Bochum „Mein Ziel ist es, vom reinen Kampf wegzukommen. Die Leute wollen auch schönen Fußball sehen”, sagte Trainer Heiko Herrlich vom VfL Bochum einen Tag nach der Nullnummer gegen Köln. Als Betrachter musste man sich fragen, ob man überhaupt von einem Spiel sprechen dürfe.

Nun muss Heiko Herrlich vorab in einer Angelegenheit exculpiert werden: Er hat mit dem Personal zu arbeiten, das er vorfindet. Was angesichts zweijähriger Schieflage in der Transferpolitik keine leichte Aufgabe ist. Freier, Hashemian, Fernandes, Kaloglu, vor ein paar Monaten dann noch Johansson und Dedic - soviel Durchschnitt und leider auch weniger darf man sich nicht leisten, wenn stimmt, was gesagt wird: Klubs wie der VfL müssen besser, gewitzter, genauer und überzeugender sein in der Rekrutierung neuer Spieler als die Konkurrenten mit den dicken Geldbündeln. Das Gegenteil ist nun in Bochum schon zu lange der Fall, und das ist die bittere Grundlage des aktuellen Dilemmas.

Wenn aber ein Trainer das bestmögliche Ergebnis mit dem vorhandenen Personal erzielen will, muss er sich anschauen, wer was kann und wer was nicht so gut kann. Dennis Grote zum Beispiel hat drei seiner letzten vier Bundesliga-Tore auswärts erzielt, in Hamburg, Mönchengladbach und in München, wenn der Gegner die Abwehr weit geöffnet hatte oder nachlässig war, also dann, wenn viel Zeit und noch mehr Raum zur Verfügung standen. War das in einem Heimspiel gegen Köln zu erwarten?

Ono ist ungeeignet für die zentrale Position

Oder Shinji Ono. Herrlich sieht am liebsten vier Spieler stürmen. Aber gegen Köln hat sich Stanislav Sestak, in dieser Rolle absolut überfordert, wie man hinlänglich weiß, allein und verlassen vor Grote, Ono und Roman Prokoph nach vielen hohen und oft unerreichbaren Bällen gestreckt. Es gab keinerlei Zusammenhang zwischen diesen vier Akteuren, der Abstand zwischen ihnen war zu groß und der „zweite Ball”, wenn die Kölner mal schlampig verteidigt hatten, ging zu fast hundert Prozent an sie. Warum? Nicht zuletzt deshalb, weil Ono ungeeignet ist für die zentrale Position hinter der Spitze. Er hat nicht das Tempo aufzuschließen, geht nicht in und zu zögerlich an den Strafraum. Ono vermag wunderbar steil zu spielen, etwa aus dem Mittelkreis heraus. Ein mitstürmender, dynamischer und den Gegner unter Druck setzender Spieler mit Torgefahr ist er nicht.

Roman Prokoph hat seine Sache gut gemacht. Er ist weite Wege gegangen und hat viele Zweikämpfe gewonnen. Mehr, zum Beispiel einen abgeklärten Spielaufbau, darf man von ihm nicht erwarten. Prokoph ist nicht Aschenputtel. Und der VfL Bochum befindet sich nicht in einem Märchen, sondern in Abstiegsgefahr.