Bochum. Der Sprinter des TV Wattenscheid hat sich mit der 4x400-Meter-Staffel für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Das Finale ist das Ziel.
Was war das für ein Hin und Her bei der deutschen 400-Meter-Mixed-Staffel. Erst waren die deutschen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen in Tokio im Vorlauf ausgeschieden, dann, nach Protest, plötzlich doch im Endlauf und dort ging dann der zweite Wechsel schief. Ein Auf und Ab der Gefühle, das sicher auch bei einem vorhanden war, der gar nicht auf der Tartanbahn des Olympiastadions stand, sondern von außen mitfieberte: Torben Junker vom TV Wattenscheid 01. Als Ersatzläufer stand er bereit für dieses Event.
Ein Malheur beim Wechsel soll am Freitag möglichst verhindert werden. An diesem Tag hofft der 28-jährige Wattenscheider auf seinen Einsatz bei der 4x400-Meter-Staffel der Männer. Auch hier soll der Finaleinzug gelingen. Klar, dafür müssen auch die Nerven halten.
4x400-Meter-Staffel: Qualifikation auf den letzten Drücker
Dass die Deutschen Langsprinter diese nicht so schnell verlieren, haben sie im Vorfeld der Olympischen Spiele aber schon unter Beweis gestellt. Erst zwei Tage vor der Nominierungsfrist, in einem extra dafür angesetzten Rennen, klappte es mit der Norm. Es war eine Punktlandung. „Beinahe wären wir gar nicht dabei gewesen“, sagte Junker, der erst zu Beginn des Jahres zum TV Wattenscheid 01 gewechselt ist.
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„Wir hatten die Norm noch nicht. Dann wurde extra ein internationales Rennen für unsere Staffel angesetzt, damit wir noch einmal die Chance hatten, sie zu erfüllen“, sagte Junker vor seiner Abreise nach Tokio. Und es klappte. Mit 3:01.98 Minuten qualifizierte sich das Quartett zu dem auch Junker als Läufer auf Position drei zählte, für die Olympischen Spiele.
Neben Junker stehen in Tokio auch noch Jean-Paul Bredau, Marc Koch, Tobias Lange, Constantin Preis, Manuel Sanders und Marvin Schlegel bereit, um die Stadionrunde nacheinander möglichst schnell zu absolvieren. Für Torben Junker, der nur einen Steinwurf entfernt vom Wattenscheider Lohrheidestadion in Essen wohnt, geht damit unverhofft ein Traum in Erfüllung.
Die Olympischen Spiele waren überhaupt nicht eingeplant
„Ich habe viele Jahre gar nicht damit gerechnet, dass die Olympischen Spiele überhaupt irgendwie in Reichweite sein könnten“, sagte Junker etwas bescheiden.
Denn anders als viele andere Sportler hatte der bodenständige Leichtathlet nicht von Kleinauf eine Karriere als Leistungssportler angestrebt. „Ich habe in einem kleinen Verein im Münsterland mit der Leichtathletik angefangen. In Sassenberg. Ja, ich war ganz gut, habe den Sport als Hobby betrieben. Neben meinem Sport habe ich eine Ausbildung zum IT System Engineer gemacht. Einen Gedanken an die Olympischen Spiele habe ich da nicht verschwendet“, sagte der 28-Jährige lachend.
Das änderte sich dann im Jahr 2015, als er mit 22 Jahren zur LG Olympia Dortmund wechselte. „Plötzlich habe ich gemerkt, dass ich richtig gut bin. Ich habe viel professioneller trainiert mit meinem neuen Coach, war plötzlich bei den U23-Europameisterschaften und habe direkt eine Medaille gewonnen. Vorher wusste ich nicht mal, dass es eine U23-EM gibt.“ Von da an war das Feuer entfacht.
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Junker versuchte, Sport und Beruf unter einen Hut zu kriegen
„Ich habe mit 22 schon Vollzeit in meinem Beruf gearbeitet. Ich war etwas naiv und dachte, dass ich Leistungssport und 40-Stunden-Arbeitswoche schon irgendwie unter einen Hut bringen werde.“ Er selbst musste lachen beim Gedanken daran. „Ich habe dann schnell auf 50 Prozent reduziert.“ Ein Problem war das nicht. „Zumal mein Arbeitgeber sogar noch eine Verbindung zu den Olympischen Spielen in Tokio hat“, so Junker. „Materna hat nämlich den Flughafen in Tokio mit dem System des kontaktlosen Eincheckens ausgestattet.“
Der Fokus lag für ihn ab 2015 ganz klar auf der Leichtathletik – mit Blick Richtung Tokio. „Ab 2017 war ich dann eigentlich in jeder 400-Meter-National-Staffel vertreten. 2018 bei den Europameisterschaften in Berlin waren wir im Finale. Das war ein riesiges Erlebnis“, berichtete Torben Junker. „Von da an gab es dann auch den Traum von Olympia.“
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Und dass dieser Traum kein Luftschloss war, dürfte ihm auch sein Trainer bestätigt haben: Thomas Kremer, früher Coach von Ingo Schulz, der 2001 mit einer Zeit von 44,87 Sekunden sensationell Silber bei den Weltmeisterschaften in Edmonton holte. An diese Fabelzeit reicht Junkers persönlicher Rekord zwar mit 46,17 Sekunden noch nicht heran, „aber in der Staffel bin ich ein ganz anderer Läufer“, betonte der Leichtathlet des TV Wattenscheid. „Ich weiß nicht warum, aber meine Leistungen im Team sind deutlich besser.“
„Dass wir die Qualifikation wirklich noch geschafft haben, ist für mich unglaublich“, sagte Junker beim letzten Training im heimischen Stadion, in dem er entspannt noch ein paar Runden drehte.
Ab 13.25 Uhr stehen am Freitag die Vorläufe an
Deutlich angespannter dürfte er dann am Freitag sein. Ab 13.25 Uhr deutscher Zeit stehen die Vorläufe über die 4x400 Meter an. Ob, und falls ja, auf welcher Position der Wattenscheider dann seine Sprintqualitäten auf der Tartanbahn in Tokio zeigen kann, das steht noch nicht fest. „Die Aufstellung bleibt bis ganz zum Schluss geheim“, versicherte Junker.
Das Finale, das der Wattenscheider für möglich hält, findet übrigens am Samstag, 14.50 Uhr, statt. Und selbst wenn der Sprinter des TV Wattenscheid in Tokio ohne Einsatz bleiben sollte: „Für mich war es schon ein so unglaubliches Gefühl, zu der Staffel gehört zu haben, die den Olympia-Traum überhaupt erst ermöglicht hat.“