisher mit viel Stolz auf die Saison zurückblicken. Aber noch steht ein Spiel an. Alle Gegner haben gegen uns 120 Prozent gegeben. Und wir wissen ganz genau, dass Rheine am Montag 150 Prozent geben wird. Wir werden die Woche, wie jede andere Woche zuvor auch, ganz normal angehen. Wir werden vorbereitet sein.
Die Mischung macht bei der SG Wattenscheid 09
Zu Beginn der Saison haben Sie uns gesagt, man könne weder mit 26 Marvin Schurigs, noch mit 26 Felix Casalinos aufsteigen. Ist die Mischung der Mannschaft das Rezept gewesen?
Ja, auf jeden Fall. Die Mischung macht’s. Jeder Spieler hat seine individuelle Qualität und einen großen Anteil daran, dass wir uns in so einer Situation befinden. Aber man darf die Menschen drumherum nicht vergessen, die täglich alles für Wattenscheid geben. Auch diese Leute stehen von morgens bis abends auf Bereitschaft. Und dafür zollen wir großen Respekt.
In der Aufstiegsrunde gab es eine kurze Schwächephase, danach eine Siegesserie. Was hat die Mannschaft besser gemacht?
Ja, es gab eine kurze Phase. Aber danach haben wir nichts verändert. Wir sind unserem System und unseren Prinzipien treu geblieben. Wir haben ruhig gearbeitet, wir haben ruhig gearbeitet, was in Wattenscheid bisher immer möglich war. Die Gewissheit, dass wir oft auf unsere Stärke vertrauen konnten, hat uns auch beim Spiel in Erndtebrück Sicherheit gegeben. Auch da hat sich die Qualität am Ende durchgesetzt.
Was ist die größte Qualität Ihres Teams?
Dass wir ein eingeschworenes Team sind, immer an uns glauben und niemals aufgeben. Ich denke, das hat man in einigen Spielen auch gesehen.
Britscho bleibt sich immer treu
Welchen Anteil hat der Trainer an dieser Entwicklung?
Ohne Christian Britscho wäre ich nicht von Ahlen nach Wattenscheid gewechselt. Er sagt uns immer, dass es unser Anteil ist, womit er sich ein bisschen unter Wert verkauft. Aber er ist es, der uns die Prinzipien vorlebt. Er bleibt sich treu, hält an seiner Richtung fest. Damit überträgt er Ruhe auf das Team. Das hat uns in vielen Situationen geholfen.
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Sie werden am Montag vor einer großen Kulisse spielen. Ist das Ihr Ding?
Für solche Momente spielen wir schließlich Fußball oder sind Fußballer geworden. Ich habe schon einige Male vor einer großen Kulisse spielen dürfen. Jeder, der Bock hat zu kommen und uns unterstützen, ist herzlich eingeladen. Denn mit dem Anpfiff werden wir jeden einzelnen Fan und Unterstützer lautstark brauchen. Bisher gab es einige Anfragen fürs das Spiel.
Beim Spiel in Aplerbeck war diese Einheit besonders zu spüren. Wie wichtig sind die Fans?
Die Fans sind in Aplerbeck schon vor dem Spiel durchgedreht – im positiven Sinne. Sie geben immer alles und lassen uns das auch spüren. Sie sind eine große Macht und für uns der Fels in der Brandung. Schließlich sind sie auch der Grund warum wir zehn, zwölf Punkte mehr auf dem Konto haben. Wir wissen, dass sie auch am Montag an ihre Grenze gehen werden. Das haben sie während der gesamten Saison schon gemacht.
Vorfreude auf die große Kulisse
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Einige Ihrer Mannschaftskollegen kennen das noch nicht. Was raten Sie denen vorher?
In erster Linie, das Spiel zu genießen, dabei aber die Konzentration und Aufnahmebereitschaft zu wahren. Wir hatten schon ein paar Spiele zuhause, bei denen mehr Zuschauer waren. Unsere weniger erfahrenen Spieler kennen das also im Ansatz. Aber am Montag wird es lauter sein, es wird sich anders anfühlen. Wir sollten den Moment aufsaugen und uns dann aber auf das Spiel und den Gegner konzentrieren.
Haben Sie darüber nachgedacht, was Sie machen, wenn es am Montag klappt?
Nein. Bis zum Abpfiff des Spiels liegt der Fokus auf Rheine. Aber für den Fall, dass wir am Montag aufsteigen, bin ich für vieles offen. Sehr wahrscheinlich werde ich am Dienstag dann einen Tag Urlaub benötigen.
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