Wattenscheid. Wattenscheid 09 hat etwas unerwartet die Regionalliga-Rückkehr in eigener Hand. Die neue Strahlkraft des Clubs zeigt sich auf vielen Ebenen.

Die gute Laune hielt bei Christian Pozo y Tamayo noch lange an. Am Tag nach dem 2:1-Sieg beim TuS Erndtebrück klang der Sportvorstand der SG Wattenscheid 09, als hätte er soeben erst von der Aufstiegschance seines Vereins erfahren. Dabei lag der Erfolg im Siegerland sowie die nicht erwartete Niederlage des vorherigen Tabellenzweiten Westfalia Rhynern fast 24 Stunden in der Vergangenheit. „Das war ein netter Ausflug“, sagte der Funktionär.

Bewusst untertrieben zunächst, danach gab er einen Einblick in die Gefühlswelt bei Mannschaft und Umfeld: „Im Mannschaftsbus wurde bestimmt genauso viel gefeiert wie im Fanbus“, mutmaßte Pozo y Tamayo.

Wattenscheid 09 rechnet mit mehr als 2000 Fans gegen Eintracht Rheine

So ausgelassen hatten die Spieler zelebriert, dass sie sich am letzten Spieltag der Saison in die Lage gebracht hatten, den Aufstieg aus eigener Kraft perfekt zu machen. Ein unerwartetes Szenario auf unterschiedlichen Ebenen.

Am kommenden Pfingstmontag (15 Uhr) ist Eintracht Rheine im Lohrheidestadion zu Gast. Die Mannschaft, der die SGW zu verdanken hat, dass sie nun Zweiter ist. „Das wird das schwierigste Spiel der Saison“, weiß der Sportvorstand. Zum einen, weil der Verein vor einem echten Kraftakt steht. Einmal mehr ist davon auszugehen, dass der Zuschauer-Saisonrekord fallen wird.

Für einige Spieler wird es das erste große Endspiel

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1609 gilt es zu schlagen, zu erwarten sind allerdings mehr als 2.000 Gäste. „Wer am Montag ein Bier oder eine Bratwurst holen will, muss eventuell ein bisschen länger darauf warten“, prognostiziert Pozo y Tamayo. Der Verein hat die Reserven längst organisiert, aber: „Das wird jetzt eine ganz andere Kategorie.“ Bedeutet: Dieses Spiel ist für die traditionsreiche Spielstätte der größte Härtetest seit der Insolvenz vor gut zweieinhalb Jahren.

Doch die große Kulisse wird nicht ausschließlich aus organisatorischer Sicht eine Herausforderung. Einige SGW-Akteure sind zwar schon lange im höherklassigen Fußball unterwegs. „Wir haben aber ein paar Spieler bei uns, die noch nicht so viel erlebt haben. Für die wird es das erste große entscheidende Spiel ihrer Karriere sein.“

Zwei Leistungsträger vor Vertragsverlängerung

Berkant Canbulut, hier im Heimspiel gegen Westfalia Rhynern, soll auch in der kommenden Saison für die SG Wattenscheid 09 jubeln.
Berkant Canbulut, hier im Heimspiel gegen Westfalia Rhynern, soll auch in der kommenden Saison für die SG Wattenscheid 09 jubeln. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Zwei von denen, die sich mit derlei Situationen gut auskennen, werden dem Verein wohl längerfristig erhalten bleiben. Dem Vernehmen nach werden Flügelspieler Emre Yesilova und Mittelfeldakteur Berkant Canbulut ihre Verträge bei der SGW verlängern. Zuvor hatten bereits Felix Casalino und Timm Esser für die kommende Saison zugesagt, Esser sogar gleich für zwei weitere Jahre. Sowohl Canbulut als auch Yesilova hätten durchaus andere Optionen gehabt, sie bleiben aber in Wattenscheid.

Schals und Mützen nach ganz Deutschland, Dauerkarte nach Finnland verschickt

Denn längst hat der ehemalige Bundesligist seine Strahlkraft wieder entfaltet. Das merkt nicht nur die sportliche Abteilung, auch das Marketing freut sich über die Wandlung des einst klinisch toten, jetzt aber wieder florierenden Klubs. Das hat den Verkauf der Fanartikel ordentlich angekurbelt.

In dieser Saison hat die SGW Pakete mit Trikots, Schals und Mützen in sämtliche Orte zwischen Hamburg und dem Alpenvorland verschickt. Verrückt: Eine Bestellung ging sogar nach England. Ein weiteres Kuriosum neben der Dauerkarte, die nach Finnland ging.

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