Bochum. Dem Ordner, der bei den Krawallen Kölner Fans am Freitagabend schwer verletzt wurde, geht es besser. VfL-Anhänger kritisieren die Polizei für das Zusperren einiger Ausgänge im Bereich der Osttribüne, sprechen von "Panik". Unterdessen bat VfL-Trainer Herrlich am Montag zum Training.

Dem Ordner, der am Freitagabend bei den Randalen Kölner „Fans” vor der Partie des VfL gegen den 1. FC schwer verletzt wurde, geht es laut Bochums Vereinssprecher Christian Schönhals etwas „besser”. Allerdings muss der Familienvater u. a. starke Schmerzmittel nehmen, und ob neben der Schulter auch innere Organe verletzt wurden, soll erst eine Untersuchung an diesem Dienstag ergeben. Bei den fast ausschließlich von Kölner „Fans” zu verantwortenden Krawallen, die es laut Schönhals „in diesem Ausmaß seit Jahren” nicht mehr gegeben hat in Bochum, wurden neun Personen verletzt, es gab 19 Festnahmen (die WAZ berichtete). Zur Eskalation war es wie berichtet vor dem Spiel gekommen – was zahlreiche VfL-Anhänger indes schwer kritisieren, ist das Verhalten der Polizei nach dem Schlusspfiff. Diese hatte, so Polizeisprecher Frank Plewka und der VfL Bochum gestern auf Nachfrage unisono, „aus Sicherheitsgründen” drei von sieben Ausgängen im Bereich der Osttribüne gesperrt, um ein Aufeinandertreffen von Fangruppen – hier die gewaltbereiten Kölner, dort die bis zu 150 „Problemfans” des VfL – zu verhindern. Folge: Die Bochumer, die zu ihren Ausgängen strömten, kamen vorerst nicht weiter. „Es kam zu Tumulten und Panik unter den Zuschauern, die gegen die Stahlgitter von nachrückenden Zuschauern gedrückt wurden”, schrieb ein Betroffener. Und, so eine Anhängerin: Niemand hätte informiert, was los sei. Angst vor einer Panik hätte sich breitgemacht.

Plewka versicherte indes, dass die Polizisten an den „kurzfristig”, wohl etwa eine halbe Stunde lang geschlossenen drei Ausgängen „beim Anzeichen einer Panik-Situation” die Tore geöffnet hätten. Die Polizei bedauert die „Unannehmlichkeiten für Unbeteiligte”, verteidigt aber die Strategie: Das Aufeinandertreffen gewaltbereiter VfL- und Köln-Fans im Stadionbereich sei so verhindert worden.

Entsprechend verteidigt man auch die „Polizeiketten” vor dem Stadion, die nicht erst beim Köln-Spiel allen Besuchern der Osttribüne nach der Partie den Weg etwa Richtung Fanlokal „8zehn48” versperren. „Leider” müsse man dies zwecks (Problem-)Fan-Trennung in Kauf nehmen, so Plewka, wobei solche Maßnahmen stets „Einzelfall-Entscheidungen zur Sicherheit” seien. Der Polizeisprecher räumt aber auch mögliche Fehler ein bei der „Kommunikation”. Die Lautsprecher-Wagen „hätte man besser einsetzen können”, eine (Video-)Auswertung des Einsatzes erfolge nun noch – inklusive möglicher Konsequenzen.

Auch der VfL kündigt eine Aufarbeitung an. Ein Treffen zwischen Sicherheitskräften und Polizei findet heute statt, und der VfL wolle überlegen, „wie man kommunikativ effektiver arbeiten” könne, so Schönhals; etwa durch Ansagen über die Stadionanlage auch nach dem Schlusspfiff.

Die sportliche Lage beim VfL

Es ist schon kurios: Der VfL zeigt Woche für Woche seine Unzulänglichkeiten, hat erst zwölf Punkte geholt, ist Drittletzter – und trifft trotzdemschon zum zweiten Mal in Folge auf einen noch tiefer in der Krise steckenden Verein. Nach dem 0:0 gegen Köln geht es am Samstag zum VfB Stuttgart – und der ist tatsächlich Vorletzter mit elf Punkten.

Sorgen, die Bochums Trainer Heiko Herrlich recht egal sein dürften, er und sein Team haben ja genug eigene. Immerhin sieht es personell besser aus: Mimoun Azaouagh und Zlatko Dedic nahmen gestern das Lauftraining auf, Anthar Yahia und – quasi turnusmäßig – Diego Klimowicz trainierten individuell. Dedic, Yahia und Klimowicz kehren wohl diese Woche ins Teamtraining zurück. Philipp Bönig indes bleibt im Pech: Nach der Schambeinentzündung plagt ihn eine Hals-Entzündung, wegen der Antibiotika muss er einige Tage pausieren.