Tokio / Wattenscheid. Mit Amanal Petros und Hendrik Pfeiffer starten zwei Athleten des TV 01 beim olympischen Marathon. Es ist das Ende eines bemerkenswerten Wegs.
Das „Wattenscheider Wochenende“ mit drei Starts in olympischen Finals wird es zwar nicht, dennoch wartet ein großer Tag auf den TV Wattenscheid 01: Gleich zwei Athleten des TV gehen beim olympischen Marathon am Sonntag auf die Strecke, Hendrik Pfeiffer und Amanal Petros. „Da fiebern wir natürlich drauf hin“, sagt Michael Huke, Geschäftsführer des TV 01, „das ist echt historisch für uns. Das hatten wir noch nie – und wir haben da auch zwei, die sehr gut vorbereitet sind und nicht so weit weg von der Spitze.“
- Hendrik Pfeiffer: Der Marathonläufer hat ein halbes Leben auf dieses Rennen hingearbeitet
- Daniel Jasinski: Nach Platz 10 herrscht Frust – so macht das Diskus-Ass weiter
- Torben Junker: Für den Spätstarter geht ein Traum in Erfüllung, den es eigentlich nie gab
Am Freitag schaute Huke noch mit einem Auge auf die 4x400-Meter-Staffel, in der Torben Junker hätte zum Einsatz kommen können. Die Bundestrainer entschieden sich (wie schon in der Mixed-Staffel) allerdings für andere Läufer, Junker musste zusehen, wie das deutsche Quartett nur hinterherlief, das Finale klar verpasste – aber allein bei den Spielen dabeigewesen zu sein war für den 28-Jährigen, der erst mit Anfang 20 mit dem Leistungssport anfing, eine Riesennummer.
TV Wattenscheid 01: Historischer Tag für den Verein
Anders sieht es bei Hendrik Pfeiffer und Amanal Petros aus. Manager Huke hofft, dass einer der beiden unter die Top 20 laufen kann, favorisiert dafür wäre wohl Amanal Petros. Der 26-Jährige hat den deutschen Rekord inne (2:07:18 Stunden). Genau wie bei Teamkollege Pfeiffer (Bestzeit: 2:10:18 Stunden), der Anfang des Jahres eine Corona-Infektion durchmachte, lief in der Vorbereitung aber nicht alles glatt.
Auch interessant
Petros war Anfang Juni bereits im Trainingslager in Kenia, musste aber nach einem Sturz und einer Blessur am Sprunggelenk für Behandlungen zwischenzeitlich nach Deutschland zurück. „Nachdem ich mich im Juni noch gefragt habe, ob ich überhaupt an den Start gehen kann, habe ich jetzt doch ein gutes Niveau erreicht“, sagte Petros, der sich mit Platz zehn bis 20 ein ambitioniertes Ziel gesetzt hat.
Eine Belastung war die Situation um seine Familie. Petros ist in Eritrea geboren, aber in Äthiopien aufgewachsen, im Januar 2012 kam er als Flüchtling aus Tigray nach Deutschland.
Tigray ist eine Konfliktregion, in der es Tausende Tote gegeben hat. Petros, den Freunde gerne „Aman“ rufen, sorgte sich um seine Mutter und die beiden jüngeren Schwestern. „Das ist brutal hart“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur einmal über die emotionale Belastung.
Marathon-Bundestrainerin: Keiner braucht sich zu verstecken
Aber auch rein sportlich ist sein Weg zu den Spielen bemerkenswert. Nach der Olympia-Absage 2020 hatte er Wettkämpfe zum Vergessen über die 5000-Meter. und Halbmarathon-Distanz – um dann Ende des Jahres in Valencia den Deutschen Marathon-Rekord zu laufen. Huke sagt: „Er war total fokussiert darauf, alles dem Ziel unterzuordnen, erstmal dabei zu sein in Tokio, vor allem aber auch diese Zeiten zu laufen.“
Die Geher- und Marathon-Medaillenkämpfe wurden aus klimatischen Gründen nach Sapporo verlegt, wo normalerweise die Luftfeuchtigkeit und auch die Temperaturen niedriger sind als in Tokio. Auf der Insel Hokkaido gilt das aber momentan nicht. „Meisterschaftsrennen haben ihre eigenen Gesetze. Die Bedingungen sind sehr schwierig“, sagte Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig. Es brauche sich aber „keiner zu verstecken“, meinte sie über den Leistungsstand ihrer Marathongruppe.
Auch interessant
Ein Platz unter den ersten Zehn wäre famos
Petros trainiert regelmäßig in Kenia, ihm sollten die Bedingungen weniger zu schaffen machen als einigen Konkurrenten. Der Marathon der Männer findet am Sonntag um 7 Uhr Ortszeit (0 Uhr MESZ, live im Free-TV sowie im Livestream) statt. Gut zwei Stunden später ist dann klar, ob es für Petros, Pfeiffer und den TV Wattenscheid 01 etwas zu feiern gibt.
Huke hofft: „Man hat es bei der Silbermedaille im Gehen gesehen, was in so einem Wettkampf möglich ist. Im Marathon vielleicht nicht mit einer Medaille – aber ein Platz unter den ersten 10 wäre famos.“ (mit dpa)