Heidelberg. Tolle Ausbeute für den KSV Witten: Fünf Medaillen bringen die Aktiven von der DM mit. Zweimal allerdings greifen die Wittener im Finale daneben.
Das Gesamtergebnis dieser Deutschen Meisterschaften werden sie sich beim KSV Witten 07 wohl in der Vereinschronik ganz dick rot unterstreichen. Zweimal Silber, dreimal Bronze - damit belegten die Ruhrstädter bei den Titelkämpfen in Baden-Württemberg hinter dem KSV Köllerbach den zweiten Platz in der Teamwertung. Und es hätte sogar noch besser ausgehen können - an Gold schrammten die Wittener zweimal haarscharf vorbei.
Auch am Tag nach seiner Finalniederlage war Gregor Eigenbrodt noch ein wenig kurrig. In erster Linie vor lauter Ärger auf sich selbst, denn im Finale der 79-kg-Klasse im freien Stil hatte der Wittener gegen Lucas Kahnt (AV Thalheim) kurz nach der Pause schon mit 6:0 in Führung gelegen.
Trainer des KSV Witten übt Kritik an Mattenleiter-Entscheidung
„Ich hab’ ein paar Probleme mit der Schulter gehabt, aber am Ende habe ich auch etwas den Kopf verloren“, haderte der 19-Jährige damit, dass er einen so komfortablen Vorsprung noch hergeschenkt hat und letztlich mit 6:8 verlor. Eine Entscheidung der Mattenleiterin aber war durchaus fragwürdig - das sah auch KSV-Trainer Samet Dülger so. „Beim Stand von 6:2 bekommt Gregor auf einmal eine Verwarnung wegen passiven Ringens. Sie hat ihm vorgeworfen, er würde seine Verletzungsprobleme simulieren“, ereiferte sich der Coach. So ging noch Punkt um Punkt verloren, Eigenbrodts Silbermedaille - nach dem Titelgewinn bei den Junioren - war aber aller Ehren wert. „Das Turnier hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, so Eigenbrodt, der auch ein Lob vom Bundestrainer Marcel Ewald bekam. Im Halbfinale hatte der KSV-Ringer gegen Christian Herrmann (Schifferstadt) überlegen mit 13:3 gewonnen.
Ebenfalls DM-Silber nahm am Sonntag Nico Brunner (87 kg) entgegen. Der Wittener Greco-Athlet zog durch souveräne Siege gegen Thomas Kramer (Penzberg) und Martin Scheel (Warnemünde) ins Finale ein, traf dort auf DRB-Auswahlringer Hannes Wagner. Brunner startete fulminant, erhielt für einen blitzsauberen Wurf eine Vierer-Wertung, lag lange mit 4:1 vorn. Dann gab’s auch hier eine strittige Entscheidung. „Nico wurde wegen Raustretens verwarnt und musste dann noch eine Wertung wegen angeblicher Mattenflucht hinnehmen. Das war überhaupt nicht nachvollziehbar“, so KSV-Coach Mirko Englich.
Auch Nico Brunner gibt in seinem Finale klare Führung noch ab
Merklich verunsichert und zudem durch eine Wunde am Kinn gehandicapt verlor Brunner noch mit 4:5. „Er hat am Ende wirklich Gold verloren statt Silber gewonnen. Nico war sicher nicht der schlechtere Ringer“, ergänzte auch Samet Dülger, der dem KSV-Rückkehrer eine starke Leistung attestierte.
Die erste von drei Bronzemedaillen für die Wittener gab’s im Turnier der Frauen für Viviane Herda. Im 62-kg-Limit bezwang sie zunächst Laura Köhler (Frankfurt/Oder) per Schultersieg, musste sich dann aber Luisa Scheel (SV Warnemünde) mit 1:3 beugen. „Ich habe den ganzen Kampf dominiert, hätte eigentlich den Sieg verdient gehabt“, so die Wittenerin. Beim Stand von 1:1 war Scheel ob der letzten Wertung im Vorteil. Herda riskierte alles, scheiterte aber mit einem Beinangriff. Im Duell um Bronze fertigte sie dann Vanja Gersak Perez (Ketsch) mühelos mit 6:0 ab und nahm die Bronzemedaille in Empfang.
Starke Auftritte von Viviane Herda, Noah Englich und Kutkagan Öztürk
Wie im Vorjahr auf Rang drei landete der zum KSV zurückgekehrte Kutkagan Öztürk (67 kg), der nach der 0:10-Auftaktniederlage gegen den späteren DM-Gewinner Marco Stoll (Markneukirchen) eine Ansage vom Trainerteam bekam und dann durchstartete. Schultersiege gegen Marc Fischer (Schifferstadt) und Wladimir Behrenhardt (Herbrechtingen) hievten ihn doch noch als Dritter aufs Siegerpodest.
Gleiches glückte am Sonntag auch Noah Englich im 77-kg-Limit. Nach zwei souveränen Siegen zog er im Semifinale gegen Maximilian Schwabe (KSV Pausa) mit 0:8 den Kürzeren. „Der ist körperlich noch mal ‘ne andere Liga“, urteilte sein Vater Mirko Englich. Doch im Duell um Rang drei war der 20-Jährige hellwach, fertigte Jason Partenheimer (Büdesheim) mit tollen Aktionen ab - 5:0, frühzeitiger Schultersieg für den KSV-Ringer.
Bronzemedaille für Maxim Skrypka von der SU Annen
Im 86-kg-Limit (Freistil) holte auch KSV-Mannschaftsringer Kiril Kildau (KSK Konk. Neuss) Bronze, siegte technisch überlegen im „kleinen Finale“ gegen Thomas Gebhardt (Appenweier), unterlag zuvor lediglich gegen den favoorisierten Achmed Dudarov (Weingarten) mit 4:8. „Für Kiril wäre bei der DM sogar noch mehr drin gewesen, er hat ein tolles Turnier gerungen“, so das Lob von Samet Dülger. Die eine oder andere Unachtsamkeit weniger, dann hätte der 20-Jährige aus Köln auch noch weiter oben auf dem Podest landen können.
Eine Medaille für den Landesverband NRW steuerte bei den Deutschen Meisterschaften auch Maxim Skrypka von der Sport-Union Annen bei. Der Youngster war einer von lediglich vier Teilnehmern in der Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm (griech.-röm. Stil). Nach seinem technisch überlegenen Auftaktsieg (9:0) gegen Artur Gaas vom TV Meppen verlor der SUA-Athlet zwar seine beiden weiteren Kämpfe, hatte die Bronzemedaille aber sicher.
Die Topfavoritin in der Klasse bis 59 Kilogramm, Sandra Paruszewski (AV Sulgen), ließ einmal mehr nichts anbrennen. Die mehrfache Deutsche Meisterin, die in der vorigen Saison für die SU Annen in der Oberliga auf die Matte ging und das auch in der neuen Kampfzeit tun soll, setzte sich in ihrem Finale am Samstag gegen Elena Brugger (TuS Adelhausen) mit 3:1 durch und sammelte die nächste DM-Trophäe ein.
Alle Nachrichten aus dem Wittener Lokalsport finden Sie hier.