Wattenscheid. Wieder steckt die SG Wattenscheid 09 in Turbulenzen, wieder geht es um Geld. Eingehende Gelder werden gepfändet, ein Darlehen ist bald fällig.

Die Entwarnung kam wohl zu früh. Erneut steht die Existenz des Fußball-Regionalligisten SG Wattenscheid 09 auf dem Spiel. Weil Gelder in die Vergangenheitsbewältigung fließen anstatt in die Zukunftsgestaltung, sollen Sponsoren auf dem Absprung stehen, ebenso wie einige Mitglieder des erst vor drei Monaten neu gebildeten Aufsichtsrates.

Ende März erst hatte der chronisch unterfinanzierte Klub für neue Hoffnung bei den Anhängern gesorgt. Josef Schnusenberg und Horst Poganaz, zwei Persönlichkeiten, die viele Jahre lang wichtige Positionen beim FC Schalke 04 bekleidet hatten, ließen sich in den bis dahin nahezu verwaisten Aufsichtsrat des Regionalligisten wählen, Hans Mosbacher (Stölting Service Group) und Gerd Abstins, jahrzehntelang Mann für alles bei der SG 09, kamen hinzu. Sie wollten mit ihrer Prominenz und Seriosität neue Freunde und Sponsoren gewinnen und den Klub in eine bessere Zukunft führen. Und der neue Sportchef Peter Neururer sollte der SG 09 unter anderem wieder mehr und bessere mediale Aufmerksamkeit bescheren.

Die Mitglieder der SG Wattenscheid 09 wählten innerhalb von acht Monaten bereits zweimal ihren Aufsichtsrat, und ein Ende ist nicht absehbar.
Die Mitglieder der SG Wattenscheid 09 wählten innerhalb von acht Monaten bereits zweimal ihren Aufsichtsrat, und ein Ende ist nicht absehbar. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die Realität sieht so aus: Nach Informationen dieser Redaktion läuft bei den Wattenscheidern eine offene Pfändung, was bedeutet, dass eingehende Sponsorengelder gar nicht erst beim Klub landen, sondern an Gläubiger wie das Finanzamt, das noch offene Forderungen hat, weitergeleitet werden. Dass mit ihren Zuwendungen nicht die (bessere) Zukunft geplant wird, sondern die Vergangenheit bewältigt werden soll, stößt bei den Sponsoren indes nicht auf Gegenliebe.

Forderung von RA Wieschemann

Das Autohaus Wicke und die Online-Verkaufsplattform SportSpar.de scheinen deshalb ihr Engagement nicht verlängern zu wollen. Noch nach dem letzten Saisonspiel, als in Wattenscheid ausgiebig über den Klassenerhalt gejubelt wurde, äußerte sich Wicke-Geschäftsführer Uwe Gehrmann, angesprochen auf ein mögliches künftiges Engagement des Autohauses, gegenüber dieser Zeitung positiv. Inzwischen scheint man nicht mehr so recht an eine erfolgreiche Zukunft glauben zu können.

Außerdem wird der Klub mit einer Forderung von Rechtsanwalt Christoph Wieschemann, der ja vor nicht allzu langer Zeit den Wattenscheider Aufsichtsrat aus Ärger über die geplatzte Vereinbarung mit dem Hamburger Start-Up Haalo verlassen hatte, konfrontiert. Wieschemann vertritt die Interessen der ehemaligen Jugendtrainer Ömer Yanik, Ex-Profi Bernd Korzynietz, Matthias van Leyen, Dimitrios Dimopoulos und Muhammad Esad Yüksel

Markovic soll gekündigt haben

Es geht um ausstehende Honorare in Höhe von 26.000 Euro zum Stichtag 15. Juni, aber auch darum, dass die Beteiligten es satt sind, immer wieder und letztlich bislang ohne Ergebnis ihr Geld einfordern zu müssen. Mehr noch als um das Geld geht es den Beteiligten also um die Anerkennung der geleisteten Arbeit. In diesem Zusammenhang nicht unwichtig: Aufsichtsratschef Oguzhan Can soll eine Patronatserklärung abgegeben haben, die besagt, dass er für die Aufwendungen der Jugendabteilung gerade steht.

Mit im Boot sitzt dabei Dragan Markovic, Angestellter des Unternehmers Can und gleichzeitig Vorstand der SG Wattenscheid 09. Markovic ist für Can sozusagen der Puffer, der allmählich in den täglichen Querelen um Forderungen von allen Seiten zerrieben wird. Er soll nach Informationen dieser Zeitung seinen Job bereits gekündigt haben, aber derzeit weiter für die SG 09, die über kein zweites Vorstandsmitglied verfügt, aktiv sein, um wenigstens den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können.

Größter Knackpunkt derzeit ist aber wohl ein von Can gewährtes Darlehen, das zum Monatsende fällig wird, nach Rückzahlung aber der Zukunftsgestaltung im Wege stehen wird. Erst vor wenigen Wochen konnte Sportchef Neururer mit seiner Arbeit beginnen und neue Verträge aushandeln, weil, so ist zu hören, der Aufsichtsratsvorsitzende endlich eine „Verpflichtung eingegangen ist, die er einhalten muss“. Die Rede ist von 260.000 Euro, gemeint das Darlehen. Muss der Klub jetzt diese Summe aufbringen, wird er nicht gleichzeitig Gehälter bezahlen können. In dem Fall liefe die Insolvenzfrist.