Tokio. Diskuswerfer Daniel Jasinski vom TV Wattenscheid 01 hatte sich in Tokio viel mehr vorgenommen. Er dankt der Familie und setzt sich neue Ziele.
An den Glücksbringern lag es nicht: Zettelchen mit guten Wünschen und aufgeklebten Haarsträhnen seiner Kinder hatte Daniel Jasinski, Diskuswerfer des TV Wattenscheid 01, als Talisman im Gepäck mit zu den Olympischen Spielen genommen. Zum großen Wurf im Nationalstadion von Tokio halfen sie dem Bronze-Gewinner von Rio 2016 aber nicht: Jasinski blieb unter seinen Möglichkeiten, belegte am Ende einen enttäuschenden zehnten Platz.
„Ich bin natürlich enttäuscht, ich wollte für mich, für alle, die mir die Daumen gedrückt haben, meine Familie, für alle, die den Weg nach Tokio mitgemacht haben, besser abschneiden“, sagte Jasinski, der beileibe nicht als Top-Favorit an den Start gegangen war. Aber 62,39 Meter, noch weniger als in der auch nicht optimal verlaufenen Qualifikation – das war weniger als erwartet. Und weniger, als möglich schien.
Daniel Jasinski sieht die entscheidenden Würfe von der Bank aus
Nur ein einziger von sechs Würfen hätte ja sitzen müssen, Richtung 67 Meter fliegen müssen – dann wäre er zumindest mit in der Verlosung um die Medaillen gewesen. Eine persönliche Bestleistung wie zuletzt im Mai, als er 67,47 Meter warf, hätte Edelmetall bedeutet.
Allerdings: Jasinski hatte im olympischen Finale am Samstagabend (Ortszeit) nicht einmal sechs Würfe. Die Bestweite von 62,44 Meter im zweiten Versuch bedeuteten Platz zehn nach drei Runden – und damit das Aus. Nur die besten acht bekamen die Versuche vier bis sechs.
Als es um Bronze, Silber und Gold ging, saß Daniel Jasinski schon auf der Bank und musste zusehen, wie sich die Medaillen verteilten: Der Schwede und Weltjahresbeste Daniel Stahl (68,07 Meter) gewann vor seinem Teamkollegen Simon Pettersson (67,39) und dem Österreicher Lukas Weißhaidinger (67,07). Nach den Siegen von Robert und Christoph Harting 2012 bzw. 2016 und Jasinskis Bronze-Coup vor fünf Jahren endete die deutsche Erfolgsserie im Diskus.
München und Paris hat der Wattenscheider schon im Blick
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Jasinski suchte nach Erklärungen: „Irgendwie bin ich nicht so richtig in den Wettkampf reingekommen und konnte die physischen Kräfte nicht in den Diskus reinkriegen – und dann ist er halt nicht geflogen.“ Es habe nichts zusammengepasst, er habe gerissen „wie ein Verrückter“, sagte er der Presse vor Ort – es half nicht. Anders als in der Qualifikation, als er noch ein paar fehlende Prozente ausmachte, habe er aber alles gegeben. Die Aufarbeitung mit Trainer und Vater Miroslav begann also direkt vor Ort – sie wird Jasinski noch etwas beschäftigen.
Eigentlich war er in dieser Saison erstmals seit den Spielen in Brasilien vor fünf Jahren wieder in Topform, umso enttäuschender das Ergebnis vom Samstag. Der Frust beim Sportsoldaten sitzt tief, entmutigen lassen will sich der 31-Jährige davon aber keinesfalls. Die nächsten Ziele stehen fest. Im kommenden Jahr findet die Leichtathletik-Europameisterschaft in München statt.
Jasinski blickte aber direkt noch weiter. Auf seinem Instagram-Account bedankte er sich bei Familie, Freunden und langjährigen Partnern, und: „Trotzdem bin ich stolz darauf, mich nach harten Jahren mit vielen Verletzungen mit einer erfolgreichen Saison bis ins Olympische Finale gekämpft zu haben.“ Seinen Beitrag versah er mit dem Hashtag: #roadtoparis2024. Bis zu den nächsten Spielen sind es „nur“ drei Jahre. (phz/sro)