Wattenscheid. Wattenscheid 09 gegen SF Siegen: Endspiel im Aufstiegskampf, womöglich vor Rekordkulisse. Auch mit einer erhöhten Zahl Gästefans wird geplant.
Die Anekdote aus Aplerbeck erzählt Christian Britscho, Trainer der SG Wattenscheid 09, gern. Davon, wie er eigentlich mit der Pausenansprache beginnen wollte, dann aber deutlich und laut der Gesang der mitgereisten Fans noch bis in die Kabine zu hören war. Wie er sich deshalb entschied, den Moment einmal Moment und das stimmgewaltige Scheppern unterm Stadiondach Ersatz für eine eigene motivierende Ansprache sein ließ.
Drei, vier taktische Anweisungen habe er noch geben müssen. Dann ging seine Mannschaft raus, drehte den 0:1-Rückstand in einen 3:2-Sieg. Hoch verdient. Angetrieben von rund 350 Fans. Hoch emotional. Da fällt es nicht besonders schwer, das stille Zuhören als erneuten psychologischen Kniff in Betracht zu ziehen, sobald die Mannschaft im Heimspiel gegen die Sportfreunde Siegen (Sonntag, 15 Uhr) einen motivationalen Schub brauchen sollte.
SG Wattenscheid 09: Trainer Britscho hofft auf die Rekordkulisse
Im Idealfall wird das nicht nötig sein, denn bei drei verbleibenden Spielen - davon zwei Heimpartien - ist die Chance auf die Regionalliga-Rückkehr noch immer da. Für das schlechtere Szenario werde man das Kabinenfenster offen lassen. Voraussetzung wäre dann nur noch, dass Wattenscheids Anhang sich einmal mehr die Kehle aus dem Hals singt.
Wie viele es diesmal sein werden? Es ist schwierig abzuschätzen, aber nicht unwahrscheinlich, dass Britschos Wunsch in Erfüllung geht. 1909 Zuschauerinnen und Zuschauer hatte sich der 52-Jährige gegenüber den Vereinsmedien für das Heimspiel gewünscht.
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Passieren tatsächlich so viele Menschen die Kassenhäuschen im Lohrheidestadion, dann wird die in Anlehnung an das Gründungsjahr gewählte Zahl zum neuen Saison-Rekord. Bisher liegt der Bestwert bei 1422. „Auch wenn es intensiv wird und der Druck da ist: Die Vorfreude, so ein Erlebnis mitnehmen zu dürfen, ist größer als alles andere“, sagt Britscho.
Sicherheitsmaßnahmen und Fantrennung für das Spiel gegen Siegen
Was derzeit rund um den Verein passiere, der vor zweieinhalb Jahren noch die Läufe streckte und Insolvenz anmeldete, sei „auch für Wattenscheider Verhältnisse nicht normal“. Und: Die Sportfreunde werden trotz der langen Anfahrt rund 70 Personen mitbringen. Dafür wird am Sonntag der Gästeblock geöffnet. Szenen wie beim Heimspiel gegen Gütersloh, als es im Kassenbereich Übergriffe auf angereiste FCG-Fans gab, sollen einmalig bleiben.
„Es wird die mit der Polizei und Feuerwehr Bochum, der Stadt Bochum sowie unserem Sicherheitsdienst vereinbarten Maßnahmen für Spiele mit einer entsprechenden Fanbasis der Gäste geben“, erklärt SGW-Organisationsvorstand Patrick Urbanczik.
Sicherheitsmaßnahmen und Fantrennung für das Spiel gegen SIegen
In Wattenscheid ist die Fußballkultur zurück, das Lohrheidestadion längst wieder Pilgerstätte für den Genuss am liebsten Sport der Deutschen. Wo einst Saison für Saison über nichtgezahlte Gehälter und Eitelkeiten von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern des ehemaligen Bundesligisten die Nachrichtenlage prägten, redet man nun wieder über mögliche neue Rekordkulissen. Und ganz am Rande auch über ein Fußballspiel, das aus Wattenscheider Sicht ein ganz spezielles werden dürfte.
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Siegen ist frisch in den Westfalenpokal eingezogen, hat am vergangenen Donnerstag das Finale klargemacht. „Vielleicht motiviert sie das. Vielleicht sind sie müde“, rätselt Wattenscheids Trainer Britscho. Er kann auf den gleichen Kader zugreifen wie in der vergangenen Woche. Zudem sei die Trainingsleistung den Tagen vor dem Heimspiel „sehr gut“ gewesen. „Wir haben eine gute Balance zwischen lockerer Stimmung und hoher Intensität“, berichtet der Coach.
Gewinnt sein Team gegen den Tabellenzehnten, wächst der Druck auf Kaan-Marienborn und Rhynern. Den Blick auf die anderen Plätze erlaubt der Coach aber erst nach einem Sieg seiner Elf. Die wird - danach sieht es aus - am Sonntag einen stimmgewaltigen Mitspieler haben.
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