Wattenscheid. Mike Lewicki hat sich schwer verletzt. Der Spieler der SG Wattenscheid 09 brennt schon jetzt aufs Comeback – und hat sich einiges vorgenommen.
Mitte September verletzte sich Mike Lewicki schwer am rechten Knie. Der 21-Jährige hat die Operation gut überstanden. Inzwischen strotzt der Mittelfeldspieler der SG Wattenscheid 09 trotz bevorstehender langer Auszeit vor Tatendrang. Warum das so ist und was ausgerechnet ein ehemaliger Spieler von Rot-Weiss Essen damit zu tun hat, erzählt er im Interview
Herr Lewicki, wie geht es Ihnen?
Mike Lewicki: Das Knie sieht verhältnismäßig gut aus, die Schwellung ist weitgehend raus und ich habe so gut wie keine Schmerzen. Das war kurz nach der Verletzung anders. Da konnte ich nachts teilweise nicht schlafen, weil es so wehgetan hat.
Wissen Sie noch, was passiert ist?
Ja, die Szene habe ich noch genau vor Augen. Ich bin bei einer Grätsche mit dem Fuß im Rasen hängen geblieben. Dann hat es drei-, viermal geknallt. Dieses Geräusch werde ich nie wieder vergessen. Aber das geht sicher allen so, die diese Verletzung hatten. Nach meiner Behandlung am Spielfeldrand wollte ich eigentlich sofort wieder rein und weiterspielen. Aber unser Physio hat den Schubladentest gemacht. Dann war klar, dass mehr passiert ist.
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Wie lautete die Diagnose?
Im Krankenhaus sagte man mir, dass man in so eine Fall von einer Unhappy Triad spricht. Das Kreuzband ist durch, der Außenmeniskus ist angerissen, das Innenband ist gerissen.
Was hat das mit Ihnen gemacht?
In so einem Moment bricht eine Welt zusammen. Ich bin schon im Krankenhaus durchgedreht und kam mit den Emotionen gar nicht klar. Aber ich bin positiv, man sollte nie sein Lächeln verlieren. Ich stehe sicher bald wieder auf dem Platz.
Was macht Sie jetzt schon so zuversichtlich?
Alles, was im Leben passiert, passiert aus einem Grund. Die Motivation, wieder auf dem Platz stehen zu können, ist größer als die Angst davor, dass so etwas nochmal passieren könnte. Ich gebe aber zu, dass ich manchmal vor Wut und Verzweiflung fast hätte durchdrehen können. Einmal habe ich meine Krücken gegen die Tür meines Nachbarn geworfen. Das ist mir unangenehm, weil es eine total emotionale Aktion war. Aber ich habe gelernt, mit allem umzugehen. Außerdem hat mir Cebio Soukou Mut gemacht.
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Wie das?
Als er bei Rot-Weiss Essen gespielt hat, hat er sich ebenfalls schwer verletzt. Jetzt spielt er in der 2. Bundesliga. Er hat über seinen Weg zurück ein Video gemacht. Als ich das gesehen habe, wollte ich sofort das Krankenhaus verlassen und wieder trainieren. Ich habe mir dann aber vorgenommen, vernünftig zu sein. Ich möchte irgendwann auch ein Vorbild sein.
Was ist Ihre persönliche Motivation?
Alle in Wattenscheid wissen, dass ich nicht für immer mit dem Verein in der Oberliga bleiben will. Ich will irgendwann aufsteigen.
Wie waren die Reaktionen der Spieler und Trainer auf Ihre Verletzung?
Sie waren geknickt und traurig, das hat mich wiederum traurig gemacht. Ich habe von jedem eine persönliche Nachricht bekommen. Einige haben mich besucht, Trainer Christian Britscho hat mich immer wieder angerufen und sich nach mir erkundigt. Niemand hat mich links liegen gelassen. Als beim Heimspiel gegen Dortmund alle mit schwarzen Shirts mit meinem Namen und meiner Rückennummer auf den Platz gekommen sind, habe ich das nur am Bildschirm gesehen. Erst habe ich mich gefragt, was das für Shirts sind. Dann kamen mir die Tränen. Was Mannschaft und Verein da gemacht haben – für mich gibt’s keine bessere Motivation.
Wie ordnen Sie Wattenscheid in der Liga ein?
Oberliga Westfalen
Aktuelle Berichte zu den Teams der Oberliga Westfalen:
Ich kenne meine Jungs und ich weiß, was jeder einzelne drauf hat und was er leisten kann. Wir sind eine der spielstärksten Mannschaften der Liga. An einem guten Tag sind wir individuell stärker besetzt als andere Teams. Was uns auszeichnet, ist unsere Comeback-Qualität und unsere Willensstärke. Wir haben einen Zusammenhalt wie wenige andere Mannschaften, wir machen auch privat auch viel zusammen. Das ist kein Muss, aber es fördert unheimlich.
Welchen Satz würden Sie nach dieser Saison gern in der Zeitung lesen?
Wattenscheid ist auf dem besten Weg zurück in die Regionalliga – oder zumindest bereit, vorne anzugreifen.