Essen. Essener bringen Spitzenreiter Flensburg-Handewitt an den Rand einer Niederlage. Diese Einstellung benötigen sie auch gegen direkte Konkurrenz.
Die Spieler von Tusem Essen blickten ins Leere, da war nichts. Noah Beyer, Justin Müller und Co. suchten Antworten nach der denkbar knappen 28:29-Niederlage gegen den haushohen Favoriten SG Flensburg-Handewitt: Warum hat es am Ende doch nicht gereicht, den Spitzenreiter richtig zu ärgern? Warum war es mal wieder eine starke Leistung, die nicht mit Punkten belohnt wurde? Und warum ist der Tusem eigentlich nur Tabellenvorletzter?
Unmittelbar nach dem Spiel waren diese Fragen kaum zu beantworten. Zu sehr hatte sich der Aufsteiger bemüht, für die Sensation zu sorgen und hatte dabei viel Kraft gelassen. Essens Torhüter Sebastian Bliß, der vier Siebenmeter parierte, ärgerte sich über eine vergebene Möglichkeit: „Wann hat man als Aufsteiger mal die Chance einen Punkt gegen eine Weltklasse-Mannschaft zu holen?“ Schon wieder so eine Frage.
- Auswärtsspiel: Melsungen zu stark
- Transfermarkt: Talent wechselt nach Dänemark
- Hoffnung: Defensive hat sich stabilisiert
Eine Menge Herz und Leidenschaft investiert
Klar ist: Diese Chance kam nicht von ungefähr. Der Tusem investierte gegen den Titelanwärter eine Menge, vor allem Herz und Leidenschaft. Aber dies allein reicht nicht, um gegen so ein Kaliber zu bestehen. Die Gastgeber wussten auch spielerisch zu überzeugen.
„Wir waren so nah dran am Erfolg, weil wir von unserer Spielfähigkeit her genauso gut waren wie Flensburg. Das ist ja das Verrückte an der Geschichte“, lobte Trainer Jamal Naji sein Team, das erneut vom starken Justin Müller angetrieben wurde.
In der Offensive hatte der Aufsteiger viele Ideen, wie er den Titelkandidaten ärgern könnte. Von Expresspässen über dynamische Durchstöße bis hin zu Kempa-Tricks: Gegen die Flensburger traute sich der Tusem alles zu. Und tatsächlich wurde dieser Mut immer wieder belohnt, die Hausherren ließen sich zu keinem Zeitpunkt abhängen.
Gäste loben auch Kreativität der Essener im Angriff
„Es war eine zähe Nummer, Essen sprang immer wieder aus dem Sack“, sagte SG-Trainer Maik Machulla nach dem knappen Sieg und ergänzte: „Die Essener waren sehr kreativ, hatten uns immer in Bewegung und stellten uns vor viele Herausforderungen.“
Auf der anderen Seite zeigte der Tusem in der Defensive erneut eine starke Leistung und erwies sich als sehr stabil. Es ist die Grundlage, um gegen solche Teams zu bestehen. Das spürten schon einige andere Gegner zuvor, wie die Füchse Berlin, die sich in Essen ebenfalls nur knapp behauptet hatten.
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Und daher fühlte sich Justin Müller nach der Niederlage gegen Flensburg auch an jene Partie gegen die Füchse (23:24) erinnert: „Für mich ist es ‚Berlin 2.0‘. Es ist genau das, was sich leider durch unsere ganze Saison zieht. Klar, wir haben ein megagutes Spiel gemacht. Aber es hat wieder ein bisschen gefehlt, um in so einem Spiel Punkte zu holen. Das ist leider sehr bitter.“
Tusem Essen braucht gleiche Emotionalität im Kellerduell
Der Tusem ist mittlerweile voll von Trostpflastern, bekommt ständig Lob und Anerkennung vom Gegner. Es gibt Komplimente für das Team von Jamal Naji, der damit mittlerweile nicht mehr viel anfangen kann: „Die Anerkennung ist gut, ja“, sagt der Trainer und zuckt mit den Schultern, „aber wir brauchen Punkte. Und jetzt haben wir ein paar Tage Zeit dieses emotionale Hoch zu verarbeiten und dürfen diese Emotionalität im nächsten Spiel gegen Balingen nicht vermissen zu lassen.“
Nicht etwa die Duelle gegen Größenordnungen wie Flensburg sind im Kampf um den Klassenerhalt wichtig, sondern eben genau die von Naji beschriebenen. Und da wartet nun mit der HBW Balingen-Weilstetten am Donnerstag (19 Uhr, Sparkassen Arena) ein Gegner, der unbedingt geschlagen werden muss, wenn der Abstieg noch verhindert werden soll.
„Wenn wir die gleiche Spielfähigkeit und Emotionalität auf die Platte bringen, dann werden wir Balingen schlagen“, ist sich Naji sicher und geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn wir das tun, dann sind wir auf zwei Punkte dran und glauben fest daran, dass wir die Klasse halten werden.“
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