Bochum. Das 0:2 gegen deutlich stärkere Fürther schleppt Bochum in die Länderspielpause. Trainer Reis strafte schon zuvor einen Schlüsselspieler ab.

An Selbstkritik mangelte es VfL Bochums Trainer Thomas Reis und seinen Spielern nach dem 0:2-Rückschlag gegen Greuther Fürth nicht. „Fürth hat uns in der ersten Halbzeit nach Belieben vorgeführt“, meinte Danny Blum. „Die erste Halbzeit war von uns sehr schlecht“, sagte Thomas Eisfeld. Auch in Durchgang zwei sahen die beiden Spieler nur leichte, zu wenige Fortschritte. Und der Coach lobte nicht nur die Stärke des Gegners und betonte den hochverdienten Erfolg der Gäste.

Reis räumte auch selbst Fehler ein: „Wir wollten den Gegner ein bisschen tiefer aufnehmen und im Zentrum kompakt stehen“, sagte er. „Unsere Strategie ist leider nicht aufgegangen.“ Statt selbst mutig zu agieren, zu attackieren und kompakt zu spielen, klafften Riesenlücken allüberall: Die spielstarken und ballsicheren Fürther hatten somit leichtes Spiel.

Erste Heimniederlage seit Mitte Februar: Fürth spielt gefühlt in Überzahl

Nach der ersten Heimniederlage seit Mitte Februar (0:1 gegen Stuttgart) und zuvor zwei Siegen sagte Reis: „Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen.“ Als Trainer aber, das betonte der 47-Jährige nicht zum ersten Mal, hinterfrage er sich nach jedem Spiel auch selbst. Was taktisch schief ging, nehme er auch auf auf seine Kappe. Fürth war ja in Durchgang eins gefühlt mit zwei, drei Mann mehr auf dem Feld. „Die Passivität wollten wir vermeiden“, sagte Reis.

Nach der Pause korrigierte er seine Taktik, spiegelte das Fürther System mit einem 4-4-2 mit Raute. Defensiv war Bochum nun stabiler, allerdings übte Fürth auch nicht mehr den Druck der ersten Halbzeit aus, tat offenbar nicht mehr als nötig. Vorne lief beim VfL weiterhin wenig zusammen. Ganvoula und Zoller, die Doppelspitze, hingen in der Box in der Luft, weil es kaum Flanken von außen gab, monierte Reis. „Unser Spiel im letzten Drittel war sehr enttäuschend.“

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So verteidigt Trainer Thomas Reis seine Entscheidung gegen Robert Zulj

Anders als seine taktische Marschroute verteidigte er indes eine für Diskussionen sorgende personelle Entscheidung. Robert Zulj stand überraschend gar nicht im Kader, ebenso wie Tarsis Bonga, der allerdings sportlich bisher keine bedeutende Rolle spielt beim VfL Bochum. Anders Zulj: Nach dem Re-Start drehte er auf, war ein Schlüsselspieler bei der Erfolgsserie am Ende der vergangenen Saison. Nach dem enttäuschenden 1:2 in Braunschweig aber zählte der bis 2023 an Bochum gebundene Österreicher wie Silvere Ganvoula und Danny Blum zu den prominenten Opfern, fiel aus der Startelf. Gegen Aue wurde Zulj noch eingewechselt und erzielte das wichtige 1:0. In Würzburg blieb er 90 Minuten auf der Bank. Und durfte gegen Fürth nicht einmal dort Platz nehmen. Das ist dann schon mehr als ein kleiner Denkzettel. Warum die Ausbootung?

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Bochums Trainer Reis bezieht sich in die Kritik mit ein

Reis nannte allgemein „sportliche Gründe“, näher wollte er darauf öffentlich nicht eingehen. Wer ihn auch nur ein bisschen besser kennt aber weiß: Sportliche Gründe bedeuten schlechte Trainingsleistungen, eine zu laxe Einstellung. Zu wenig Einsatz, zu wenig Reaktion, auch: zu wenig Selbstkritik auf das zuvor Geleistete. Denn auch Reis weiß, dass Zulj ein Zehner ist, der den Unterschied ausmachen kann – und daran misst er ihn. Bei Bonga sei noch eine leichte Knieproblematik unter der Woche hinzugekommen.

Reis erklärte am Samstagabend gegenüber dieser Redaktion: „Ich treffe meine Entscheidungen immer im Sinne der Mannschaft. Manchmal funktioniert es, heute hat es nicht so funktioniert. Aber das lag nicht daran, dass diese beiden Spieler nicht im Kader waren. Diese Entscheidung würde ich wieder so treffen.“

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Römling und Co. sind noch nicht reif genug für einen Platz im Kader

Dass andere wie Moritz Römling oder Herbert Bockhhorn den einen freien Platz im Kader nicht einnehmen durften, erklärte Reis so: „Den Platz im Kader muss man sich verdienen, der ein oder andere ist noch nicht ganz so weit. Wir werden weiter dran arbeiten, dass die Qualität im Training höher ist und noch besser wird.“ Jetzt gelte es, die Zeit bis zum Spiel in Hamburg zu nutzen.

Fußball sei ein Wochengeschäft, gemünzt auf die Spieltage. Und ein Tagesgeschäft, gemünzt aufs Training. „Jeder hat wieder die Chance, sich anzubieten. Wir haben in Hamburg als Mannschaft die Chance, gegen einen guten Gegner eine bessere Leistung abzurufen.“

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